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Blitz wird herausgefordert

Blitz wird herausgefordert

Titel: Blitz wird herausgefordert
Autoren: Walter Farley
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Bogen. Aller Augen wandten sich ihm zu; es war die ungebärdige junge Stute, die von Manizales geritten wurde.
    »Sie hat die Angewohnheit, mit gesenktem Kopf zu galoppieren«, sagte der Reporter, »besonders, wenn Many sie fordert und ihren großen Kampfgeist weckt.«
    »Sie sieht dadurch noch kleiner aus, als sie ist«, bemerkte Henry, »aber Sie haben recht, sie hat ein großes Herz.«
    Die Stute flog vorbei, unentwegt von Manizales angefeuert, der sie zu äußerster Schnelligkeit trieb — als Vorbereitung auf den nächsten Tag, an dem sie zum erstenmal in diesem Jahr an einem Rennen teilnehmen sollte.
    Ein anderes Pferd erschien im hinteren Bogen und kam am Innenzaun entlang die Bahn herunter. Es war ein riesiger Bursche, aber seine Galoppsprünge blieben trotz aller Aufforderungen seines Reiters kurz.
    »Das ist Bolero, er kommt aus Argentinien«, erklärte der Reporter »Er ist der Turfchampion Südamerikas, was man nach seinem Arbeitsgalopp nie im Leben erwarten könnte. .Ich beobachte ihn jetzt schon seit zwei Wochen, aber er ist morgens eine absolute Null! Entweder ist er zu faul oder zu gerissen; vielleicht auch von beiden ein bißchen.«
    Henry sah sich den großen Hengst genau an, als er näher kam, und stellte die wunderbare Schubwirkung seiner Hinterhand fest, selbst bei diesem langsamen Galopp. Sie wies auf die enorme Beschleunigung hin, die er entwickeln konnte, wenn ihm der Sinn danach stand. Seine übrige Gestalt wirkte ungemein kraftvoll. Er war kein schlechthin schönes Pferd; sein Kopf war zu groß, und seine konvexgebogene Nase stand weit hervor. Abgesehen von dem massigen, muskelstrotzenden Hals und den schweren, aber gut gelagerten Schultern sah er eher unscheinbar aus. Seine Gliedmaßen waren derb, aber entsprechend seiner Größe gut proportioniert. Henrys fachmännischer Blick sagte ihm, daß dieses Pferd den anderen in Hialeah — Blitz nicht ausgenommen — Nüsse zu knacken geben würde, falls es sich entschloß loszulegen.
    Henry wandte sich zu Alec und ordnete an: »Laß Blitz heute morgen über die Grasbahn gehen, und zwar eine Meile, ungefähr 1:46 oder 1:47, nicht schneller. Laß ihn hernach noch zweihundert Meter leicht galoppieren und komm dann zurück.«
    Alec nickte; er war sich bewußt, daß eine schwere Aufgabe vor ihm lag, denn Blitz war darauf erpicht, sich auszulaufen. Er würde sich sehr ungern bequemen, so langsam zu galoppieren, wie es Henry befohlen hatte. Daß der Arbeitsgalopp auf der Grasbahn ausgeführt werden sollte, spielte keine Rolle. Die Aktion des Hengstes war ohnehin hoch, und er würde über den. Halmen galoppieren, nicht niedrig durch sie hindurchstreichen und davon behindert werden. Pferde mit angeborener »niedriger Aktion« haben meist mehr Schwierigkeiten auf grasbewachsenen Bahnen. Henry hängte die Führleine aus, und Alec ritt den Hengst auf die Grasbahn. Blitz reagierte sofort auf den kissenweichen Boden; seine Gangart steigerte sich, und er kämpfte gegen die kurzgehaltenen Zügel.
    »Langsam!« redete ihm Alec zu, der in den Bügeln stand.
    Die Galoppsprünge wurden kürzer. Früher war Blitz stets ärgerlich geworden, wenn man ihn zurückhielt. Das Älter- und Reiferwerden hatte ihn ruhiger gemacht; meistens fügte er sich jetzt Alecs Wünschen. Meistens, aber nicht immer!
    Als Alec die Zügel länger ließ, erhob sich gerade ein Schwarm Flamingos auf der anderen Seite der Hecke zu einem kurzen Flug, wie er ihnen durch ihre gestutzten Flügel allein ermöglicht wurde. Er sah die großen Vögel über sich und duckte sich vor, dicht an Blitz’ Hals.
    Fast im gleichen Augenblick wurden die Sprünge des Hengstes länger. Immer wieder empfand Alec es als wunderbar, wie unglaublich schnell Blitz loslegte — so schnell, daß ein Reiter, der darauf nicht gefaßt war und nicht sofort reagierte, glatt aus dem Sattel gestürzt wäre. Im vollen Galopp waren seine Sprünge mindestens anderthalb Meter länger als die anderer Pferde, so daß er mit weniger Sprüngen weit mehr Boden gewann.
    Alec lockerte die Zügel noch ein wenig; er wollte Blitz nicht im Maul behindern, ehe er in seinen raumgreifenden, gleichmäßigen Galopp gefallen war. So konnte er den Kopf zwanglos vorstrecken, statt ihn hochzuwerfen und gegen die Zügel zu kämpfen. Alec saß ruhig im Sattel und lenkte den Hengst nur, soweit das nötig war. Blitz blieb dicht am inneren Zaun, und es war schwer für Alec, abzuschätzen, wie schnell er über das Gras galoppierte, sobald er voll im Lauf
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