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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater
Autoren: Walter Farley
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und sprangen nicht an. Henry hatte ebenfalls seinen Gurt befestigt. Er sah aus dem Fenster zu Abd al Rahman und Tabari hinüber, die neben ihrer Kutsche standen. Der Scheich winkte, aber Henry winkte nicht zurück.
    »Du brauchst mir nicht mehr zu erzählen, wenn du nicht willst«, sagte er zu Alec. »Ich kann mir den Rest zusammenreimen. Aber was wird jetzt geschehen?«
    »Sie will ihm alles sagen, sobald wir fort sind«, antwortete Alec. »Und das wird sie auch tun.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich vertraue ihrem Wort. Schließlich ist sie die Tochter ihres Vaters.«
    Die störrischen Motoren sprangen jetzt an, und bald darauf begann das Flugzeug zu rollen. Alec beobachtete Blitz, der ruhig in seiner Box stand. Er horchte auf das Dröhnen der Motoren, aber es schien ihm nichts auszumachen.
    Rasch wandte sich Alec dem Fenster zu, um noch einmal hinauszusehen. Abd al Rahman hatte seinen Arm um Tabari gelegt. Sie sahen dem jetzt schon schwebenden Flugzeug nach. Niemand konnte mit ihnen Zusammentreffen, ohne sie sympathisch zu finden. Als Gastgeber waren sie warmherzig, liebenswürdig und gastfrei gewesen, genau wie seinerzeit Abu Ben Isaak nach alter Beduinenart. So wollte er an beide zurückdenken.
    Henry sagte: »Abu Ben Isaak war ein höchst ehrenwerter Mann. Aber seine Tochter — ich kann es noch immer nicht fassen.«
    »Auch er war ein großer Hasser. Weißt du nicht mehr, daß er in schwere Blutfehden verwickelt war, die nie ein Ende fanden?«
    »Was haben diese Blutfehden mit Tabari zu tun?« fragte Henry.
    »Nur, daß sie auch in dieser Hinsicht die Tochter ihres Vaters ist, der Abkömmling einer Rasse, der Rachedurst im Blute liegt, weil ihre Stämme seit Jahrhunderten unaufhörlich gegeneinander kämpfen. Ich finde, das macht es für uns leichter, zu verstehen, wie sie sich in den Gedanken verrennen konnte, Blitz müsse sterben, weil ihr Vater von seinem Rücken zu Tode gestürzt war.«
    »Gewiß, das mag sein«, sagte Henry. »Aber sie hätte den letzten Willen ihres Vaters achten sollen. Glaubst du, daß sie ihre Tat wenigstens bereut?«
    »Dessen bin ich sicher«, meinte Alec. »Ziyadahs Tod durch ihre eigene Hand hat ihren Rachedurst erlöschen lassen. Wenn du sie gesehen hättest, als wir ihn fanden, wüßtest du, was ich meine. Sie wird nie wieder dieselbe sein.«
    »Und sie hat es noch vor sich, ihrem Mann zu beichten, was sich zugetragen hat«, brummte Henry. »Ich möchte wissen, wie er es aufnimmt, wenn er erfährt, daß sein Traum, mit Ziyadah zu züchten, aus ist.« Er schwieg eine Weile und setzte dann weise hinzu: »Aber er ist verliebt!«
    Das Flugzeug war jetzt über den Bergen. Alec blickte zurück. Er sah in der Ferne die Hochebene und noch weiter hinten ganz klein das wie für die Ewigkeit gebaute große Haus, mitten in seinen mit Mauern abgeteilten Weiden, das sie vor wenigen Stunden verlassen hatten. Er würde es wohl nie Wiedersehen. Wie würde es seinen Bewohnern ergehen? Und wie Blitz und ihm selbst?
    »Wohin fliegen wir eigentlich, Henry?« fragte er aus diesen Gedanken heraus. »Nach Hause?«
    »Direkt wohl kaum!« Henry lachte. »Gonzáles wird uns erst zu seinen Stieren bringen, aber diesmal wird es keinen Stierkampf geben. Und da wir nun einmal in Europa sind, möchte ich eigentlich nach einer guten Rennbahn suchen, mit Gegnern, die Blitz einigermaßen ebenbürtig sind. Ein richtiges Rennen, hübsch sauber und unkompliziert, würde wohl für uns alle eine Erholung sein nach dieser trüben, wirren Zeit. Meinst du nicht auch? Kannst du mir einen Vorschlag machen?«
    »Nein, im Augenblick nicht«, sagte Alec. »Mit den Rennbahnen in Europa kenne ich mich nicht aus. Darüber muß ich mich erst unterrichten. Aber am liebsten möchte ich nach Hause. Von fremden Ländern habe ich vorerst genug.«
    Henry nickte. »Im Grunde geht’s mir genauso. Na, sobald wir in Spanien sind, können wir uns ja in Ruhe entscheiden. Blitz wird’s daheim auch besser gefallen.«





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