Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blond und gefährlich

Blond und gefährlich

Titel: Blond und gefährlich
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
ins Wohnzimmer trat, rief ich
seinen Namen und sah, daß er nicht dort war. Er antwortete nicht, deshalb ging
ich ins Atelier und«, ihre Stimme schwankte einen Augenblick, »sah ihn da auf
der Couch liegen. Einen Augenblick lang glaubte ich, er sei eingeschlafen, aber
dann trat ich näher und sah, daß er tot ist. Ich schrie, und in der nächsten
Sekunde gingen alle Lichter aus. Ich hatte das schreckliche Gefühl, daß Glenns
Mörder darauf gewartet hatte, bis ich das Haus betreten hatte, um mich dann
ebenfalls umzubringen. Ein paar Sekunden lang war ich vor Angst völlig gelähmt,
dann begann ich zu rennen. Die ganze Zeit über konnte ich jemanden wie
wahnsinnig schreien hören; und mir wurde überhaupt nicht bewußt, daß ich das
selber war — bis ich in Sie hineingelaufen bin.«
    »Da stimmt was nicht«, sagte
ich langsam.
    »Vielleicht hätte ein mutiger
Polizeibeamter nicht geschrien«, fuhr sie mich an. »Aber ich...«
    »Das meine ich damit nicht«,
unterbrach ich sie. »Jemand hat heute abend gegen
halb elf Uhr im Büro des Sheriffs angerufen und gesagt, hier sei ein Mord
begangen worden. Wenn es der Mörder gewesen ist, der angerufen hat, dann sollte
man nicht erwarten, daß er gewartet hat, bis Sie eine halbe Stunde später
eintreffen, da er wissen mußte, daß die Polizei ungefähr um dieselbe Zeit
eintreffen würde.«
    »Es könnte auch ein anderer
angerufen haben«, sagte sie zögernd. »Vielleicht Leroy Dumas.«
    »Sicher!« bestätigte ich.
»Andererseits hätte der Mörder, wenn er Sie hätte umbringen wollen, das leicht
tun können, als wir beide uns als Silhouetten im Scheinwerferlicht meines
Wagens abzeichneten. Aber er hat es nicht getan; er zerschoß statt dessen die beiden Scheinwerfer.«
    Sie schüttelte bedächtig den
Kopf. »Das alles ergibt keinen Sinn. Oder?«
    »Sie haben recht«, brummte ich.
»Trinken wir noch was.« Sie ging mit mir zur Bar, setzte sich auf einen Hocker
und sah zu, wie ich die Gläser einschenkte. »Ich habe das Gefühl, als ob wir
plötzlich alte Freunde wären«, sagte sie mit weicher, kehliger Stimme. »Ich
meine, nun, da Sie mich so gemalt gesehen haben und so. Es ist ein sehr
akkurates Porträt, bis hinunter zu dem komischen kleinen Muttermal an der
Innenseite meines linken Schenkels.«
    Ich schob ihr das Glas hin. Als
ich den Kopf hob, sah ich den warmen Schimmer in ihren Augen. Ihre Hand glitt
über die Bar, bis sie auf der meinen ruhte; dann drückte sie sie leicht.
    »Sie sind ein sehr attraktiver
Mann, Lieutenant«, flüsterte sie. »Ich habe nicht das geringste dagegen, daß
Sie dieses Bild gesehen haben.« Ihre Finger verstärkten den Druck auf meiner
Hand. »Wenn Sie das Modell dafür sehen wollen — lebend, in Fleisch und Blut — ,
dann will ich das gern irgendwann mal für Sie arrangieren.«
    »Irgendwie scheint mir das hier
weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort zu sein«, murmelte ich.
»Schließlich liegt Glenn tot nebenan.«
    Sie holte plötzlich tief Luft,
blinzelte heftig und schob dann schmollend die Unterlippe vor. »Sie haben
natürlich recht. Ich dachte nur, es gibt schließlich andere Zeiten und Orte — wie
zum Beispiel Ihre Wohnung.«
    »Ein faszinierender Gedanke.
Wie wär’s von jetzt an in einer Woche«, ich grinste sie boshaft an, »wenn Ihr
Mann Zeit gehabt hat, ein bißchen abzukühlen.«
    »Nichts kann Sie davon
abhalten, ihm alles zu erzählen, oder?« Der Ausdruck verführerischer
Aufforderung verschwand abrupt von ihrem Gesicht, während sie ihre Hand von der
meinen entfernte. »Sie sind vermutlich auch nicht anders als der Rest der
Dreckskerle.«
    »Sind alle Polypen
Dreckskerle?« erkundigte ich mich.
    »Alle Männer sind Dreckskerle!«
Ihre Stimme klang belegt vor Selbstmitleid. »Sie haben keine Ahnung, wie Hal
ist; er ist von einer fast verrückten Eifersucht besessen; und wenn er das hier
erfährt, bringt er mich um!«
    »Ich habe da so eine gewisse
sentimentale Vorstellung«, sagte ich leichthin. »Wie er oben an den Stufen kurz
vor dem Einsteigen in die Maschine steht und zärtlich seiner liebenden Gattin
zuwinkt, bevor er hineingeht. Und Sie stehen hinter der Sperre, voller
Ungeduld, daß er endlich abschiebt, damit Sie Ihren Liebhaber anrufen und ein
Rendezvous für die Nacht vereinbaren können.«
    »Die Vorstellung können Sie getrost
fallenlassen«, zischte sie. »Sein Flug wurde aufgerufen, noch während er in der
Bar war. Er sagte, es lohne sich nicht, daß ich mein Glas in aller
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher