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Blitz wird herausgefordert

Blitz wird herausgefordert

Titel: Blitz wird herausgefordert
Autoren: Walter Farley
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oder in der Sonne zu sitzen.«
    »Ich habe ihn beobachtet, wenn er im Rennen reitet«, meinte Alec, »er ist ein Mann, der aufs Ganze geht, und in seinen Mitteln nicht wählerisch.«
    »Er möchte rasch viel Geld verdienen«, sagte Henry, »das macht ihn zum Draufgänger und bei den anderen Jockeys unbeliebt.«
    »Durchaus verständlich«, warf Alec ein. »Ich sah gestern, wie er Charly Hancox ins Innenfeld abdrängte. Ich kann nicht begreifen, weshalb er nicht disqualifiziert wurde.«
    »Er ist ein ebenso gerissener wie rauher Reiter und versteht es meisterhaft, solche Sachen so zu drehen, daß ihm eine Schuld schwer nachzuweisen ist.«
    Alec zuckte die Schultern. »Wie ich schon sagte: Jedes Mittel ist ihm recht, wenn es Erfolg verspricht. Denn Erfolg heißt Geld, und das ist für ihn die Hauptsache.«
    »Damit steht er nicht allein«, sagte Henry, »es sind noch sehr viele andere hier von den Inseln, die denken, sie können in Hialeah rasch reich werden.«
    Alec fiel der Besuch vom Tag vorher ein. Er hatte Henry am Abend berichtet, daß Steve dagewesen war, aber nicht, daß er hoffte, hier im Handumdrehen 65 000 Dollar zu gewinnen, noch auch den Grund für diesen Wunsch. Henry hätte ihn nur ausgelacht.
    »Aber eins will ich zu ihren Gunsten anführen«, nahm Henry den Faden wieder auf, während sein Blick Manizales folgte, »sie arbeiten sehr viel härter als die Mehrzahl unserer hiesigen Jockeys Deshalb setzen viele Trainer sie bei den Rennen ein.«
    Sie kamen zu einer Gruppe von Trainern, Pflegern und Reportern, die die Pferde auf der Bahn beobachteten. Ein Trainer rief lachend: »Guten Morgen! Seid ihr schon da?« Doch aller Augen ruhten auf Blitz, nicht auf Henry und Alec.
    Die Morgensonne ließ das üppige Gras des Innenfeldes gelblichgrün schimmern. Auf dem See in der Mitte der Bahn wurde eine große Schar Flamingos gehalten. Einige breiteten gerade ihre rosigen Schwingen aus, die im Sonnenlicht glänzten, als wären es Märchenvögel! Die meisten schliefen aber noch; man sah sie aus der Entfernung nur als schattenhafte Umrisse am Ufer des Sees. Henry hielt Blitz fest an der Führleine; er schien keine Eile zu haben, ihn freizulassen, und genoß die Aufmerksamkeit, die sie erregten. Die kleine Gruppe, die am Zaun gelehnt hatte, unterbrach ihr Geplauder und kam zu ihnen heran.
    »Blitz sieht wundervoll aus!« sagte einer. »Wieviel mag er jetzt wiegen? So an elfhundert Pfund?«
    »So ungefähr schätze ich auch.« Henry nickte. »Ich nehme ihn vorerst nur leicht heran; er soll sich nicht zu sehr anstrengen.«
    »Du mußt ja wissen, was für ihn gut und richtig ist.« Der andere lachte. »Du hast ja lange genug mit ihm Umgang. Eine feine Sache, seinen Lebensunterhalt so leicht zu verdienen! Mir scheint, daß Blitz hier nur frißt und schläft und ab und zu eine Schau aufzieht. Jedenfalls hat er noch nicht gezeigt, was er kann.«
    Henry lächelte. »Ich liebe es nicht, ein großes Pferd zur Eile anzutreiben. Es kann aber gut sein, daß wir eines Tages eine uns zusagende Startmöglichkeit wahrnehmen.«
    »Da wird sich die Rennbahnleitung freuen!« warf ein Reporter ein. »Jedesmal, wenn Blitz läuft, werden neue Besucherrekorde aufgestellt. Er übt eine Anziehungskraft auf die Massen aus wie früher Babe Ruth beim Baseball.«
    »Stimmt haargenau«, unterbrach ihn ein Trainer. »Und wißt ihr, warum? Er ist ganz einfach ein großer Effekthascher, und deshalb sind die Leute versessen darauf, ihn laufen zu sehen.! Man kann nie Voraussagen, wie er sich verhält — ob er von Anfang an die Spitze halten oder von hinten vorstoßen wird, oder ob er zu bummeln geruht. Nichts weiß man vorher bei ihm, und das macht ihn so volkstümlich!«
    Alec lächelte in sich hinein. Alle Leute bildeten sich ein, sein Pferd in- und auswendig zu kennen. In Wirklichkeit wußte nur er allein, was draußen auf der Bahn mit Blitz vor sich ging.
    Eine Gruppe von sechs Pferden galoppierte vorbei, alle Jockeys trugen die gleichen rot-blauen Blusen, ein Zeichen, daß sie zum selben Rennstall gehörten. Alle am Zaun Stehenden wendeten den Kopf, um das Yersuchsrennen zu beobachten, bis die Gruppe die Ziellinie passiert hatte.
    »Das Schöne an einem großen Stall ist, daß sie jeden Morgen mit dem eigenen Material ein Konditionsrennen veranstalten können«, sagte ein Trainer. »Das gibt den Pferden den Antrieb, den sie brauchen; es ist soviel wert wie fünf allein absolvierte Morgenritte.«
    Jetzt kam ein einzelnes Pferd um den hinteren
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