Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz und der Brandfuchs

Blitz und der Brandfuchs

Titel: Blitz und der Brandfuchs
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
nicht genau.“ Der Pilot lächelte schwach: „Ich habe das erst einmal mitgemacht...“
    „Ich muß die Pferde noch losbinden“, sagte Alec.
    „Wenn es sich irgendwie machen läßt, selbstverständlich; aber es könnte sein, daß unsere Zeit dazu nicht ausreicht!“
    „Ich muß die Zeit haben!“ erwiderte der Junge entschlossen.
    Der Pilot wischte sich die Hände an der Hose ab und drückte Alecs Kopf hinunter. „Sie müssen vorgeneigt sitzen bleiben, den Kopf zwischen den Beinen, die Hände unten gefaltet. Dann alle Muskeln anspannen, wenn ich rufe: Achtung! Wir setzen auf! Haben Sie alle verstanden?“
    „Ja!“ Alec reckte sich auf seinem Sitz.
    „Und noch etwas“, fuhr der Pilot fort, „in Ihrer Schwimmweste ist ein Päckchen mit grüner Farbe. Wenn wir getrennt werden, müssen Sie es entleeren. Dann färbt sich das Wasser in Ihrem Umkreis, so daß man von den Suchflugzeugen besser gesehen werden kann.“
    „Das wird nicht nötig sein, wir werden alle zusammen mit Ihnen im Rettungsboot sein“, sagte Henry.
    Der Copilot machte das Boot bereit, und Alec sah wieder aus dem Fenster. Ihre Positionslichter blinkten nach wie vor in regelmäßigen Abständen: an und aus. Über ihnen trieben schwarze Wolken, aber die Luftschicht, in der sie jetzt flogen, war ruhig und hätte Sicherheit geboten, wenn nicht der Treibstoff... Er blickte nicht nach unten auf das wildbewegte Wasser, sondern sah zu Blitz hinüber, der mit geschlossenen Augen bewegungslos stand. Er fragte sich, ob diese Situation so verschieden war von der allerersten Nacht, die er damals mit ihm zusammen gewesen war. Infolge eines Unwetters war der Hengst sein Eigentum geworden. Ihr Schiff war gesunken; damals hatte es sich nicht um ein Flugzeug gehandelt, aber die See war ebenso wild und aufgewühlt gewesen wie heute nacht. Würde sich dasselbe noch einmal wiederholen? Würde er sich wieder an den Hengst klammern müssen und sich an Land ziehen lassen?
    Der Copilot löste das Rettungsboot von den starken Seilen, mit denen es hinter der Haupttür befestigt war. Sie würden es ins Wasser stoßen und mit C0 2 -Gas aufblasen, um es schwimmfähig zu machen. Das würde vierundvierzig Sekunden ihrer kostbaren Zeit wegnehmen. Ein Seil würde es am Flugzeug festhalten, bis alle eingestiegen waren.
    Alec beobachtete den Piloten und dachte daran, daß sie auch Glück haben mußten, so wie immer in äußerster Gefahr. Wohl war alles überlegt und geprobt; aber trotzdem waren die besonderen Umstände entscheidend. Alec war zu lange Rennreiter, um nicht genau zu wissen, von welchen „Zufällen“ es oft abhing, ob man einer Todesgefahr entkam.
    In dieser tobenden See würde es dem Kapitän unmöglich sein, das Flugzeug kontrolliert und sanft aufzusetzen. Sie würden mit Sicherheit gegen eine wilde Woge prallen, wenn nicht sofort, dann kurze Zeit später. Viele Gegenstände würden in der Kabine umhergeschleudert werden, also mußte er unbedingt den Kopf in der von dem Piloten angegebenen Weise zu schützen versuchen.
    Alec sah wieder zu seinem Pferd hinüber. Das Schlimmste für ihn war, daß weder er selbst noch ein anderer in den ersten schrecklichen Augenblicken nach dem Aufprall etwas unternehmen konnte. Nur beten und auf sein Glück hoffen, etwas anderes blieb nicht übrig. Abwarten und versuchen, den Aufprall lebend zu überstehen, bis die Maschine zum Stillstand gekommen war.
    Plötzlich fing ein Motor an zu spucken und zu stottern, dann ein zweiter. Das Flugzeug erzitterte. Es war die erste Warnung, daß der Treibstoff am Ende war. Die Nase senkte sich, die Maschine schwankte von einer Seite zur anderen.
    Die Beleuchtung über dem Schild Rauchen verboten ging an. Der Copilot rief: „Achtung! Wir setzen auf! Nicht bewegen, bevor das Flugzeug stillsteht! Haben Sie Geduld und verlassen Sie die Kabine in aller Ruhe!“
    Alec spannte die Muskeln an und wartete...
    Das Flugzeug war noch in der Gewalt des Kapitäns; es befand sich gerade noch genug Treibstoff in den Tanks, um den Motoren letzte Kraft zu geben. Tiefer und tiefer sanken sie, wie ein Riesenvogel, der seinem Nest zuschwebt.
    Alecs Schwimmweste war warm und tröstlich. Er hatte den Kragen hochgestellt, senkte weisungsgemäß den Kopf und betete. Wenn es wenigstens Tag gewesen wäre!
    Ein Motor begann zu würgen, dann stand er still; der zweite folgte. Die See griff mit weißschäumenden Wogenkämmen nach ihrer Beute...
    Anfangs war es nicht so verschieden von einer Landung auf der Piste eines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher