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Blond und gefährlich

Blond und gefährlich

Titel: Blond und gefährlich
Autoren: Carter Brown
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nicht vor elf Uhr käme.«
    »Seinen Agenten?« bohrte ich
nach.
    »Leroy Dumas; ich habe ihn
einmal getroffen.« Ihre Mundwinkel verzogen sich scharf nach unten. »Ein
hinterhältiger kleiner Schwuler.«
    »War Thorpe ein erfolgreicher
Maler?«
    »Wenn Sie es im kommerziellen
Sinn meinen: nein. Ich glaube es nicht. Er hatte nie Geld zur Hand.«
    » Wieviel hat er Ihnen abgeknöpft?« fragte ich leichthin. Ihre Augen starrten mich ein
paar Sekunden lang haßerfüllt an, dann sanken ihre
Schultern nach vorn. »Ein paar hundert Dollar, glaube ich. Es drehte sich immer
um geliehenes Geld, das ihm bis zum Verkauf des nächsten Bildes über die Runden
helfen sollte, aber irgendwie schien sich nie ein Käufer zu finden.«
    »Kennen Sie jemanden, der Grund
gehabt hätte, seinen Tod zu wünschen?«
    »Vermutlich hatten Sie nie eine
Affäre mit einer verheirateten Frau, Lieutenant. Keiner von beiden redet über
das Leben, das er getrennt vom anderen führt.«
    »Thorpe war nicht verheiratet?«
    »Ganz sicher nicht«, zischte
sie.
    »Gab es irgendwelche andere
Frauen in seinem Leben?«
    »Seien Sie nicht albern.«
    Ich holte die Bilder aus dem
Zimmer nebenan und legte sie säuberlich gestapelt, die Vorderseite nach unten,
auf den kleinen Tisch neben der Couch, das Aktporträt von Iris Mercer obenauf.
    »Die Bilder hier lagen über den
Unterkörper von Thorpe ausgebreitet«, sagte ich. »Erinnern Sie sich
vielleicht?«
    »Vage.« Ihre Stimme klang
ungeduldig. »Ist das wichtig?«
    »Schauen Sie selber«, schlug
ich vor.
    Sie ergriff das erste Bild,
drehte es um und ließ es auf den Tisch fallen, als sei es glühend heiß. Sie
wurde wieder rot und wandte sorgfältig den Blick ab.
    »Ich nehme an, nur ein
professionelles Modell — oder eine verliebte Frau — würden für ein solches Bild
Modell stehen«, sagte ich mit neutraler Stimme.
    »Es ist das erstemal ,
daß ich es gesehen habe«, murmelte sie. »Glenn hat mir zwar ein paar
Schwarzweißzeichnungen gezeigt, aber ganz gewiß waren darauf nicht diese — Details
zu sehen.« Ihre Fingerknöchel klopften zornig auf den Leinwandrahmen. »Es sieht
aus, als hätte ich für ein verdammtes Sexmagazin Modell gestanden.«
    »Noch etwas«, sagte ich, »Sie
stehen damit nicht allein. Schauen Sie sich einmal den Rest an.«
    Als sie schließlich die anderen
drei Gemälde angesehen hatte, hatte ihr Gesicht eine ganze Stufenleiter der
verschiedensten Empfindungen ausgedrückt. Sie reichten von plötzlichem Schreck
bis zu eiskalter Wut.
    »Der dreckige, hinterhältige
Bastard«, fauchte sie. »Wissen Sie was? Ich bin froh, daß er tot ist!«
    »Erkennen Sie eine der Frauen?«
    »O ja!« Ihr Gelächter ließ mir
beinahe das Blut gerinnen. »Eine davon ist eine meiner besten Freundinnen. Wenn
ich es mir recht überlege, war es auf ihrer Party, als ich Glenn kennenlernte.
Ist das nicht ein entzückender Zufall?«
    »Welche ist das?«
    »Die übergewichtige Brünette,
die Champagner trinkt, den er wahrscheinlich von dem Geld gekauft hat, das ich
ihm gab.«
    »Ist sie auch verheiratet?«
    »Liz Niall ist ein einseitiges
Karriere-Mädchen, eine leitende Angestellte bei einer Werbeagentur. Ich nehme
an, sie hat zuviel Spaß daran, mit den Kunden herumzuschlafen, um an Heirat zu
denken.«
    »Kennen Sie den Namen der
Agentur?«
    »So was wie Lane, Lloyd und
Garcia, soweit ich mich erinnere.«
    »Dieser Garcia«, sagte ich
verwundert, »wie, zum Teufel, ist er je dort hineingekommen?«
    »Über Liz’ Bett, wie die
übrigen auch, jedenfalls sollte mich das nicht überraschen! Wenn ich daran
denke«, Iris Mercers Gesicht wurde plötzlich sichtlich älter, »die einzige
große Leidenschaft meines Lebens wird mich in dem Augenblick vernichten, da Hal
Wind von der Sache kriegt!« Ihre geballten Fäuste schlugen in plötzlicher Qual
auf die Knie. »Und dabei war ich die ganze Zeit über nur eine aus einem
Quartett von Frauen, mit denen sich Glenn herumgetrieben hat!«
    »Kommen wir auf diesen Abend
zurück«, sagte ich schnell, bevor sie völlig aus den Fugen geriet. »Was haben
Sie getan, nachdem Sie Thorpe vom Flugplatz aus angerufen hatten?«
    »Ich aß dort zu Abend und nahm
hinterher ein paar Drinks, nur um die Zeit bis ungefähr zehn Uhr auszufüllen.
Dann fuhr ich hierher, parkte vorn vor der Garage und ging zur Haustür. Sie
stand weit offen, wie immer, wenn Glenn wußte, daß ich kam.«
    »Und die Lichter?« fragte ich.
    Sie runzelte flüchtig die
Stirn. »Sie brannten im ganzen Haus. Als ich
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