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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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öffnete - und erleichtert feststellte, dass Milo unbekümmert schlief.
    Die Nachttischlampe war auf die schwächste Stufe geschaltet, in etwa so hell wie Kerzenlicht. Milo lag auf dem Rücken, den Kopf auf seinem Kissen. An den raschen Augenbewegungen hinter den geschlossenen Lidern war zu erkennen, dass er träumte.
    Neben ihm lag Lassie, die ihm die Schnauze auf den Bauch gelegt hatte. Sie war so wach wie jeder Wächter, der eine wichtige Aufgabe hat. Ohne den Kopf zu bewegen, richtete sie die Augen auf mich.
    Auf dem U-förmigen Schreibtisch zogen ineinanderfließende Farbwolken - alle in verschiedenen Blauschattierungen -
in Zeitlupe über den Computerbildschirm. Sie bildeten keine geometrischen Elemente, sondern ein Kaleidoskop aus gestaltlosen Formen.
    So einen Bildschirmschoner hatte ich noch nie gesehen. Da Milos Computer nicht ans Internet angeschlossen war, konnte er das nicht irgendwo heruntergeladen haben.
    Penny und ich waren der Meinung, dass das Internet einen eher negativen Einfluss auf die Welt hatte. Es bot den übelsten Subjekten uneingeschränkte Freiheit und Anonymität, ganz zu schweigen von zahlreichen Dingen, von denen man leicht abhängig werden konnte. Den Kindern raubte es ihre Unschuld und Willenskraft, wenn nicht gar den freien Willen selbst.
    Wenn Milo online gehen wollte, musste er deshalb meinen oder Pennys Computer benutzen. Auf beiden hatten wir rigoros diverse Kinderschutzprogramme installiert.
    Auf der Tischplatte links vom Computer lag ein Sammelsurium von Schaltplatten und sorgfältig beschrifteten Plastiktütchen mit Mikrochips, dazu eine auseinandergenommene alphanumerische Tastatur, ein ebenfalls zerlegtes Radio, Dutzende weiterer mir schleierhafter Gegenstände, die ich für Milo in diversen Elektronikmärkten besorgt hatte, und allerhand winzige Werkzeuge.
    Ich hatte keine Ahnung, was mein Sohn mit diesem Kram zusammenbastelte. Dennoch vertraute ich darauf, dass er sich an die Regeln hielt und nichts tat, womit er sich durch einen Stromschlag umbrachte, das Haus in Brand setzte oder sich in die Zeit der Dinosaurier zurückversetzte, ohne zu uns zurückfinden zu können.
    In Filmen war es immer eine äußerst erfreuliche, ja erhebende Angelegenheit, ein Wunderkind aufzuziehen. In der Wirklichkeit war es außerdem erschöpfend und manchmal sogar erschreckend.

    Das wäre wahrscheinlich anders gewesen, wenn Milos Genie sich aufs Klavierspiel und auf musikalische Kompositionen gerichtet hätte. Bekanntlich konnte selbst Mozart nicht so brillant in die Tasten greifen, dass sein Instrument explodierte und die Zuschauer mit Elfenbeinsplittern spickte.
    Leider - oder glücklicherweise, wie sich später herausstellte - lag Milos Talent im Bereich der theoretischen und angewandten Mathematik und Physik. Dazu gehörte ein tiefes, intuitives Verständnis von magnetischen und elektromagnetischen Feldern.
    Erfahren hatten wir das von Experten, die Milo zwei Wochen lang beobachtet und getestet hatten. Ich hatte nur eine verschwommene Vorstellung davon, was ihre Ergebnisse bedeuteten.
    Eine Weile hatten wir Universitätsstudenten angestellt, um ihn zu unterrichten, aber die hatten seinen Lernprozess eher behindert. Er war ein klassischer Autodidakt, äußerst motiviert und bereits im Besitz seines Highschool-Diploms.
    Ich war so stolz auf den kleinen Kerl, wie er mir Angst machte. Angesichts seiner geistigen Fähigkeiten hatte er wahrscheinlich nie Interesse daran, sich von mir etwas so Langweiliges wie Baseballspielen beibringen zu lassen. Richtig schade war das allerdings nicht, weil ich kein besonders sportlicher Typ bin, um es mal etwas euphemistisch zu sagen.
    Auf der Tischplatte rechts vom Computer lag ein großer, geöffneter Zeichenblock. Darauf befand sich der Konstruktionsplan irgendeiner Apparatur, zu deren Bau man eine Reihe von Mikroprozessoren, Caches, Datenspeichern, Bus-Verbindungen und noch geheimnisvolleren Objekten brauchte, die alle durch ein verwirrendes Labyrinth aus Leiterbahnen verbunden waren.
    Falls man zur Herstellung dieses Dings ein Mikrolötgerät
einsetzen musste, kamen weder Milo noch ich dafür infrage. Solche Tätigkeiten mussten wir Penny überlassen. Die besaß die ruhigen Hände einer Künstlerin, eine emotionale Reife, die Milo noch fehlte, und mechanische Fertigkeiten, von denen ich nur träumen konnte.
    Die sich ständig verändernden Formen auf dem Monitor, die aussahen wie eine brodelnde Masse aus blauem Protoplasma, kamen mir immer bedrohlicher

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