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Blitz und der Brandfuchs

Blitz und der Brandfuchs

Titel: Blitz und der Brandfuchs
Autoren: Walter Farley
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Leben gekämpft; erst als der Morgen dämmerte, hatte er wieder ein wenig Mut gefaßt. Er fühlte sich verlassen; immer wieder wieherte er laut, in der Hoffnung, Alecs geliebte Stimme würde ihm von irgendwoher antworten und Rettung bringen. Blitz schwamm, alle Kräfte einsetzend, um Alec zu finden. Angstvoll witternd hob er die Nüstern in den Wind, um endlich den vertrauten Geruch aufzufangen; aber Stunde um Stunde trug ihm der Wind nur den Salz- und Jodgeruch des Meeres zu.
    Die Wellen hoben ihn hoch und ließen ihn wieder nach unten gleiten. Die Sonne stieg, eine schmale rote Scheibe, die hier und da die über dem Wasser hängenden Nebelschwaden durchbrach. Als Blitz den Sog einer Strömung fühlte, riet ihm sein Instinkt, sich davon tragen zu lassen. Ein sanfter Wind hatte sich erhoben, und auch das Wasser erwärmte sich allmählich. Zum erstenmal fühlte Blitz die Hoffnung, sein Leben retten zu können. Er ließ sich von der starken Strömung treiben und bewegte seine langen Beine nur gerade soviel, um sich über Wasser zu halten.
    Den großen Vogel über sich sah er wohl, aber sein Instinkt sagte ihm, daß er nichts von ihm zu fürchten hatte, daß seine Feinde vielmehr in der Tiefe des Ozeans lauerten. Etwas entfernt wurde die Wasseroberfläche plötzlich lebendig; sie schien überzukochen von lauter kleinen Fischen, die ihre silberglänzenden Körper springend in die Luft warfen. Das war kein Spiel, sondern ein Kampf, zu überleben.
    Der Fregattvogel hing immer noch regungslos in der Luft.
    Eine große Rückenflosse durchschnitt das dunkle Wasser, tauchte anmutig auf und ab und verschwand wieder. Nach wenigen Minuten kam der große Fisch wieder an die Oberfläche, und diesmal sprang er voller Lebensfreude, in der Sonne silbern und blau aufglänzend, in die Luft. Es war ein Schillerfisch, und er mußte satt sein, denn er tauchte ab, und das Wasser in seiner Umgebung wurde wieder ruhig.
    Blitz beobachtete die Wasseroberfläche mit größter Wachsamkeit; er war sich der Gefahr bewußt, in der er und die ihm folgenden Stuten schwebten. Als ihn plötzlich aus ziemlicher Nähe zwei große Fischaugen neugierig anstarrten, schlug er instinktiv mit aller Kraft mit den Vorderhufen zu, und das Ungeheuer verschwand in der Tiefe.
    Die Stuten schwammen dichter an ihn heran, während der Hengst zu dem großen Vogel hinaufsah, der immer noch über ihnen schwebte. Aus welchem Grund tat er das?
    Der Fregattvogel bewegte plötzlich seine Schwingen und flog höher hinauf in den Himmel: Er stieß einen schrillen Schrei aus, dann umgab ihn wieder Stille; nur seine Flügel rauschten bei der raschen Bewegung. Nach kurzer Zeit war er nur noch ein winziges schwarzes Segel, das immer weiter in der Höhe entschwand. Viele Stunden trug die starke Strömung Blitz und seine kleine Stutenherde nach Nordwesten. Am frühen Nachmittag kamen ihnen Hunderte von Vögeln entgegen, und die Witterung von Land verstärkte sich.
    In der Nähe des Hengstes ließ sich ein Pelikan aufs Wasser nieder, nachdem er aus der Höhe niedergestoßen war und einen Fisch erwischt hatte. Er warf seinen Kopf mit dem schweren Schnabel zurück und schluckte seine Beute hinunter. Kormorane, Seeschwalben und Möwen belebten die Wasserfläche, alle eifrig nach Fischen tauchend.
    Eine Stunde vor Sonnenuntergang flogen die Vogelschwärme nestwärts. Blitz ließ sich von der warmen Strömung in der gleichen Richtung weitertreiben. Er blickte dabei nach Westen, nur gelegentlich suchten seine Augen am Himmel den riesigen Vogel, der immer noch in großer Höhe über ihnen dahinsegelte.
    Etwas später schwammen sie an kleinen Inseln mit palmenbestandenem Strand, an Sandbänken und Riffen vorbei; Blitz wußte bereits, auf welcher Insel er an Land gehen wollte. In kurzer Entfernung hob sich ein wolkenverhangener Berggipfel aus der See. Er bestand aus blankem Fels und schien weniger Vegetation zu haben als das kleinste Korallenatoll, an dem sie vorübergeschwommen waren.
    Am Himmel über dieser Insel segelte der Fregattvogel. In diesen Felsen, in einem einsamen Nest, hütete sein Weibchen ihr einziges Junges.
    Der Fregattvogel faltete seine Schwingen zusammen und ließ sich zur Erde gleiten. Zum erstenmal wurde jetzt sein kleiner roter Kehlsack sichtbar, der sich wie ein Kinderballon aufblähte, je näher er seinem Nest kam.

Im sicheren Hafen

    Die Nüstern des schwarzen Hengstes blähten sich bebend, als er gegen den Wind auf die Insel zuschwamm. Wenn das, was er witterte, ihm
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