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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass
Autoren: John Sandford
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Ungeziefer und unterm Dach Fledermäuse, dachte der Killer kichernd, und in der Küche einen Bekloppten.
    Der alte Mann schrie ein letztes Mal, was wegen des Regens und des Windes kaum zu hören war.
    »Bitte, Gott, hilf mir …«
    Gut zu wissen, dass der alte Mann noch am Leben war; also würde er alles voll mitbekommen.
    Moonie trat durch die Küchentür auf die Veranda hinterm Haus, nahm ein Streichholzheftchen heraus, riss ein Streichholz an und setzte damit das ganze Heftchen in Brand. Moonie spielte ein bisschen damit herum, freute sich am zischenden Auflodern der Flammen und wartete, bis es richtig brannte, warf das Heftchen dann in die Benzinpfütze in der Küche, drehte sich um und lief in den Regen hinaus.
    Mit einem Knall landete das Feuer auf der Benzinpfütze, breitete sich flackernd aus, schlängelte sich auf einer Seite Richtung Wohnzimmer, unter dem einst eleganten, doch nun sehr schäbigen Flügel hindurch, und bewegte sich in der anderen Richtung wie etwas Lebendiges die Treppe hinunter in den Keller.
    Die Dämpfe im Keller waren nicht dicht genug, um eine echte Explosion auszulösen. Der von Säcken mit Holzspänen umgebene alte Mann hörte einen Knall und spürte eine glühende Hitze wie von einer Lötlampe, die im Nu jegliches Gefühl wegbrannte und im nächsten Moment tötete.
    Das war’s dann für ihn.

ZWEI
    Ankunft um Mitternacht
    Ein heftiger Regen fiel prasselnd aus einer keilförmigen Gewitterfront, und Virgil Flowers, der auf der I-90 Richtung Westen fuhr, bemühte sich, seinen Truck trotz des heftigen Seitenwinds in der Spur zu halten. Eigentlich hätte er in Bluestem sein sollen, bevor das Gericht schloss, doch er hatte bei einem Anwalt in Mankato eine eidesstattliche Aussage machen müssen. Der Anwalt hatte erst vor einem Monat sein Jurastudium abgeschlossen, und dies war sein erster Fall. Er war nach allen Regeln der Kunst verfahren und hatte nichts unversucht gelassen. Nicht dass Virgil ihm das übelgenommen hätte. Der Mann wollte seinem Klienten halt gerecht werden.
    Ja, die Waffe war in jenem Müllcontainer gefunden worden. Der Container war erst am Mittwoch, dem 30. Juni, geleert worden, obwohl der Müll normalerweise dienstags abgeholt wurde, aber durch den Memorial Day hatte sich alles nach hinten verschoben. Der Pizzamann hatte den Angeklagten am 29. gesehen, nicht am 28., weil die Pizzeria aus Patriotismus, wie alle italienischen Läden, am Memorial Day geschlossen gewesen war und der Pizzamann deswegen nicht gearbeitet hatte.
    So ging das drei Stunden lang. Bla, bla, bla.
    Als er zusammen mit Lannie McCoy, dem Ankläger in dem Fall, das Büro des Anwalts verlassen hatte, war es fünf Uhr gewesen, zu spät, um in Bluestem zu sein, solange das Gericht noch geöffnet hatte. Deshalb hatten sie beschlossen, in der Cat’s Cradle ein Sandwich zu essen und ein Bier zu trinken. Cat’s Cradle war eine Bar in der Innenstadt.
    Es tauchten auch noch ein paar Cops auf, und das Ganze wurde zu einem unterhaltsamen Snack mit Nachos, Cheeseburgern und Bier. Einer der weiblichen Cops sah sehr gut aus und hatte irgendwann die Hand auf Virgils Oberschenkel gelegt. Perfekt, wenn nur ihr Ehering in der Barbeleuchtung nicht so deutlich zu sehen gewesen wäre.
    Ein trauriger Countrysong.
     
    Er verließ die Cradle um halb sieben, ging nach Hause und packte eine Ladung Wäsche in die Waschmaschine. Während das Gerät im Hintergrund ratterte, setzte er sich in einen Schaukelstuhl im Schlafzimmer und reparierte einen aufgerissenen Saum an einer Fotoweste. Während er im Lichtkegel seiner Nachttischlampe dasaß und nähte, dachte er über die verheiratete Polizistin nach, die versucht hatte, ihn anzumachen; dachte auch ein wenig über Treue nach, was das bedeutete und welchen Ärger einem so’ne Sache einbringen konnte.
    Fühlte sich ein bisschen einsam. Er mochte Frauen, und die letzte war schon eine Zeitlang her.
    Als er mit der Weste fertig war, hängte er sie in den Schrank, in dem er Waffen, Pfeil und Bogen und seine Fotoausrüstung aufbewahrte, nahm eine Schrotflinte und zwei Schachteln Patronen aus seinem Waffensafe und legte sie neben einen leeren Matchbeutel. Er füllte den Matchbeutel zur Hälfte mit Unterwäsche, Strümpfen, T-Shirts und drei Jeans. Da er immer noch darauf wartete, dass die Wäsche fertig wurde, ging er ins Internet und sah nach der Mail vom Herausgeber eines Magazins, die angeblich gekommen sein sollte, aber nicht da war.
    Er klickte einen halbfertigen Artikel über
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