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Blitz und der Brandfuchs

Blitz und der Brandfuchs

Titel: Blitz und der Brandfuchs
Autoren: Walter Farley
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übriggeblieben war.
    Enttäuscht erhob sich der große Vogel wieder in die Lüfte, so hoch, daß er nur noch wie ein kleines schwarzes, am Himmel treibendes Segel aussah. Kurz darauf entdeckten seine suchenden Seevogeläugen wieder einen kleinen, auf den Wellen schaukelnden Gegenstand: ein Rettungsboot, in dem sich mehrere Personen befanden.
    Henry Dailey zog seine Schwimmweste fester um den Körper und sagte mehr zu sich als zu den anderen Menschen: „Ich bin froh, daß ich die Sonne wieder sehen kann. Vor gar nicht langer Zeit dachte ich, der Anblick würde mir nie mehr vergönnt sein.“ Dann drehte er sich zu Alec herum und legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter: „Blitz ist ein ausgezeichneter Schwimmer, mach dir keine S orgen Junge! Alle Pferde können gut schwimmen! „ Der Copilot sagte niedergeschlagen: „Ich wünschte, der arabische Pferdepfleger hätte schwimmen können! Er rutschte ins Wasser, als das Rettungsboot wegglitt. Ich hoffte, er würde es noch schaffen, doch er hatte wohl die Schwimmweste nicht richtig zugeschnallt; er sank in die Tiefe und kam nicht wieder herauf.“
    Der Kapitän beruhigte ihn: „Du hast uns das schon ein paarmal geschildert, hör jetzt auf, dich zu quälen. Du hast alles getan, was in deiner Macht stand. Wir alle haben uns bemüht. Im übrigen sind wir selbst noch nicht in Sicherheit.“
    „Der Seerettungsdienst muß inzwischen die Suche nach uns aufgenommen haben“, murmelte der Copilot mutlos.
    „Seid doch nicht so negativ!“ versuchte der Funker seine Kameraden aufzumuntern.
    „Wir sind längst überfällig“, fuhr der Copilot drängend fort, „irgendjemand muß uns inzwischen vermißt haben!“
    Alec wandte Henry das Gesicht zu. Er war übermüdet und voller Angst und Trauer. „Weißt du bestimmt, daß Blitz nicht mit dem Flugzeug in die Tiefe gesunken ist?“
    Der Trainer nickte. „Ich bin ganz sicher! Alle Pferde sind gleich nach uns herausgekommen, daher schwamm uns ja das Rettungsboot davon! Eines der Pferde verfing sich im Halteseil und zerriß es.“
    „Hast du auch wirklich gesehen, daß Blitz dabei war?“
    „Ja! Er war mitten zwischen den Stuten! Ich sah sie nach einiger Zeit noch einmal, als sie im Rudel schwammen. Wir mußten sie von dem Gummiboot fernhalten, sonst hätten sie es aufgerissen.“
    „Und das war das letzte Mal, daß du ihn gesehen hast?“ fragte Alec bange.
    Henry nickte wieder. In der unruhigen See war er schon froh gewesen, die Pferde überhaupt noch einmal gesehen zu haben, doch er hütete sich, das Alec zu sagen. Sie mußten dankbar sein, daß nur ein Menschenleben zu beklagen war... bis jetzt. Denn sie waren ja, wie der Kapitän gesagt hatte, noch keineswegs gerettet!
    Der Funker beschäftigte sich mit einem kleinen Funkgerät, an dem ein Wasserstoffballon mit einer Antenne befestigt war. Er erklärte, daß mit Hilfe dieses Geräts ihr Notruf im Umkreis von mehr als hundert Seemeilen gehört werden würde. Jedes Schiff und jedes Flugzeug, das sich innerhalb dieser Zone befand, würde den Notruf empfangen.
    Der Kapitän fragte, ob jemand hungrig sei. Alle schüttelten den Kopf. „Besser ist es auch, sparsam mit unserem Vorrat umzugehen, fuhr der Kapitän fort, „denn wir wissen nicht, wann wir gefunden werden.“
    „Wenigstens trocknen wir jetzt“, meinte Henry und schaute erleichtert zur Sonne empor.
    Die Augen des Kapitäns folgten Henrys Blick. „Ich hoffe nur, daß die Sonne es nicht zu gut mit uns meinen wird. Unser Trinkwasser müssen wir besonders vorsichtig einteilen.“
    „Es bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten“, sagte der Copilot.
    Henrys Blick blieb zum Himmel gerichtet. Er sah dort einen sehr großen Vogel. Zuerst hatte er geglaubt, es sei ein Flugzeug. Immerhin, er nahm es für ein gutes Omen: Vögel haben ihre Nester an Land — so konnten sie nicht allzu weit draußen im Ozean treiben...

    Der Fregattvogel stieß nicht aus seiner Höhe hinab, um das Rettungsboot näher zu besichtigen. Nachdem er mehrere Minuten gezögert hatte, flog er in westlicher Richtung davon.
    Nach langem Flug entdeckte er wieder etwas und ging langsam und in Abständen tiefer und tiefer hinunter. Schließlich blieb er bewegungslos schwebend in etwas fünfzig Meter Höhe stehen.
    Im Wasser schwamm eine kleine Gruppe von Pferden.
    Blitz führte die Herde an. Er war sehr erschöpft und fürchtete sich, denn das Wasser war nicht sein Element. Er hatte entsetzliche Stunden lang in den aufgewühlten Wellen um sein
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