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Blitz und der Brandfuchs

Blitz und der Brandfuchs

Titel: Blitz und der Brandfuchs
Autoren: Walter Farley
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habe ich es während der sechzig runden Jährchen, die mein Leben nun währt, in ähnlichen Situationen gehalten. Erst nach der Landung auf dem Flughafen Idlewild werde ich wieder der alte umgängliche Henry sein. Inzwischen werde ich mir ausmalen, wie schön es gewesen wäre, Blitz auf einige der großen klassischen Rennen in Europa zu schicken... wenn er sich an dem dummen Stein nicht den Huf verletzt hätte. Nicht, daß ich mir seinetwegen Sorgen mache, er galoppiert ja unbehindert und hätte uns nicht im Stich gelassen, wenn es darauf angekommen wäre. So schlimm ist die Sache nicht, das stimmt schon; aber ich möchte ihm auf jeden Fall Zeit lassen, die kleine Verletzung völlig auszuheilen. Bei einem so wertvollen Pferd setzt man nicht gern etwas aufs Spiel. Nun, so werde ich mir während des Fluges überlegen, wie wir ihn einsetzen wollen, wenn er wieder vollständig in Ordnung ist. Bis dahin ist die Reise dann überstanden.“
    Alec sah seinen alten Freund an, als wollte er ihm die Antwort auf die Frage, ob ihm sein „Schneckenhaus“ jetzt ein Schutz sei, vom Gesicht ablesen.
    Henry saß mit fast geschlossenen Augen auf seinem Sitz. Der Schweiß rann ihm von der Stirn über das wettergegerbte Gesicht. Seine schwieligen Hände krampften sich um die Seitenlehnen des Sitzes, während der Copilot mit ihm sprach.
    Alec wandte sich ab. Er kannte seinen guten Freund lange genug, um zu wissen, daß er in einer Gefahr niemals versagte. Seine Augen schweiften zu dem geliebten schwarzen Hengst, der wenige Schritte entfernt beinahe bewegungslos in seiner Box stand. Wenn es etwas auf dieser Welt gab, das Alec Mut verlieh, so war es dieses wunderbare Pferd. Er redete mit ihm in seiner Geheimsprache, und der Hengst hob sofort den Kopf und zog am Halteriemen. Die Wirkung des Beruhigungsmittels würde noch andauern; er hatte ihm eine etwas größere Dosis geben müssen, damit das Pferd in der Aufregung über das Schlingern und Trudeln des Flugzeugs nicht die Box zertrümmerte. Als die ersten Sturmstöße kamen, hatte es bereits damit angefangen, vor Aufregung die Polsterung der Seitenwände mit den Hufen zu zerfetzen.
    Blitz machte die Augen wieder zu. Er verstand Worte und Laute, die ihm galten, ungewöhnlich gut. Auch auf Zungenschnalzen und Pfeifen reagierte er sofort. Alec konnte sich genau mit ihm verständigen und drückte Lob und auch Tadel damit aus. Blitz verstand den Sinn seiner Worte je nach der Tonlage aufs beste, und Alec bewahrte zu Hause auf der „Farm der Hoffnung“ ein kleines Büchlein auf, in dem er sich Aufzeichnungen über ihre Geheimsprache gemacht hatte. Zwischen dem Jungen und dem intelligenten Pferd bestand eine besondere Verbindung.
    Trotz der schläfrigen Haltung des Hengstes — mit hängendem Kopf und geschlossenen Augen — hätte ein Kenner in diesem riesigen Tier den Champion erkannt. Die kleinen, feinen Ohren waren selbst im Halbschlaf nach vorn gerichtet, und die großen Nüstern waren wachsam offen, als wolle er die geringste Witterung einer Gefahr sofort aufnehmen. Sein kraftvoller Körper war straff und sehnig, aber das Fell seidenweich. Die Beine trugen nur die Transportbandagen, die Muskeln traten unter der Haut hervor wie kräftige Stränge.
    Blitz schnaubte; er träumte wohl von anderen Nächten, in denen er frei und wild durchs Land gestürmt war. Er haßte es, gestriegelt, gewaschen und in Decken gehüllt zu werden. Vielmehr liebte er es, sein Fell in der Freiheit vom Regen und vom Wind striegeln zu lassen, von der Sonne getrocknet zu werden und seine Hufe von den Steinen und Felsen, über die er galoppierte, abschleifen zu lassen. Er war sich seiner Kraft und Gewandtheit, mit der er bisher auch die größten Gefahren bestanden hatte, voll bewußt. Der Instinkt des wildgeborenen Pferdes war so stark in ihm, daß er nie aufhörte, sich aus dem behüteten Leben, das er als gezähmtes Tier führte, fortzusehnen, und nur seine große Liebe zu Alec bändigte ihn. In seinen Träumen aber lebte er in der Freiheit, die er lange Zeit gekannt und glücklich genossen hatte.
    Alec wandte sich den Zuchtstuten und Jährlingen zu, dann ging sein Blick wieder zum Fenster. Draußen herrschte immer noch schwarze Nacht; nur der Wind hatte sich gelegt, und zwar genauso plötzlich, wie er sich vor mehreren Stunden erhoben hatte. Vielleicht war es dem Kapitän nun doch möglich, einen Landeplatz zu finden? Der leichte Druck in den Ohren sagte Alec, daß sie langsam tiefer flogen.
    Der Anblick des
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