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Blitz und der Brandfuchs

Blitz und der Brandfuchs

Titel: Blitz und der Brandfuchs
Autoren: Walter Farley
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dritten Passagiers, eines fremden Pferdepflegers, verursachte Alec ein ungutes Gefühl. Der Mann hatte ungewöhnlich lange Arme, die er schlaff hängen ließ. Seine Haut war dunkelbraun, er hatte hohe Backenknochen und eine scharf gekrümmte Nase. Der Copilot sprach auf ihn ein, doch schienen seine Worte den ängstlichen Mann gar nicht zu erreichen. Er hatte seinen Platz seit mehreren Stunden nicht verlassen. Zu Beginn des Fluges hatte er Alec erzählt, er sei ein erfahrener Pferdepfleger, die Zuchtstuten und Jährlinge habe man ihm anvertraut, damit er sie zu ihrem Bestimmungsort begleitete. Es waren reinblütige Araber, die als Geschenk für einen jungen Pferdezüchter auf den Karibischen Inseln bestimmt seien.
    Alec hatte sich auf die Bekanntschaft mit dem zukünftigen glücklichen Besitzer dieser prächtigen Pferde gefreut. Henry und Alec hätten den Atlantik lieber auf einer nördlicheren Route überquert, doch in dieser Jahreszeit gab es keine andere Möglichkeit, schnell heimzukehren, und so griffen sie zu, als sich für sie und ihr Pferd in diesem Flugzeug Platz fand.
    Der Copilot verließ den arabischen Pferdepfleger und trat wieder zu den beiden Amerikanern. „Nehmen Sie jetzt die Schwimmwesten unter Ihren Sitzen hervor“, sagte er nervös, „ich will Ihnen zeigen, wie man damit umgehen muß.“
    Henry blickte auf und sagte: „Ich bekomme nicht gern nasse Füße. Wasser taugt bloß zum Waschen.“
    „Berufen Sie es nicht, daß wir niedergehen müssen, bevor es soweit ist!“ antwortete der Pilot scharf.
    Henry lächelte schwach.
    Der Copilot sah zum Fenster hinaus. „Mir scheint, es wird ein wenig heller.“ Er zündete sich eine Zigarette an, und das Zittern seiner Hände strafte seine hoffnungsvollen Worte Lügen.
    Alec wies auf den Araber, der den Kopf gesenkt hatte, als ob er plötzlich eingeschlafen sei. „Sie sollten ihn lieber wecken“, sagte er.
    Der Copilot ging zu dem Araber und schüttelte ihn, bis der Mann die Augen öffnete.
    Alec lauschte auf den gleichmäßigen Takt der Motoren. Es war bitter, zu denken, daß das Flugzeug alle Gefahren des Sturmes heil überstanden hatte und das Unheil nur kam, weil kein Treibstoff mehr vorhanden war.
    „Jetzt legen Sie Ihre Schwimmwesten besser an“, riet der Pilot. „Wenn nötig, könnten wir unseren Treibstoffrest ein wenig strecken, indem wir das Gewicht verringern und einen Teil der Ladung abwerfen. Die Entscheidung darüber liegt beim Kapitän.“
    Alec wagte nicht zu sprechen, er warf einen Blick auf sein Pferd. Sein rotes Haar war verwirrt und feucht, und er hatte das Gefühl, wie gelähmt zu sein. Er hatte nur eine Hoffnung — im letzten Moment noch die Kraft zu haben, die Pferde loszubinden, damit sie von dem sinkenden Flugzeug nicht mit in die Tiefe gerissen würden. Das hatte er sich fest vorgenommen.
    „Ziehen Sie Ihre Schuhe aus“, ordnete der Copilot an, „und legen Sie alle scharfen Gegenstände ab, Scheren, Messer, Zangen, auch Füller, Bleistifte und dergleichen. Wir müssen alles vermeiden, was unser Rettungsboot beschädigen könnte, unser Leben hängt davon ab. Um jeden Preis müssen auch die Pferde in Abstand gehalten werden, damit sie in der Angst mit ihren Hufen keine Risse oder Löcher am Rettungsboot verursachen. Es wäre besser, sie...“ Er hielt inne, denn er fühlte Alec Ramsays Augen auf sich. „Wir wollen sie nicht im Flugzeug lassen“, fuhr er ruhig fort, „wenn uns Zeit bleibt, lassen wir sie frei. Nur von unserem Rettungsboot müssen sie ferngehalten werden, das ist wichtig.“
    Das Flugzeug sank tiefer und tiefer in die Schwärze der Nacht. Der Sturm war abgeflaut, Wind und Regen hatten aufgehört. Nur die undurchdringliche Wolkendecke war geblieben, und die Maschine kämpfte sich hindurch, ihre letzten Reserven verbrauchend. Wie lange noch? Wenn sie wenigstens sehen könnten, was unter ihnen war, Land oder Wasser...
    Der Copilot unterrichtete sie jetzt mit erzwungen ruhiger Stimme, wie sie mit der Rettungsweste umgehen sollten. Sie mußte im letzten Augenblick aufgeblasen werden, falls die künstliche Luftzufuhr versagte, mit dem Mund.
    „Ich bin nicht versessen darauf, lange im Ozean herumzuschwimmen, wenn doch keine Aussicht besteht, daß wir gefunden werden“, murmelte Henry.
    Der Copilot rieb seine müden Augen. „Wir haben Leuchtsignale an Bord und auch ein Ersatzfunkgerät, so daß wir Notsignale geben können. Ich glaube nicht, daß es lange dauern wird, bis man uns findet. Unser Rettungsboot
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