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Blitz und der Brandfuchs

Blitz und der Brandfuchs

Titel: Blitz und der Brandfuchs
Autoren: Walter Farley
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in der die Sitze fast alle entfernt worden waren, um für die Ladung Platz zu schaffen. Hier roch es nach Heu, Hafer und Leder. Die hellen Deckenlampen beleuchteten Boxen aus festem Holz, in denen vier Zuchtstuten, acht einjährige Stuten und ein großer schwarzer Hengst standen. Die Pferde verhielten sich ruhig.
    Der Lärm der Motoren war nur noch gedämpft zu hören; doch auch hier lagen Drohung und Furcht in der Luft, wie vorn in der Pilotenkanzel. Der Angstschweiß stand den drei Passagieren auf der Stirn. Henry Dailey, der alte Trainer, klammerte sich mit zitternden Händen an die Seitenlehnen seines Sitzes, als der Flugzeugrumpf abermals von Sturmböen erschüttert wurde.
    Der Copilot setzte sich neben Alec Ramsay, der ihn fragte: „Es steht schlimm, nicht wahr? Wird es ein Unglück geben?“
    Der Pilot sah den Jungen lange an, ehe er antwortete: „Ich glaube, daß wir das Schlimmste überstanden haben. Wie kommt es, daß sich die Pferde so still verhalten?“
    „Wir mußten ihnen ein Beruhigungsmittel injizieren; sie fingen an, die Polsterung der Seitenwände abzureißen.“ Alec hatte tiefe Ränder unter den Augen. Lautlos und unaufhörlich leuchtete das rote Positionslicht draußen auf dem Flügel auf und erlosch. Wenn es aufleuchtete, traf der Strahl jedesmal das Gesicht des Jungen, das elend und besorgt aussah.
    „Wie geht es Ihrem Freund?“ erkundigte sich der Pilot, mit einer Kopfbewegung auf Henry Dailey deutend. „Vielleicht wäre es besser, ihm ebenfalls ein Beruhigungsmittel zu geben?“
    „Um Henry brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Er wirkt nur so verängstigt. In Wirklichkeit furchte ich mich am meisten, weil ich mit Blitz schon einmal in so einer Situation war. Ich dachte, ich hätte es vergessen, aber das war ein Irrtum.“
    „Hoffentlich geht es jetzt ebensogut für Sie aus wie damals, als Sie ja gerettet wurden!“
    „Demnach halten Sie unsere Aussichten für schlecht?“
    „Wollen Sie, daß ich die Wahrheit sage, oder soll ich so reden, wie es die Fluggesellschaft für diese Fälle vorschreibt?“
    „Bitte sagen Sie die reine Wahrheit“, antwortete Alec; er blickte auf das andere Fenster, hinter dem die sehr drohende Schwärze in rhythmischem Gleichmaß kurz von einem grünen Positionslicht aufgehellt wurde. „Vermutlich wollen Sie uns darauf vorbereiten, daß wir aufs Wasser niedergehen müssen“, fügte er nach einer Weile hinzu.
    Der Pilot nickte und sah den jungen Mann ernst an. „Wenn wir nicht sehr schnell Land finden, wird uns allerdings nichts anderes übrigbleiben. Wir haben nur noch sehr wenig Treibstoff und wissen nicht einmal, wo wir uns befinden. Die Verbindung mit den Flughäfen ist abgebrochen.
    „Mir scheint, der Wind hat sich ein wenig gelegt...“
    „Ich sagte schon, wir scheinen das Schlimmste überstanden zu haben...“
    „Vielleicht haben wir Glück und finden doch noch im letzten Augenblick Land“, murmelte Alec.
    „Nicht ausgeschlossen. Immerhin muß ich Sie für alle Fälle vorbereiten. Falls wir doch aufs Wasser niedergehen müssen, besteht trotz allem Hoffnung, zu überleben. Unsere Rettungsboote sind mit allem Notwendigen versehen, so daß wir durchhalten können, bis wir gefunden werden.“
    Alec dachte an die vielen Zeitungsberichte von Schiffbrüchigen, die tagelang im Ozean getrieben waren, bis man sie fand, und versagte sich weitere Fragen.
    „Ich werde jetzt den beiden anderen Bescheid sagen.“ Der Copilot stand auf.
    „Aber was wird aus den Pferden?“ fragte Alec. „Was können wir für sie tun?“
    „Dieselbe Frage habe ich vor wenigen Minuten dem Kapitän gestellt“, war die Antwort. „Er hat mir nicht geantwortet, denn es gibt nichts, was in unserer Macht steht. Wir können nur hoffen, daß sie Kraft genug haben, irgendwo an Land zu schwimmen.“
    Alecs Blick ging zu Henry Dailey, neben dem der Pilot jetzt stand. „Das Fliegen sollten wir den Vögeln überlassen, Alec“, hatte Henry vor ihrem Abflug gesagt. „Wenn Gott gewollt hätte, daß wir Menschen fliegen können, hätte er uns Flügel verliehen... Doch ich stimme dir zu, daß ein Nachtflug heim in die USA für ein Pferd eine weniger große Strapaze ist als eine siebentägige Überfahrt auf einem Schiff. So will ich die Zähne zusammenbeißen und diesen Flug zu überstehen versuchen, wie ich frühere überstanden habe. Ein guter Gesellschafter werde ich nicht sein, das erwarte nicht von mir! Ich werde mich in mich selbst zurückziehen wie in ein Schneckenhaus. So
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