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Blitz wird herausgefordert

Blitz wird herausgefordert

Titel: Blitz wird herausgefordert
Autoren: Walter Farley
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einen immer wieder stellt.«
    »Wen willst du verulken, Henry? Du würdest Blitz doch um nichts in der Welt gegen ein anderes Pferd eintauschen.«
    »Selbstverständlich nicht!« erklärte Henry. »Ich habe mein ganzes Leben lang auf ein solches Pferd gewartet! Mag sein, ich mache mir zuviel Sorgen um Blitz. Manchmal kann ich seinetwegen weder essen noch schlafen. Ja, so steht’s nun mal! Aber ich möchte diese beständige Angst keinem anderen wünschen.«
    Alec las wieder in seinem Brief und sagte: »Dieser Junge scheint etwas anderes im Sinn zu haben. Hör zu, was er schreibt: >... und ich möchte gern einmal mit Ihnen Zusammenkommen. Ich lebe jetzt in Miami; unsere Familie kam im vergangenen Herbst hierher. Es würde mir keine Schwierigkeiten machen, zu Ihnen nach Hialeah zu reisen. Wäre es Ihnen recht, wenn ich bald einmal hinüberkäme? Ich habe etwas sehr Wichtiges mit Ihnen zu besprechen, und ich bin sicher, daß Sie mir helfen können.<«
    »Das ist prachtvoll, ganz prachtvoll!« sagte Henry sarkastisch. »Es ist genau das, was wir dringend brauchen — einen pferdenärrischen Jungen mit einem Problem!«
    »So kenne ich dich ja gar nicht, Henry!« meinte Alec. »Es kann doch niemand schaden, wenn er uns besucht. Ich weiß nicht, was mit dir in diesen Tagen nicht stimmt. Du bist in allem so mißtrauisch.«
    Henry straffte sich und machte den Versuch, Alecs Kritik gegenüber gleichmütig zu bleiben. Er hatte es nicht gern, so von Alec eingeschätzt zu werden. Alec war zu gelassen, während er — Henry — innerlich beunruhigt war. Vielleicht war es ein Zeichen des Alters, seines wirklichen Alters, das er so leicht vergaß, weil er sich noch jung fühlte. »Ich glaube, du hast recht, ich meinte es nicht so böse, wie es klang«, sagte er schließlich, »wir werden ihm helfen, so gut wir können.«
    Alec lächelte, um es seinem alten Freund leichter zu machen. Er meinte zu wissen, wie der Trainer fühlte. Blitz hatte unzählige Enttäuschungen, die Henry in seinem langen Leben erlitten hatte, wiedergutgemacht. Trotz seiner immer wachen Besorgnis wegen Blitz’ Wohlbefindens war Henry ein glücklicher Mensch. Ein so wundervolles Pferd zu haben bedeutete für jeden Menschen eine Bereicherung seines Lebens.
    »Willst du, daß ich fortfahre?« fragte Alec.
    Henry nickte trotz seiner steigenden Ungeduld.
    Alec las weiter: »Ich vermute, daß Sie sehr viele Briefe von Verehrern bekommen, die Sie besuchen möchten, aber ich versichere Ihnen, daß bei mir ein besonderer Fall vorliegt.«
    Henry brummte und trat von einem Fuß auf den anderen. Wieder war ihm unbehaglich zumute, weil Alec ihn ansah. Er wußte, daß der Junge ihm alle Gedanken von der Stirn ablesen konnte, auch die, die er eigentlich für sich behalten wollte. Er mußte ihn für einen ganz großen Narren halten, denn warum — um alles in der Welt! — fühlte er sich durch den Brief des jungen Menschen beunruhigt, der nicht anders war als Hunderte von anderen, die Alec früher erhalten hatte? Aber irgendwie gefiel ihm dieser Brief nicht, denn er spürte ein deutliches Unbehagen.
    »Nein, du weißt ganz gut, was ich meine«, sagte er schließlich. »Alle diese Burschen denken, ihr spezielles Problem wäre wichtiger als alles andere. Es verdrießt einen allmählich, noch dazu, wenn man soviel Arbeit hat wie wir!«
    »Na gut, Henry.« Alec faltete den Brief zusammen und schob ihn in die Tasche, »dann kann ich ja später zu Ende lesen.«
    »Das meine ich auch. Komm jetzt mit zu Blitz. Ich will seinen Huf noch einmal genau ansehen«, entschied Henry. »Bitte, gib mir die kleine Zange.«
    Während Alec den Koffer öffnete und in ihm herumsuchte, betrachtete Henry ihn aufmerksam. Es war wirklich bemerkenswert, daß Alec im Grunde genommen noch derselbe gute Junge war wie am Anfang ihrer Bekanntschaft, obwohl er inzwischen einer der berühmtesten Rennreiter seiner Nation geworden war. Es gab wenig Jockeys, die sich mit ihm auf der Rennbahn an Geschicklichkeit messen konnten.
    Ein paar Heuhalme hingen an Alecs weißem Hemd, und seine Blue jeans waren für Florida eigentlich zu warm. Wer ihn so sah, ohne ihn zu kennen, würde ihn sicher nicht für den Sieger in vielen großen Rennen gehalten haben, der er seit Jahren war.
    Als sich Alec mit der gewünschten Zange in der Hand ihm zuwandte, sagte Henry: »Nimm das Heu von deinem Hemd und aus deinen Haaren, sonst halten die Leute dich für einen Stallknecht.«
    Alec lachte. »Bin ich ja auch die meiste
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