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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass
Autoren: John Sandford
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vorn, und wieder würde ein Haufen Farmer übers Ohr gehauen werden. Ich wusste nicht, was ich dagegen tun sollte«, sagte sie. »Dann fiel mir ein, dass es immer diese Gerüchte über Lane gegeben hatte, dass ihr Baby von Judd wäre und dass Judd sie getötet hätte. Also hab ich mich gefragt, was wohl passieren würde, wenn ein weiterer Erbe auftauchte? Wenn über das gesamte Judd-Vermögen vor Gericht verhandelt werden müsste? Wenn die Einzelheiten über die Äthanol-Fabrik rauskommen würden? Wenn jemand Senior wegen fahrlässiger Tötung verklagen würde? Das alles hätte passieren können; vielleicht hätten wir sogar erfahren, wo das Geld von dem Geschäft mit der Jerusalem-Artischocke hingekommen ist … Das hab ich zumindest gedacht. Ungefähr zur gleichen Zeit kam das Internet so richtig in Schwung, und es gab diese ganzen Gruppen, die adoptierten Kindern helfen wollten, ihre biologischen Eltern zu finden. Ich hab mich da eingeklinkt und gelernt, wie man das macht. Dabei bin ich schließlich auf Todd Williamson gestoßen, hab ihn angerufen und ihm erklärt, dass er der Erbe eines großen Vermögens wär.«
    »Und dann?«
    »Nichts, und das für eine ganze Weile. Dann tauchte er plötzlich auf, einfach so. Stellte nie irgendwelche Ansprüche, spielte einfach den Redakteur vom Record .« Sie runzelte die Stirn und warf ihre Haare in den Nacken. »Ich weiß nicht, wie er das geschafft hat, aber er war mir total unheimlich. Und es passierte immer noch nichts. Ich wusste, dass er es wusste , aber ich konnte ja nichts sagen . Ich hab angenommen, dass er darauf wartet, dass der alte Mann stirbt; oder dass er vielleicht schon mit dem alten Mann gesprochen hatte und einen Deal mit ihm gemacht hat.«
    »Du hast also abgewartet.«
    »Drei Jahre lang. Als die Gleasons ermordet wurden, bin ich überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass es Todd sein könnte. Ganz ehrlich. Dann wurde der alte Judd ermordet, und Jim hat geglaubt - und du auch -, dass beides miteinander zusammenhängt. Das hat mich beunruhigt.«
    »Du hättest was sagen sollen.«
    »Hätte ich, und irgendwie hab ich das ja auch - zu dir -, aber ich hab befürchtet, dass die Leute mir die Schuld dafür geben würden«, sagte sie. »Und ich war mir nicht sicher, dass es überhaupt was damit zu tun hatte. Ich war mir einfach nicht sicher.«
    »Also hast du mir den Brief geschickt …«
    »Weil niemand etwas gegen die Judds unternommen hat. Und mir kam es so vor, als würden sie im Zentrum der ganzen Sache stehen. Wenn sie einen weiteren Betrug geplant hatten, würde das nicht bedeuten, dass ein Zusammenhang mit den Morden bestand? Als du und Jim der Sache nachgegangen seid, seid ihr auf Feur gestoßen. Ich wusste nicht, dass er an der Äthanol-Fabrik beteiligt war, ich wusste nur von Judd. Und dann war sich Jim ganz sicher, dass die Morde von Feur oder von Feurs Leuten verübt worden waren. Also hab ich die Sache mit Todd weiter vor mir hergeschoben. Du hast es ja ohnehin sehr schnell rausgefunden …«
    »Aber in gewisser Weise hast du die Schmidts auf dem Gewissen, Joanie.«
     
    »Verdammter Mist«, sagte sie. »Ich hab darüber nachgedacht, ganz ehrlich. Auch über die Gleasons. Aber weißt du was? Die Gleasons haben die Gleasons auf dem Gewissen. Und die Schmidts haben die Schmidts auf dem Gewissen. Und die Johnstones hätten die Johnstones auf dem Gewissen gehabt, wenn sie ermordet worden wären. Sie alle haben diesen furchtbaren Mord vertuscht, und dafür haben sie Todd Williamson bekommen. Das haben sie sich selbst eingebrockt.«
    »Mein Gott.«
    »Der würde das wahrscheinlich anders sehen.«
     
    »Und was wirst du jetzt tun?«, fragte Joan ein wenig später.
    »Nichts«, sagte Virgil. »Nach Hause fahren.«
    »Sonst nichts?« Sie wirkte ein wenig überrascht.
    »Ich finde, du hast ziemlichen Scheiß gebaut, Joanie. Aber ich bin mir nicht sicher, ob du ein Verbrechen begangen hast«, sagte Virgil. »Wenn ja, könnte ich es bestimmt nicht beweisen.«
    Sie legte sich seufzend wieder auf die Decke. »Mensch, Virgil!«
    »Yeah.«
    Sie entdeckten noch mehr in den Wolken: eine Atombombenexplosion, einen halb aufgerichteten, unbeschnittenen Penis und den Hut des Quäkers auf der Quäker-Haferflockenpackung.
    Schließlich richtete sich Joan erneut auf und streckte sich. »Hör zu, wenn du mal wieder hier in die Gegend kommst …«
    Virgil zupfte noch einen Grashalm aus, kaute kurz daran, bis er nur noch bitter schmeckte, dann sagte er: »Du kannst mich
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