Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
sofort von ihrem lächelnden Gastgeber unterbrochen.
    »Laßt uns zuerst die Stiere ansehen! Dort drüben sind sie, mein Freund. Selten kommen sie so nahe heran beim Weiden!«
    Ein Diener hatte das Tor geöffnet. Der Wagen fuhr ganz langsam weiter, an einer durch eine Mauer vom Weg getrennten Weide vorbei. Dort sah man eine Herde Stiere grasen, deren Silhouetten sich markant von dem Spätnachmittagshimmel abhoben.
    »Begehen Sie nicht den Fehler zu denken, sie glichen den eurigen daheim in Amerika«, sagte Don Angel sehr ernst. »Es sind Kampfstiere, deren Vorfahren in früheren Zeiten wild umherstreiften. Sie sind sehr schnell, kühn und ausdauernd, und sie greifen alles an, was nicht zu ihrer Herde gehört. Selbst ein nur vier Wochen altes Stierkalb geht, wenn es allein ist, auf jeden Menschen los, der sich ihm nähert. Den Instinkt zu fliehen, vor einer Gefahr davonzulaufen, gibt es bei unseren Kampfstieren nicht.«
    »Dann muß es ziemlich gefährlich sein, auf Ihrem Besitz umherzugehen«, bemerkte Henry.
    »Das ist es tatsächlich; deshalb müssen unsere Pferde sehr schnell und gewandt sein.«
    »Um auf diese Pferde zu kommen...« versuchte Henry einzuhaken.
    Aber sein Gastgeber hatte sich schon wieder abgewandt. Er hielt den Wagen an und beobachtete die Stiere. »Ich kann mir vorstellen, daß es für Sie sehr schwer ist, unser Gefühl den Stieren gegenüber zu verstehen. Wir züchten unsere tapferen Stiere auf Stärke, Mut und Angriffslust, wie Sie Ihre Pferde auf Schnelligkeit und Ausdauer gezüchtet haben.«
    Bei diesen Worten drehte sich Gonzáles Henry zu, und Alec konnte sein Gesicht von der Seite sehen. Er fand es angenehmer, Don Angel zuzuhören, als ihn zu betrachten. Es würde nicht leicht sein, höflich und freundlich zu ihrem Gastgeber zu sein, ohne vor seiner Häßlichkeit zurückzuschrecken.
    »Ich bin sehr gespannt darauf, El Dorado zu sehen«, hörte er Henry sagen.
    »Dafür wird morgen Zeit genug sein, Henry; er ist draußen auf der Weide«, antwortete Gonzáles. Alec schien es, als ob dabei ein nervöses Zittern über seine Backen lief.
    »Es dauert noch gut eine Stunde, ehe es dunkel wird«, meinte Henry. »Ist das nicht Zeit genug?«
    Alec beobachtete wieder das nervöse Zucken gerade unter dem Auge und genau über der schrecklichen Narbe.
    »Es wird länger dauern, bis wir Blitz untergebracht und Sie es sich in meinem Haus bequem gemacht haben«, erwiderte Gonzáles freundlich, aber entschieden. Er blickte über die Felder. »Immerhin können Sie El Dorado dort hinten in seiner Koppel von hier aus sehen. Dort drüben hinter den Stieren.«
    Ganz weit weg, durch eine Mauer von den Stieren getrennt, konnte Alec die Umrisse eines rennenden Pferdes inmitten einer Herde von Stuten und Jungpferden erkennen. Er starrte hinüber, bis sich der Wagen wieder in Bewegung setzte, um schließlich vor einem sehr großen Haus zu halten, das hinter einer hohen weißen Mauer lag.
    Als der Wagen stoppte, fragte er: »Haben Sie El Dorado selbst gezüchtet und aufgezogen, Angel?«
    Gonzáles zögerte einen Augenblick mit der Antwort, und diesmal sah Alec das nervöse Zucken der rechten Wange ganz deutlich. Die Muskeln zogen sich so heftig zusammen, daß sich sein Auge dabei beinahe schloß. Offensichtlich war Alecs Frage ihm nicht angenehm.
    »Nein«, sagte er endlich, »ein alter Freund hat ihn mir geschenkt. Er lebt in Arabien. El Dorado ist ein Sohn der Wüste.« Die Antwort kam scharf und abschließend.
    Alec war das gleichgültig. Er hatte herausbekommen, was er zu wissen wünschte. Seine Erregung stieg. War es möglich, daß Blitz’ Vater lebte, und daß er ihn eben aus der Entfernung gesehen hatte?

    VIERTES KAPITEL

Der Stier

    Während Alec mit Don Angel sprach, erschienen plötzlich viele Menschen, teils aus dem großen Haus, teils aus anderen Gebäuden, die dahinter standen. Mehrere alte Frauen trugen Tongefäße mit Speisen ins Haus. Sie kamen aus einem Gebäude, in dem sich wahrscheinlich die Küche befand, denn von dort drang der Geruch von Holzfeuer und gebratenem Rindfleisch herüber. Einige Männer umgaben den Wagen, die ehrfürchtig ihre Hüte zogen und Kinder und bellende Hunde abwehrten, die von allen Seiten herbeieilten.
    Gonzáles sagte: »Zuerst werden wir Ihr Pferd in einem Stall mit sauberem Stroh unterbringen. Dort kann es trockengerieben und gefüttert werden.«
    »Haben Sie nicht eine kleine Koppel, auf der Blitz eine Weile frei herumlaufen könnte?« fragte Alec. »Ich möchte ihm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher