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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater
Autoren: Walter Farley
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blickte er nach der Kabinentür, die zur Pilotenkanzel führte. Dort befand sich Henry, der versuchen wollte, einen Spanier, der zur Besatzung gehörte, nach Gonzáles auszufragen.
    Nicht lange, und Henry erschien. »Viel habe ich nicht erfahren«, sagte er, »im Grunde nur, daß Gonzáles ein bekannter Stierzüchter ist. Der Spanier war ganz überrascht zu hören, daß er auch Rennpferde züchtet. Er bestätigte mir, daß seine Landsleute an Rennen nie sonderlich interessiert gewesen seien, obwohl es in Madrid eine kleine Rennbahn gibt. Sie schätzen nur Stierkämpfe. Pferderennen betrachten sie als einen zu zahmen Sport.« Henry kicherte. »Da muß man doch lachen!« fügte er hinzu. »Die haben natürlich noch nie gesehen, was geschieht, wenn ein Rudel Rennpferde in den ersten Bogen geht. Von El Dorado hat der Mann übrigens noch nie etwas gehört.«
    »Und wir überfliegen den Ozean, um ihn zu sehen«, sagte Alec. »Ein ziemlich weiter Weg, bloß um einen Hengst anzuschauen...«
    »So weit nun auch wieder nicht, wenn man an Scheich Abu Isaak denkt, der fast um die halbe Welt gefahren ist, um Blitz zu sehen, als er erfuhr, daß du ein Pferd hattest, das dem ihm gestohlenen Hengst glich.«
    Alec nickte und dachte an den alten arabischen Scheich, der die ganze Richtung seines Lebens verändert hatte, dadurch, daß er ihm Blitz in seinem Testament vermachte. 1
    Henry erhob sich. »Sag mal, hören denn diese Hunde niemals auf zu bellen?«
    »Es scheint Blitz nicht zu stören.«
    »Ein Glück, sonst gäbe es Ungelegenheiten.«
    Alec nickte wieder. Er hatte Blitz’ Augen genau beobachtet und wußte, daß kein Grund bestand, sich Sorgen zu machen. Das Licht, das in seinen Augen flackerte und loderte, wenn der Hengst sich erregte oder ärgerlich wurde, war nicht vergnüglich anzusehen. Dann kämpfte er mit blinder Wut, kannte keinen Herrn mehr und keine Liebe, sondern nur noch die Instinkte eines wilden Tieres, das töten wollte.
    Das Flugzeug neigte sich plötzlich nach vorn und schoß in die Tiefe.
    Henry sagte: »Wir setzen wohl zur Landung an. Der Pilot sagte vorhin, länger als eine Stunde würden wir nicht mehr brauchen.«
    Alec sah durchs Fenster eine dicke graue Wolkenwand. Es war Nachmittag, und er hoffte, weiter unten würde es sich aufklären.
    Tatsächlich tauchte das große Flugzeug jetzt in helles Sonnenlicht. Alec konnte Berge erkennen und einen Fluß. Dann wandelte sich die Landschaft mit dramatischen Akzenten von frischem Grün zu dunklem Braun. Dürre Ebenen erschienen, die gelb und lohfarben aussahen wie die Wüste. Das baumlose Land erstreckte sich über Meilen und Meilen, doch bald blieb auch diese Gegend hinter dem schnellen Flugzeug zurück. Jetzt schoben sich Dörfer und kleine Städte ins Blickfeld, beherrscht von großen Kirchen und Kathedralen, deren Türme in den Himmel ragten. Straßen durchzogen das Land, eingefaßt von riesigen Pappeln. Sie unterteilten eine scheinbar endlose Ebene, die jedoch grün und fruchtbar war. Große Bäume wuchsen überall; in ihrem Schatten weideten Rinder- und Ziegenherden.
    Das Flugzeug ging immer tiefer; es glitt ruhig dahin wie ein riesiger Schlitten. Genau unter ihnen erhob sich das Land jetzt zu braunen Buckeln, und hier, am Ufer eines Flusses, lag ihr Ziel, die große Stadt. Sie kletterte in jeder Himmelsrichtung auf Hügel hinauf, mit weißen und grauen Häusern, durchzogen von breiten und schmalen Straßen.
    Die Motoren wurden jetzt scharf gedrosselt, die Fluggeschwindigkeit verlangsamte sich merklich, und zum erstenmal während der ganzen Dauer der Reise schlug Blitz aus gegen die Polsterung seiner Box. Alec sprach ihm beruhigend zu und streichelte sein Maul.
    Das Flugzeug setzte zur Landung an und beschrieb eine große Schleife. Man konnte die Leute unten auf den Äckern arbeiten sehen. Dann blieben die Äcker zurück, und die Landepiste kam in Sicht. Das Fahrgestell setzte auf, und bald kam das Flugzeug vor den Gebäuden des Flughafens zum Stehen.
    Die Hunde bellten noch lauter als zuvor, und Blitz schnaubte mehrmals. Die Tiere schienen alle zu wissen, daß das Flugzeug gelandet war.
    Henry trat ans Fenster. »Dort drüben steht ein knallgelber Kombiwagen mit einem überdachten Anhänger und einer Rampe«, sagte er, »das wird wohl unser spanischer Gastfreund sein. Richtige Pferdetransporter gibt es hier augenscheinlich nicht. Für einen Vollblutzüchter recht merkwürdig!«
    »John Hudson meinte, wir würden ihn gern haben«, erwiderte Alec, während
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