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Pearls of Passion

Pearls of Passion

Titel: Pearls of Passion
Autoren: Walker Saskia
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“W as soll’s. Ich stehe auf Herausforderungen”, murmelte ich vor mich hin, als ich den antiquierten Aufzug zu meiner neuen Bleibe betrat. Die protzige schmiedeeiserne Konstruktion war das Komplizierteste, was ich je gesehen hatte.
    Als ich am Vorabend hier angekommen war, hatte ich die Treppen genommen und mein Gepäck vom Concierge in den Aufzug stellen lassen. Ich hatte einen klaren Kopf bekommen wollen und bewunderte während des Aufstiegs in den vierten Stock die Eleganz des alten Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert, das im 15. Arrondissement in Paris stand. Für meinen sechsmonatigen Aufenthalt in der Stadt hatte man mir hier eine kleine Wohnung zugeteilt.
    Der Fahrstuhl befand sich in der Mitte des Gebäudes. Die wesentlich robuster aussehenden Marmorstufen wanden sich um ihn herum. Vom vierten Stock aus hatte ich in den Fahrstuhlschacht geschaut und gesehen, wie der alte Lift sich seinen Weg nach oben erkämpfte. So einschüchternd er war, so wunderschön war er auch mit seinem schwarzen Eisen und dem Jugendstildesign. Doch die ganzen filigranen Verzierungen konnten mich nicht davon ablenken, dass der Boden aus kaum mehr als einer Metallplatte bestand und dass man zu allen Seiten die Kabelstränge und die Wände des Aufzugsschachts sehen konnte.
    Heute Morgen trug ich ein Businesskostüm und Pumps und nahm an, dass ich für den Weg nach unten besser den Lift nutzen sollte. Die Frage war nur, wie er funktionierte. Ich beugte mich über das Metallgitter und schaute in den Schacht. Der Fahrstuhl stand zwei Etagen unter mir.
    “Wollen Sie nach unten?”
    Ich zuckte erschrocken zusammen und drehte mich zu dem Mann um, der mich angesprochen hatte.
    Ich wusste nicht, was mich mehr überraschte, dass ich sein Kommen nicht bemerkt hatte oder dass er mich automatisch auf Englisch ansprach. Denn er war eindeutig Franzose.
    Franzose und umwerfend.
    Ganz in Schwarz gekleidet – ein Hemd, dessen oberster Knopf offen stand, Jeans, Lederjacke –, beobachtete er mich aus blauen Augen, die in starkem Kontrast zu seiner getönten Haut standen. Sein schwarzes Haar war raspelkurz geschnitten, der kantige Kiefer, die hohen Wangenknochen und die ausgeprägte Stirn gaben ihm ein unverwechselbares Aussehen. Obwohl ich meine höchsten High Heels trug, überragte er mich. Er musste ein Nachbar sein. Vielleicht war er gerade auf dem Weg die Treppe hinunter gewesen, als er mich gesehen hatte. Ich strich meinen Rock glatt und war mir bewusst, dass ich ihm vermutlich einen schönen Ausblick geboten hatte, als ich mich über das Geländer gelehnt hatte.
    Er zeigte auf die Türen des Fahrstuhls. “Der Käfig stört Sie ein wenig, nicht wahr?”
    Der Käfig.
Was für eine faszinierende Bezeichnung für den Lift – und so passend. “Nein, überhaupt nicht”, flunkerte ich. “Ich finde ihn wunderschön. Leider weiß ich nur nicht, wie man ihn bedient.”
    “Erlauben Sie mir, dass ich es Ihnen demonstriere.”
    Er legte eine Hand kurz ermutigend auf meinen Rücken. Die Berührung kribbelte am ganzen Körper. Der Mann drückte den Fahrstuhlknopf. Er war rund, aus Elfenbein und in glänzendes Messing gefasst. Mit einem vernehmlichen Knacken spannten sich die Fahrstuhlkabel an und der Mechanismus erwachte summend zum Leben. Bald darauf kam der Käfig in Sicht.
    “Einige der Bewohner des Hauses vermeiden, ihn zu benutzen, aber er ist eigentlich recht sicher und vor allem wunderschön.” Der verführerische Unterton in seiner Stimme stellte sicher, dass ich ihm meine volle Aufmerksamkeit widmete.
    “Ja, er ist wirklich ein kleines Kunstwerk.”
    Er bedachte mich mit einem anerkennenden Blick.
    Nachdem der Fahrstuhl seine Halteposition erreicht hatte, löste der Fremde die äußeren und inneren Gittertüren und rollte sie beiseite. Ich betrat den Käfig, wie er ihn genannt hatte, und er schloss die Türen hinter uns. Das Klappern von Metall, der resolute Klang des inneren Schlosses gaben einem wirklich das Gefühl, in einem Käfig eingesperrt zu sein, wäre da nicht das Licht, das durch die Ritzen im Fußboden geleuchtet hätte. Der Fremde drückte den Knopf fürs Erdgeschoss, und der Fahrstuhl machte sich rumpelnd auf den Weg. Adrenalin schoss durch meinen Körper, und ich schwankte leicht auf meinen hohen Absätzen.
    Mein Begleiter drehte sich zu mir um. Ein sinnliches Lächeln umspielte seine Lippen, als er seinen Blick langsam und anerkennend über meinen Körper gleiten ließ. Ich fühlte mich vollkommen nackt. So intensiv hatte
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