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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater
Autoren: Walter Farley
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davon, wie unsere Konkurrenz aussieht!«
    »Pah«, machte Henry verächtlich, »Pferde ausgerechnet aus Spanien dürften wohl doch für die Nachkommen von Blitz keine Konkurrenz sein. Ich kann nur nicht verstehen, warum John Hudson, ein guter Pferdekenner, sich darauf eingelassen hat, solche Pferde einzuführen und zum Verkauf zu stellen.«
    »Hör auf, Henry!« rief Alec. »Du weißt doch selbst, daß du darauf brennst, sie dir anzusehen!«
    »Aber nur, wenn du mitkommst, denn du kannst eine kleine Abwechslung genausogut brauchen wie ich. Du hast diesen Stall seit gestern Nachmittag nicht mehr verlassen.«
    »Damit hast du recht, aber was machen wir mit Blitz?«
    »Wir werden ihn einschließen. Slim wird ein Auge auf ihn haben; ein Pferd mehr wird ihn nicht belästigen.«
    Alec nickte. »Überdies werden wir ja nicht lange abwesend sein; es ist nicht weit. Also gut, Henry, ich fahre mit.«

    Kurze Zeit später holperte der kleine Pferdetransporter der »Farm der Hoffnung« mit Henry am Steuer eilig einen sandigen Weg entlang.
    »Ich bin bloß froh, daß du nicht so fährst, wenn du unsere Pferde transportierst«, bemerkte Alec.
    »Das ist doch wohl klar«, brummte der Trainer. »Wofür hältst du mich denn — für einen Narren?«
    Hinter einer Straßenbiegung tauchten plötzlich die niedrigen Stallungen von John Hudsons Farm auf. Henry fuhr langsamer. »Jetzt muß ich vorsichtig sein, damit die jungen Pferde nicht erschrecken.«
    »Dort drüben stehen drei in einer Koppel«, sagte Alec, die Augen der blendend hellen Sonne wegen zusammenkneifend. »Es scheinen Jährlinge zu sein.«
    »Scheint mir auch so«, sagte Henry, während er hinüberspähte. »John hat seine Ställe geräumt und macht die jungen Tiere für die Auktion bereit. Das dort werden die aus Spanien sein. Noch ein paar Minuten, und wir können sie genau sehen.«
    Der Transporter fuhr immer langsamer. Der Weg war leer; alles lag hier in friedlicher Sonntagnachmittagsstille. Sogar die Jährlinge in der Koppel verhielten sich ruhig. Sie standen nicht weit vom Zaun dicht nebeneinander, hatten die Köpfe erhoben und schauten mit wachen Augen herüber.
    Henry preßte seinen Körper plötzlich hart gegen die Lehne seines Sitzes, als benötige er eine Stütze. Seine Hände zitterten; er umklammerte das Lenkrad ganz fest, um sie ruhig zu halten. Alec an seiner Seite war blaß geworden. »Das ist doch wohl nicht möglich«, flüsterte Henry heiser, »nein, das kann nicht wahr sein!«
    »Aber es ist wahr«, rief Alec. »Abgesehen von der Farbe und der Größe gleichen sie ihm völlig! Sie sind vom Kopf bis Schwanz ganz und gar Blitz’ Ebenbilder!«
    Sie stiegen aus und traten an den Koppelzaun. Die Jährlinge kamen vertrauensvoll näher. Kein Zweifel, sie waren immer liebevoll behandelt worden; doch die beiden Pferdekenner waren nicht an ihrem Benehmen interessiert, nur ihren wundervollen, glänzenden Körpern galt ihre Aufmerksamkeit, keine Einzelheit entging ihnen. Zwei waren dunkelbraun, beinah schwarz; der dritte war goldbraun, kastanienfarbig.
    »Wenn mir John Hudson das erzählt haben würde, hätte ich seinen Worten keinen Glauben geschenkt. Aber jetzt sehe ich’s mit eigenen Augen«, murmelte Henry.
    Alec antwortete: »Sie entsprechen vollkommen dem Zuchtziel, das wir für uns aufgestellt, aber noch nicht erreicht haben...«
    »Ganz ihr Erzeuger«, hätte man mit Fug und Recht sagen können. Nur hatte Blitz bisher niemals solche Ebenbilder seiner selbst gezeugt, wie sie diese drei Junghengste aus Spanien darstellten.
    Die Jährlinge warfen die Köpfe auf; ein Vogel huschte hinter ihnen vorbei; sie schienen es bemerkt zu haben, ohne sich umzuwenden.
    »Genau wie er«, sagte Henry, »ihm entgeht auch nichts.« Alec sagte nichts; er folgte Henry auch nicht, als der Trainer um die Jährlinge herumging. Von ihrer gesamten Nachzucht auf der »Farm der Hoffnung« hatte bisher weder ein Hengst, noch eine Stute Blitz’ edlen kleinen Kopf in aller Vollendung geerbt. Alec hatte es als Regel hingenommen, wie es beinah alle Pferdezüchter tun, daß bei einer Verbindung zweier Blutlinien die Nachzucht immer den Kopf des weniger schönen Elternteiles erbt. Aus welcher Zucht konnten bloß diese Jährlinge aus Spanien stammen? Wer war ihr Vater? Wie war ihr Besitzer zu diesem Vater gekommen?
    Alec studierte noch einmal gründlich ihr leicht gebogenes Profil mit der breiten Stirn, die sich wie ein Schild zwischen Augen und Ohren wölbte und sich bis zum Nasenrücken
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