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Blitz wird herausgefordert

Blitz wird herausgefordert

Titel: Blitz wird herausgefordert
Autoren: Walter Farley
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niemand anderen an sich heran, nicht einmal Henry. Dieser Umstand bedeutete für Alec einen langen Arbeitstag, aber er hatte keine Wahl. Henry behauptete, daß ein einwandfrei geputztes Pferd gleichbedeutend mit einem guten Pferd sei — eins ohne das andere war für ihn unmöglich.
    Blitz stand still, als Alec mit weichen Lappen und weichen Bürsten sein Fell bearbeitete. Endlich blieben nur noch seine Hufe zu reinigen. Nachdem auch das erledigt war, ging Alec in die Geschirrkammer und vertauschte seine leichten Schuhe gegen Reitstiefel. Dann nahm er die harte Jockeykappe, bezog sie mit einem frischgewaschenen schwarzweißen Überzug und fuhr mit der Faust in die weiche, dick mit Schaumgummi gepolsterte Höhlung. Es war sehr wichtig, daß diese harte, innen gepolsterte Kappe fest auf dem Kopf saß. Die meisten Menschen haben keine Ahnung davon, was es bedeutet, in vollem Galopp im Rudel um die Bogen der Bahn zu gehen. Jeder Jockey liebt das Dröhnen der stählernen Hufeisen auf der Bahn, aber wenn ein Reiter stürzte, wollte er seines Schädels sicher sein.
    Als Henry erschien, war die Sonne längst aufgegangen, doch lag ein leichter Nebel in der Luft. Henry blieb draußen stehen, wo die Sonne ihm warm auf den Buckel schien; seinen alten Knochen tat das wohl. Alec blickte schon ungeduldig zur Bahn hinüber; er konnte es kaum erwarten hinauszureiten. Die kühle Luft wirkte wie Sprudel auf ihn.
    »Es ist schon spät«, sagte er schließlich zu Henry. »Laß uns anfangen!«
    Henry blinzelte in das helle Sonnenlicht, ohne sich zu rühren. Er lauschte gedankenverloren dem Gesang der Vögel in den Büschen. Erst nach einem Weilchen sah er Alec an. »Denke nur, in New York haben sie wieder 15 Grad Kälte!«
    Alec zuckte die Schultern und beschied sich zu warten. Sie hatten den ganzen Vormittag vor sich, und Geduld war das Erfolgsgeheimnis seines Berufs, wie vielleicht das jedes anderen ebenfalls. Langsam ging er zu Blitz in die Box und legte ihm das Zaumzeug und den leichten Sattel an. Seine kräftigen Hände arbeiteten sanft und leicht an dem großen Pferd. Dann rief er nach draußen: »Er möchte hinaus, Henry. Er ist heute morgen ungeduldig.«
    »Ist er das nicht immer?« fragte der Trainer, der jetzt in der Türöffnung stand, die Augen auf dem schwarzen Hengst. Blitz war wirklich ein wundervolles Pferd! Er war schwerer geworden im letzten Jahr, hatte aber trotzdem nichts von seiner überragenden Schnelligkeit verloren.
    »Er wird dieses Jahr wieder prachtvoll aussehen auf dem Fernsehschirm«, sagte Henry ernst.
    Es gab keinen Zweifel, daß das Fernsehen Blitz zum berühmtesten und volkstümlichsten Pferd der Staaten gemacht hatte. In dieser Beziehung hatten sich die Dinge gewaltig geändert. Früher hatte man sich ein Pferd seiner Art auf der Rennbahn ansehen müssen, wenn man es richtig würdigen wollte. Jetzt zeigte der Fernsehschirm seine Leistungen in jeder Einzelheit überall im Lande viel besser.
    Blitz trat ungeduldig hin und her, als Henry Alec in den Sattel half, aber der alte Trainer hielt die Führleine eisern fest, bis Alec die Zügel in den Händen hatte und sicher im Sattel saß. Dann gingen sie die Stallgasse in Richtung zur Bahn hinunter; die Blicke aller Pferdepfleger folgten ihnen.
    Alec warf einen Blick auf die riesigen Königspalmen, an denen sie vorüberkamen; die Strahlen der Morgensonne fielen auf ihre großen Blätter. Es war immer noch ein wenig neblig, doch fing es schon an, klar zu werden.
    Eine Stute kam in leichtem Trab den Weg entlang. Ihr Reiter stand in den Bügeln und redete ihr gut zu. Blitz wollte hinterher. »Bleib schön ruhig, mein Junge!« bremste ihn Alec.
    »Das ist ein zappeliges, nervöses Pferd«, sagte Henry, »ich möchte es nicht in meinem Stall haben!«
    »Sie ist jung, sie wird schon noch ruhiger werden«, meinte Alec, zog die Zügel an und konzentrierte sich auf sein eigenes Pferd. Blitz wurde mit zunehmendem Alter immer kräftiger.
    Die Stute fing jetzt an, im Kreis herumzuwirbeln und sich zu bäumen; um ein Haar hätte sie ihren Reiter abgeworfen.
    »Sie ist roh und schwer zu behandeln«, sagte Henry. »Im letzten Jahr hat man sie nur zweimal an den Start gehen lassen. Manizales reitet sie.«
    »Ich weiß«, antwortete Alec; er hatte den kleinen Puertoricaner sogleich an der scharlachroten Kappe erkannt, die er immer trug. »Sie wird Many nicht abwerfen.«
    »Nein, ihn nicht! Er ist einer der Jockeys, die hierhergekommen sind, um zu arbeiten, nicht um angeln zu gehen
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