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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater
Autoren: Walter Farley
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gern erst ein wenig Bewegung gönnen, weil er von der Reise müde und steif ist. Auf diese Weise gewöhnt er sich rascher an seine neue Umgebung.«
    Gonzáles nickte: »Das läßt sich machen.«
    Er setzte den Wagen in Bewegung und fuhr hinter das Haus, an der Küche und großen Ställen vorbei, bis sich ein niedriges, weißgetünchtes Bauwerk vor ihnen erhob, durch dessen Mauer eine Art Tunnel ins Innere führte. Als Gonzáles dort einbog, hörte man das Brüllen eines Stieres. Blitz antwortete mit heftigem Schnauben.
    Gonzáles sagte: »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Die hier befindlichen Stiere sind in feste Pferche eingesperrt.«
    »Wo sind wir denn?« fragte Henry.
    »In meiner Arena«, antwortete Gonzáles. »Hier trainiere ich meine Pferde und meine Stiere, ehe sie verkauft werden.«
    Der Tunnel führte zu einem großen runden Platz, der ringsum eingezäunt und überdies an drei Seiten von einer treppenförmig ansteigenden Galerie mit vier Sitzreihen umgeben war. Don Angel steuerte den Wagen in die Mitte der sandigen Arena, kurvte und fuhr wieder in den Tunnel zurück, bis die Rückseite des Anhängers auf der Höhe des Tunnelausganges war. Dann hielt er an.
    »So, jetzt können Sie Ihr Pferd herauslassen«, sagte er. »Hier kann es eine Weile traben.«
    »Und die Stiere?« fragte Alec besorgt, denn er konnte ihr Brüllen jetzt deutlich hören; es schienen ziemlich viele zu sein.
    »Sie sind in den Pferchen hinter der Arena und fressen«, antwortete Gonzáles. »Ich zeige sie Ihnen gern, wenn Sie es wünschen.«
    »Daran dachte ich nicht«, sagte Alec. »Ich möchte nur wissen, ob ganz sicher keine Gefahr besteht, daß sie in die Arena kommen können?«
    Der große Mann lächelte. »Selbstverständlich nicht, Alec, sonst hätte ich Sie doch nicht hierher gebracht. So, nun lassen Sie Ihren Hengst heraus!«
    Blitz ließ sich ruhig aus dem Wagen führen. Die Nachmittagssonne schien schräg über die Galerie. Er schnaubte wieder; seine Nüstern weiteten sich, als er die Stiere witterte.
    Henry meinte: »Vielleicht sollte ich hier, du dort drüben stehenbleiben, damit wir verhindern können, daß er zu wild herumrast.«
    Alec schüttelte den Kopf. »Laß ihn nur laufen. Die starke Witterung der Stiere wird ihn davon abhalten, zu sehr zu toben.«
    Mit ruhiger Stimme redete er auf den Hengst ein und löste die Führleine.
    Blitz lief langsam und vorsichtig durch den Sand. Er lauschte mit äußerster Wachsamkeit auf jeden Laut, der von den Stieren kam, trabte an die Umzäunung heran und folgte ihr ein Stück weit im Kreis, bis er wieder bei dem Tunnel und dem Anhänger angelangt war. Er sah kurz zu Alec hinüber und lief dann weiter an dem Zaun entlang, bis er ein großes rotes Tor auf der gegenübergelegenen Seite erreichte. Dort blieb er stehen und schnaubte. Das laute Brüllen der eingesperrten Stiere kam von dort her.
    »Er ist ein sehr selbstbewußter Hengst«, sagte Gonzáles, »sonst würde er sich nicht so für meine Stiere interessieren.« Bei diesen Worten wandte er sich Alec zu. »Sie sehen, ich schätze Mut höher ein als Schnelligkeit!«
    Alec antwortete nicht. Er wollte sich wegdrehen, konnte es aber nicht; es war, als ob ihn die stechenden schwarzen Augen festhielten.
    »Ist Ihnen bekannt, daß die arabischen Pferde die einzigen sind, die den Mut besitzen, mit einem Löwen zu kämpfen, wenn sie angegriffen werden?«
    Alec schüttelte den Kopf. »Nein, das wußte ich nicht.«
    »Auch vor Kampfstieren fürchten sie sich nicht, obwohl sie noch gefährlichere Gegner sind als Löwen«, fuhr Gonzáles fort. »Die Geschichte weiß von vielen Kämpfen zwischen Löwen und Stieren zu berichten, die dabei die Raubkatzen töteten. In uralten Zeiten benutzten die Araber ihre Pferde zur Jagd auf wilde Stiere, die sie des Fleisches wegen jagten.« Henry löste den Bann, der Alec gefangen hielt, indem er einwarf: »Es klingt gerade, als ob Sie bedauerten, zu spät geboren zu sein für diese Art Sport...«
    »Sie haben recht«, erwiderte der große Mann ruhig, »aber die vergessene Kunst jener alten berittenen Jäger ist die Grundlage unserer Stierkämpfe. Und ich huldige einer Abwandlung dieses Sports, indem ich mich in dieser Arena mit meinem Pferd und stumpfer Lanze den Kampfstieren stelle.«
    »Das ist in meinen Augen weder Kunst noch Sport, sondern einerseits Tierquälerei, anderseits Selbstmordsucht«, sagte Henry gelassen.
    »Oh, nicht doch, Henry«, gab Gonzáles schnell zurück, wobei seine Augen
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