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Blitz und der Brandfuchs

Blitz und der Brandfuchs

Titel: Blitz und der Brandfuchs
Autoren: Walter Farley
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Furcht machte, so zeigte er es nicht. Seine Ohren hielt er steil gespitzt in Richtung seines Ziels. Der Wind trug ihm Laute zu, die ihn veranlaßten, schneller zu schwimmen. Er schnaubte erregt, als hätte er Artgenossen gewittert.
    Der Herdeninstinkt ließ die Stuten ihm dichtauf folgen. Sie hatten die Führerschaft des Hengstes widerspruchslos anerkannt und gehorchten seinen Anordnungen. Sein Schnauben warnte sie vor einer Gefahr; sie schlossen sich eng zusammen.
    Die Schatten eines Korallenriffs erschienen unter der Wasseroberfläche, einige Spitzen ragten darüber hinaus. Es hieß vorsichtig um sie herumzuschwimmen, denn wenn die Brandung eines der Pferde dagegen geschleudert hätte, wären seine Beine zerschmettert worden.
    Die Insel, die Blitz ausgewählt hatte, war merkwürdig und sehr verschieden von den anderen. Nichts Grünes noch tropisch Buntes und Fruchtbares war zu erblicken. Sie erhob sich aus dem türkisblauen Wasser so kahl und öde, als verhieße sie dem, der sich ihr näherte, Tod und Gefahren. Vom Meer aus gesehen, schien die Insel nur ein riesiger, eiförmiger Felsen ohne jedes Leben zu sein. An seinen kahlen Flanken wallten Nebelfetzen empor, während der Boden von dichten grauen Schwaden verhüllt wurde. Die Felswände stiegen zu mehr als dreihundert Meter Höhe auf. Der Gipfel rundete sich kuppelartig und leuchtete in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne.
    Der schwarze Hengst führte seine Stuten sorgsam zwischen den Klippen hindurch. Er fürchtete das Meer und war in Versuchung, schneller zu schwimmen, um das Wasser für immer hinter sich zu lassen. Wenn er bloß erst wieder festen Boden unter den Hufen fühlte! Trotzdem bewegte er seine Beine nicht schneller, sein Instinkt warnte ihn vor den unsichtbaren Riffen im Wasser in der Nähe der Insel. Mehrmals änderte er die Richtung und warnte die ihm folgenden Stuten.
    Nach einem Kampf mit der Brandung, deren schäumende Wellen wiederholt seinen Kopf überspülten und die hinter ihm kämpfenden Stuten in panischer Angst aufschreien ließen, entdeckte er eine niedrige, aber breite Lücke in der Felswand. Er schwamm mit aller Kraft darauf zu. Mit eingezogenem Kopf gelangte er knapp hindurch, aber auf der anderen Seite war wieder Platz, sich aufzurichten.
    Die Höhle, in die sie gelangten, hatte sandigen Boden und war sehr groß, in der Mitte von einem Kanal durchflossen. Nur durch die Öffnung von der See her kam einwenig Licht herein; es genügte, Blitz zu beweisen, daß seine scharfen Sinne ihn nicht getrogen hatten: Hier gab es Pferde die im Sand herumliegenden Dungspuren verrieten es!
    Blitz kletterte aus der Wasserrinne und wieherte den Stuten zu, ihm zu folgen. Seine Nüstern witterten bebend, seine Ohren waren hochgespitzt. Einen Augenblick stand er still, auf die Stuten wartend. Nur seine feuchte Mähne bewegte sich im Wind, der durch das Loch von der See her in Stößen hereinwehte.
    Nachdem alle Stuten aus der Rinne geklettert waren, führte Blitz sie in den äußersten Winkel der Höhle. Dort wartete er wieder eine Weile, bis sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Dann führte er seine Herde durch einen der langen, tunnelartigen Gänge aus der Höhle. Der Boden war steinig; Blitz lahmte, er versuchte seinen verletzten Huf zu schonen.
    Endlich erreichte er eine Schlucht, an deren beiden Seiten nackte Felswände in die Höhe stiegen.
    Die Schlucht öffnete sich in ein kleines Tal, durch das ein Bach floß. Blitz beschleunigte seine Schritte, um zu dem frischen Wasser zu gelangen. In diesem Tal blieb er mit seiner kleinen Herde während der Nacht.

    Die Stuten hielten sich ängstlich dicht beieinander. Eifrig rupften sie das zarte Gras; einige legten sich, vom langen Schwimmen erschöpft, zum Schlafen nieder. Allmählich waren alle diesem Beispiel gefolgt, nur der schwarze Hengst stand aufrecht und hielt Wache.
    Blitz verharrte still; er versagte es sich sogar, zu weiden. Aufmerksam lauschte er dem um die Felsen streichenden Wind nach, und seine Nüstern fingen jeden Geruch auf, der ihnen zugetragen wurde.
    Langsam stieg der Vollmond auf und verstärkte die feierliche Schönheit und Einsamkeit des kleinen Tals. Erst als Blitz ganz sicher war, daß keine Gefahr drohte, beugte er den Hals, um seinen Hunger zu stillen. Doch schon wenig später warf er wieder voll Spannung den Kopf auf und lauschte und witterte in die Nacht. Kein Muskel rührte sich unter seinem salzverkrusteten Fell. Er witterte Gefahr, blieb reglos,
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