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Blitz wird herausgefordert

Blitz wird herausgefordert

Titel: Blitz wird herausgefordert
Autoren: Walter Farley
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nur die Zeit, die der Sieger erzielt hatte: 1 Minute und 58 Sekunden! Damit war der Weltrekord für 2 000 Meter gebrochen!
    »Ich hab’s euch ja gesagt, wir haben ein wirklich großes Rennen hinter uns!« sagte Nick Marchione beinah ehrfürchtig.
    Der riesige Applaus, mit dem die Jockeys überschüttet wurden, als sie an den Tribünen vorbeitrabten, galt ihnen allen. »Du bist besonders gut geritten, Nick!« rief ein am Zaun stehender Mann. »Wie ein hungriger Löwe!«
    Nick Marchione grinste und sagte zu Alec: »Heute Hochrufe und morgen Spott. Einen Tag als Held gefeiert, am nächsten als Narr verhöhnt! Es wechselt immer, nicht wahr?«
    Dann wurden die Nummern an der beleuchteten Tafel hochgezogen und damit das Ergebnis des Widener Handicaps offiziell bekanntgemacht. Der Lärm von den Tribünen schwoll zu einem Orkan an. Die Kamera hatte die Wahrheit enthüllt — Blitz hatte um eine halbe Nasenlänge gesiegt! Dann folgte Feuerstrahls Nummer 6 und dieser die Nummer 1 von Mad Wizzard. Somit hatte Willy Walsh das Kunststück fertiggebracht, im letzten Moment noch Apache und Jay Pratt zu schlagen, die an vierter Stelle standen. Alec sah einen strahlenden Henry Dailey am Eingang zum Siegerring stehen. In wenigen Minuten würde Blitz dort drinnen wieder einmal, mit Blumen umkränzt, alle die Ovationen entgegennehmen, die er längst gewohnt war, und aus denen er sich wenig machte. Er würde begierig sein, in seinen Stall zu kommen und nach den Leuten ausschlagen, die ihm zu nahe kamen, während Henry den Widener Pokal entgegennahm, der sich vielen anderen Ehrenpreisen zugesellte.
    Die Fernsehkameras richteten sich auf sie, und der Ansager ging neben Alec her, als er Blitz in den Ring ritt. Er berichtete seinen Zuhörern: »Kein Pferdefreund, der Blut in den Adern hat, kann in diesem Augenblick einen anderen Gedanken haben als den, daß das diesjährige Widener Handicap eins der wundervollsten Rennen aller Zeiten gewesen ist! Vielleicht werden wir nie wieder ein Rennen dieser Art zwischen sechs einander fast ebenbürtigen Pferden sehen. Jedenfalls wird es in die Annalen des amerikanischen Turfs als eines der unvergeßlichen Ereignisse auf unseren Bahnen eingehen.«
    Alec sah zu den anderen Pferden hinüber, die gerade die Bahn verließen. Sie und ihre Reiter hatten ein großartiges Rennen hinter sich! Er hatte gesiegt, weil Blitz sein Bestes gegeben hatte, aber er fühlte, daß er — sobald die Feier im Siegerring vorüber war — mit Steve Duncan sprechen mußte. Das war wichtig, denn Steve, der Jockeylehrling, war in sehr viel größerem Ausmaß geschlagen worden als sein Pferd.

    Als Blitz sich wieder in seiner Box befand und versorgt war, ging Alec sogleich auf die Suche nach Steve, erst in seinem Stall, dann im Aufenthaltsraum der Jockeys. Dort fand er Steve allein. Er trug schon seinen Straßenanzug, hatte seinen Koffer gepackt und schien auf Alec zu warten. »Jetzt hast du einmal erlebt, wie es auf Rennbahnen zugeht«, sagte Alec zu ihm. »An einem Tag heben sie dich in den Himmel, gleich darauf scheinen sie vergessen zu haben, daß du noch da bist! Manchmal gewinnst du nur um wenige Zentimeter, wie ich heute, aber für die Reporter bedeutet das den größten Unterschied der Welt. Nick Marchione hat es gut ausgedrückt: >Einen Tag als Held gefeiert, am nächsten als Narr verhöhnt.< Das ist das Schicksal jedes Rennreiters.«
    »Ich bin kein Narr!« warf Steve schroff ein.
    »Ich meine es ja nicht wörtlich«, beschwichtigte Alec, »das tat Nick ebenfalls nicht. Er wollte nur sagen, wir müßten die Dinge hinnehmen, wie sie kommen. Vergiß die Niederlage, die du heute erlitten hast, aber lerne daraus. Dann führt sie dich vielleicht beim nächsten Mal zum Sieg.«
    Er wandte sich ab und wollte Weggehen. Augenscheinlich war es sinnlos, sich mit Steve in Erörterungen einzulassen; er schien immer noch nicht klüger geworden zu sein und jeden Rat zu verschmähen.
    »Ich bin auf der Bahn immerfort blockiert worden!« rief Steve ihm nach.
    Alec blieb stehen und drehte sich zu ihm um. »Ja, natürlich, aber es war nicht so schlimm, wie es hätte sein können! Du hast dich doch sehr geschickt herausgewunden. Was hattest du erwartet?«
    »Ich hatte das schnellste Pferd!«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, sagte Alec langsam. »Davon ist jeder Jockey in jedem Rennen überzeugt. Aber das schnellste Pferd ist nicht immer der Sieger. Das hat sich schon oft erwiesen; ich habe es selbst erlebt.«
    »Ich war sechsmal
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