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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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aussieht.«
    »Zweimal hatte er nicht genügend Geld dabei«, sagte Hamal. »Da hat er eine Kreditkarte benutzt. Shearman Waxx. Ein äußerst seltsamer Typ.«
    »Na, machen Sie sich keine Sorgen. Selbst wenn er für heute Abend reserviert hätte, gäbe es keine Szene. Kritik macht mir nichts aus.«
    »Er hat tatsächlich reserviert«, sagte Hamal. »Allerdings für halb ein Uhr morgen Mittag.«
    »Als Schriftsteller muss man mit Kritik leben können.«
    »Das ist ein verflucht seltsamer Typ.«
    »Eine Rezension ist nicht mehr als die Meinung eines Einzelnen.«

    Hamal schüttelte den Kopf. »Er macht mir sogar ein wenig Angst.«
    »Ich lasse es einfach gut sein. Sie wissen ja, wie so was ist. Wenn ein Buch oder ein Restaurant schlecht besprochen wird - c’est la vie. Da macht man einfach weiter.«
    »Wir sind noch nie schlecht besprochen worden.«
    »Wieso auch?«, sagte ich verlegen, weil ich ins Fettnäpfchen getreten war. »Das Essen hier ist ausgezeichnet.«
    »Werden Ihre Bücher oft schlecht besprochen?«
    »Da führe ich keine Statistik. Vielleicht sind zehn Prozent der Rezensionen nicht gut. Oder zwölf Prozent. Bei meinem dritten Buch, da waren es eher vierzehn Prozent. Aber von negativen Dingen lasse ich mich nicht beeinflussen. Neunzig Prozent gute Rezensionen ist doch prima!«
    »Sechsundachtzig Prozent«, korrigierte Hamal.
    »Das war bloß bei meinem dritten Buch so. Manche Kritiker meinten, der Zwerg wäre nicht nötig gewesen.«
    »Ich mag Zwerge. Ich habe einen Cousin in Armenien, der ist ein Zwerg.«
    »Selbst wenn man einen Zwerg als Helden verwendet, muss man ihn als kleinwüchsig bezeichnen. Der Ausdruck Zwerg bringt manche Kritiker in Rage.«
    »Wenn dieser Kritiker hier ankommt, erinnert er mich immer an meinen Cousin.«
    »Wollen Sie damit sagen, Shearman Waxx ist ein Zwerg?«
    »Nein. Er ist gut einen Meter siebzig groß. Aber er wirkt ziemlich stämmig.«
    Die Eingangstür ging auf, vier Gäste kamen herein, und Hamal verschwand, um sie zu begrüßen.
    Wenig später kam Penny wieder. »Ich werde erst mal diesen leckeren Wein austrinken, bevor ich mich für ein Dessert entscheide«, sagte sie, als sie sich setzte.

    »Da fällt mir ein - heute Abend wollte Hud unseren Wein bezahlen. Er hat gesagt, ich soll ihm die Quittung schicken.«
    »Da würdest du bloß eine Briefmarke verschwenden.«
    »Vielleicht bezahlt er wenigstens die Hälfte. Er hat uns doch auch mal Champagner geschickt.«
    »Das war kein Champagner, sondern billiger Sekt. Wieso kommt er überhaupt auf die Idee, unsere Getränke zu bezahlen?«
    »Wir sollen damit auf die Rezension von Waxx anstoßen.«
    »Typisch Hud Jacklight! Der Mann ist dumm wie Bohnenstroh.«
    »So schlimm ist er auch wieder nicht. Bloß unbedarft.«
    »Meinst du? Mir passt es gar nicht, dass er mich immer unter Druck setzt, weil er mich als Klientin gewinnen will.«
    »Er holt brutal gute Verträge heraus.«
    »Aber von Kinderbüchern hat er nicht die leiseste Ahnung.«
    »Na ja. Schließlich war er auch mal ein Kind.«
    »Das wage ich zu bezweifeln. Ich habe mal was über Doktor Dolittle gesagt, und da hat er gemeint, ich spreche von unserem Hausarzt.«
    »Ein Missverständnis. Wahrscheinlich hat er sich Sorgen um dich gemacht.«
    »Du meinst, weil ich Doktor Dolittle erwähnt habe, ist Hud auf die Idee gekommen, ich sei sterbenskrank?«
    Es als Verteidiger von Hud Jacklight zu versuchen war eine undankbare Aufgabe. Ich ließ es bleiben.
    »Wenig später«, fuhr Penny fort, »hat er meine Lektorin zufällig beim Mittagessen getroffen und sie gefragt, ob sie weiß, wie lange ich noch zu leben habe. Der Mann ist ein totaler …«
    »Schleimschlinger?«, schlug ich vor.
    »Genau«, sagte Penny. »Der Wein ist wirklich ausgezeichnet. Du willst dir doch nicht die Erinnerung daran verderben,
indem du Hud so lange nervst, bis er wie versprochen das Geld dafür herausrückt!«
    Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich in den zehn Jahren, die ich Penny kannte, nichts vor ihr verborgen, was mir zugestoßen war. Hätte man mich damals gefragt, so hätte ich nicht erklären können, wieso ich ihr verschwieg, dass auch Shearman Waxx manchmal im Roxie’s zu Gast war. Später fand ich es dann heraus.
    »Denkst du etwa schon wieder an die Rezension von diesem Waxx?«, fragte sie.
    »Nein. Nicht richtig jedenfalls. Vielleicht ein wenig. Irgendwie.«
    »Lass gut sein«, sagte Penny.
    »Das tue ich doch.«
    »Nein. Du denkst ständig daran. Lenk dich ein wenig davon
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