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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass
Autoren: John Sandford
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doch er konnte nicht hören, was der Mann sagte.
    »Das ist Bill Judd junior«, sagte Stryker. »Er ist stinksauer, weil die das Feuer nicht löschen.«
    »Selbst die Feuerwehr von New York könnte das nicht löschen«, erwiderte Virgil. Trotz des Regens spürte man die Hitze selbst auf fünfzig Meter Entfernung so heiß wie einen Föhn. »Dieses Ding brennt ein Loch in das Unwetter.«
    »Erzähl das mal Junior.«
    Das Feuer stank nach brennendem Stoff, altem Holz, Isoliermaterial, Linoleum, Öl und allem, was sonst noch in einem Haus steckt, und vielleicht auch ein bisschen nach verbranntem Fleisch. Sie sahen noch einen Augenblick zu, spürten die Hitze des Feuers und den kühlen Regen, der von den Kapuzen ihrer Regenanzüge in ihre Gesichter spritzte und ihnen am Hals und Rücken hinunterlief. »Glaubst du, dass er im Bett geraucht hat?«, fragte Virgil.
    Strykers Gesichtszüge zeichneten sich scharf im Schein des Feuers ab, und seine Mundwinkel gingen bei Virgils Frage nach unten. »Bill Parker, er wohnt in Lismore, kam über den Highway 8 in die Stadt. Er hat das Feuer gesehen, hm, das muss wenige Minuten gewesen sein, nachdem es angefangen hat. Als er darauf zufuhr, kam ihm ein Truck entgegen, der ziemlich schnell fuhr, achtzig bis neunzig Meilen pro Stunde, schätzt er. Und dabei regnete es fürchterlich. Der Truck ist auf den Highway 3 abgebogen, Richtung Interstate 90.«
    »Hat er gesehen, was das für ein Truck war?«
    »Nein. Er ist sich nicht mal sicher, ob’s ein Pick-up war. Könnte auch ein Jeep gewesen sein«, sagte Stryker. »Er hat nur gesehen, dass die Scheinwerfer ziemlich hoch waren.«
    Sie beobachteten noch ein bisschen das Feuer, dann sagte Virgil: »Viele Leute haben ihn gehasst.«
    »Ja.« Ein paar Leute aus der Stadt, die sich unten an den Cops vorbeigeschlichen hatten, kamen grinsend vorbei und versuchten, ihre Bierdosen zu verstecken. In einer Kleinstadt musste man vorsichtig sein. »Macht bloß, dass ihr hier wegkommt«, forderte Stryker sie auf.
    Sie betrachteten noch einen Moment lang das Feuer, schließlich gähnte Virgil. »Dann viel Glück, Jimmy. Ich fahr zum Holiday Inn.«
    »Warum bist du überhaupt raufgekommen?«
    »Reine Neugier«, antwortete Virgil. »Ich hab das Feuer gesehen, als ich die 90 entlangkam. Hab sofort gewusst, was es war.«
    »So ein verdammter Mist«, sagte Stryker und starrte ins Feuer. »Ich hoffe nur, dass der alte Schweinehund tot war, bevor ihn die Flammen erwischt haben. Ich wünsche niemandem, dass er bei lebendigem Leib verbrennt.«
    »Wenn er denn verbrannt ist.«
    »Ja, wenn.« Stryker runzelte plötzlich die Stirn und wandte seine grünen Augen wieder Virgil zu. »Du glaubst doch nicht etwa, dass er das vorgetäuscht hat? Dass er dahin abgehauen ist, wo er das Geld versteckt hat?«
    »Das mit dem Geld halte ich eher für eine Legende«, sagte Virgil und klopfte Stryker auf die Schulter. »Mach’s gut, Jimmy. Wir sehen uns morgen.«
    »Bloß nicht zu früh. Ich werd wohl noch’ne Weile hier sein.« Als Virgil bereits gegangen war, rief Stryker ihm noch hinterher: »Das mit dem Geld ist keine Legende, Virgil. Nur wegen dieses Geldes brennt’s hier.«
    Hinter ihm, ein Stück näher beim Feuer, brüllte Bill Judd junior immer noch die Feuerwehrmänner an. Er sah aus, als stünde er kurz vor einem Herzinfarkt.
     
    Das Holiday Inn war rauchfrei, und Haustiere waren streng verboten, doch in Virgils Zimmer roch es trotzdem nach Rauch und Tieren; hier schmuggelte man wohl nachts Zigaretten und Katzen ein. Außerdem roch es nach irgendeinem chemischen Zeug, das man hier versprühte, um den Geruch nach Rauch und Katzenpisse zu beseitigen. Man bekam zwei Betten, ob man wollte oder nicht. Virgil warf seinen Matchbeutel auf eines der Betten, zog den Regenanzug aus und hängte ihn zum Trocknen über den Duschkopf.
    Er war ein mittelgroßer Mann mit blonden Haaren und grauen Augen, gerade mal über eins achtzig, schlank mit breiten Schultern, langen Armen und großen Händen. Seine Haare waren viel zu lang für einen Cop, reichten ihm aber noch nicht ganz bis zur Schulter. Auf der Highschool hatte er in den drei wichtigen Sportarten mitgespielt und in allen Auszeichnungen bekommen. Er war Wide Receiver beim Football gewesen, Abwehrspieler beim Basketball und dritter Baseman beim Baseball. Für College-Football war er nicht groß und nicht schnell genug gewesen, für Basketball zu klein, und für College-Baseball hatte er zwar den richtigen Arm, traf aber die
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