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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater
Autoren: Walter Farley
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im hellen Licht stand ein Hengst, der nur Ziyadah sein konnte, denn es war ein prächtiger Goldfuchs. Er stand still, als wäre er aus Marmor gehauen, die Augen auf die Tür gerichtet. Dann hörte er Alecs erregtes Atmen und sprang mit einer geschickten Wendung zur Seite.
    Ziyadahs Augen standen so weit auseinander wie die seines Sohnes Blitz. Sie waren fast ebenso goldfarben wie sein Fell. Sie blitzten, und wenn er sie rollte, sah man für einen Augenblick das Weiße. Er schnaubte nach Alec, seine Nüstern weiteten sich. Selbstverständlich hatte er einen anderen Besucher erwartet.
    Er sprang wieder und warf den kleinen Kopf ärgerlich hoch. Seine Hufe berührten kaum den Boden, so leicht bewegte er sich von der einen auf die andere Seite. In diesem Augenblick fiel es Alec nicht schwer zu verstehen, warum die Eingeborenen ihn »Feuerschweif« nannten, denn die erstaunliche Leichtigkeit seiner Bewegungen machte es beinahe glaubwürdig, daß er in den Himmel galoppieren konnte...
    Jetzt zog sich der Hengst ganz hinten in den großen Stall zurück und stampfte erregt auf. In dem dort herrschenden Halbdunkel blitzten seine Hufe und ließen tausend Funken aufsprühen. Alec keuchte vor Überraschung. Hier hatte er die Antwort auf die Frage, woher die Funken kamen, die sich zeigten, wenn der Hengst mit fliegenden Hufen dahingaloppierte! Das war keineswegs geisterhaft, denn seine Hufe waren mit einer Gummihaut überzogen, auf der lauter bunte Metallplättchen klebten. Sie blitzten hell, wenn das Licht sie traf... und Gummi dämpfte die Hufschläge; auch hinterließ es auf Steinen keine Spuren.
    Wer hatte sich diesen Trug ausgedacht? Abd al Rahman?
    Alec ließ sich zu Boden fallen und spähte durch den dunklen Gang zu dem Feuerschein hinüber. Das Feuer brannte kaum noch. Wenn er kein Geräusch machte, fand er dort drüben vielleicht Antwort auf diese Frage, vorausgesetzt, daß derjenige, den er suchte, sich in der Nähe des Feuers befand und eingeschlafen war.
    Er löschte das Licht im Stall und schlich vorsichtig Schritt für Schritt den Gang entlang. Je näher er dem Feuer kam, desto besser konnte er seine Umgebung erkennen. Zwei Gänge gingen von dem breiten Gang seitlich ab; sie führten wahrscheinlich zu anderen Ställen oder zu ähnlichen Gewölben wie in den Kellerräumen unter dem großen Haus. Vielleicht bestand auch eine Verbindung dorthin durch das verrostete Eisentor, das er drüben gesehen hatte. Plötzlich fiel ihm ein, wie stark er das Liniment in Abu Ben Isaaks altem Arbeitszimmer gerochen hatte. Befand sich dieses Zimmer etwa gerade über dem Raum, dem er zustrebte? Dann brannte das Feuer wohl in einem Kamin, der in den gleichen Schornstein mündete. Und dann gab es wohl auch eine direkte Verbindung zwischen diesem unterirdischen Raum und dem großen Haus.
    Als er vor dem Eingang stand, ließ das sterbende Feuer gerade noch erkennen, daß es tatsächlich in einem Kamin brannte und daß der Raum wohnlich eingerichtet, aber im übrigen leer war. Neben dem Kamin stand ein Korb mit Holz. Leise schlich Alec hinüber, um Holz auf das Feuer zu legen.
    Die trockenen Scheiter flammten sofort auf, und in ihrem flackernden Licht sah Alec, daß mehrere schwarze Teppiche den Steinboden bedeckten und daß eine große niedrige Couch mit Kissen und einer Felldecke in einer Ecke stand. Außerdem waren mehrere hochlehnige Stühle, ein Schreibpult und eine Lampe vorhanden. Eine Nische barg eine moderne Kleinküche mit einer Kochplatte, einem Wasserhahn, einem Ausguß und einem Vorratsschrank. Neben der Nische führte ein Durchgang zu einem Baderaum mit einer Dusche. Das alles bezeugte, daß der Raum häufig benützt wurde, wohl auch zu tagelangem Aufenthalt. Die Wände bestanden aus Felsstein. Sie wiesen wie die Wände im Tunnel alte Pferdereliefs auf. Demnach war der Raum selbst sehr alt wie die ganzen Baulichkeiten hier unten. Doch es gab jemand, der moderne Bequemlichkeiten hinzugefügt hatte und hier ab und zu wohnte. Wer mochte es sein? Wer pflegte und hütete Ziyadah?
    Alec ging zu dem Schreibpult und strich mit der Hand über das dunkle Holz. Kein Staub! Also wurde es häufig benutzt... Er versuchte, ob sich die Schubladen öffnen ließen. Bis auf eine waren sie alle verschlossen. In dieser fand er weißes Briefpapier, Umschläge, Federn und Tinte. Er wollte das Schubfach eben wieder zuschieben, als er ganz hinten eine Photographie bemerkte. Es war ein Schnappschuß, der Abu Ben Isaak, Tabaris Vater, zeigte, Blitz am
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