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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass
Autoren: John Sandford
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vorbei«, erklärte Joan.
    »Ja.«
    »Sieh mal, die andere Möglichkeit wär doch noch viel schlimmer gewesen - wenn du nämlich einen Schuss abbekommen hättest.«
    »Margo Carr ist aber tatsächlich getroffen worden«, sagte Virgil. »Sie muss sechsmal operiert werden, bevor sie wieder halbwegs gesund ist. Einen Monat Krankenhaus, danach Physiotherapie. Die müssen Haut von ihrem Oberschenkel nehmen, um ihren Hals in Ordnung zu bringen, falls sie jemals wieder so richtig …«
     
    Sie musterte ihn forschend. »Du wirkst wirklich wie gelähmt. Der Kerl war verrückt.«
    Virgil lag auf dem Rücken, die Hände hinterm Kopf verschränkt. »Ich hatte Gelegenheit, mit ihm zu reden, bevor er starb. Ist das nicht typisch Cop? Einen Sterbenden zu verhören?«
    »Du wusstest ja nicht, dass er starb«, sagte sie.
    »Ich wusste, dass ich mit einem.30-06er auf ihn geschossen hatte, und das konnte ihm ja wohl kaum gut bekommen sein.«
    »Nun ja …«
     
    Sie entdeckten eine Wassermelone, die einfach nur eine ovale Wolke war, und einen dreibeinigen Hund oder vielleicht auch ein dreibeiniges Huhn, nachdem der Wind einen Schnabel daran geweht hatte. »Was hast du ihn gefragt?«, wollte Joan wissen.
    Virgil rutschte mit dem Hintern auf der Decke hin und her. »Ich hab ihn nach der Frau gefragt, die ihn angerufen und ihm gesagt hat, dass er ein Sohn von Bill Judd wäre. Ich hab ihn gefragt, ob es eine alte oder eine junge Frau gewesen wär.«
    Langes Schweigen. Dann: »O Scheiße.«
    »Ja. Er hat gesagt jung.«
    Erneut verfielen sie in Schweigen, bis Joan schließlich fragte: »Wer war denn die andere Kandidatin?«
    »Deine Mutter. Amy Sweet hat gesagt, sie hätte vor drei oder vier Jahren in ihrem Bridge-Club erwähnt, dass Judd ins Äthanol-Geschäft einsteigen wolle. Ich hab sie gefragt, wer alles in dem Club war. Unter anderem deine Mutter.«
    »Und wie bist du dadurch …?«
    »Über eine ganze Menge Dinge. Ich konnte mir nicht vorstellen, woher Williamson wissen sollte, dass er Judds Sohn war. Ich habe mit der Mutter von Maggie Lane gesprochen, und selbst sie wusste es nicht. Sie hat gesagt, dass selbst Maggie es möglicherweise nicht genau gewusst hat … Ich nehme allerdings an, dass sie es doch gewusst hat. Das könnte der Grund für den Streit zwischen ihr und Judd auf der Mann-im-Mond-Party gewesen sein. Die Schwangerschaft.«
    Virgil riss einen langen Grashalm aus und knabberte an dem süßen Ende. »Jedenfalls, wenn niemand in den Twin Cities es wusste, musste es wohl von hier gekommen sein. Und wer würde den beiden Judds Todd Williamson auf den Hals hetzen? Das musste jemand sein, der einen heftigen Groll gegen Judd hatte. Und wer war das? Die Strykers. Für Jim schien es mir etwas zu subtil. Und dann hast du mir erzählt, dass du zu jung gewesen wärst, um sehr unter dem Tod deines Vaters gelitten zu haben - doch deine Mutter hat mir zweimal das genaue Gegenteil erzählt. Sie hat gesagt, der Tod deines Vaters hätte dich völlig am Boden zerstört. Und du bist all die Jahre hier draußen auf der Farm gewesen und hast versucht, die Scherben aufzulesen … Und du hast dich gleich an meinem ersten Tag hier an mich rangemacht und mich auf Williamson hingewiesen. Dann erhielt ich einen anonymen Brief. Darauf habe ich mich auf die Suche nach einer Schreibmaschine gemacht und keine gefunden. Doch dann hab ich bei dir diese Formulare von der Bundesregierung wegen der Ernteversicherung gesehen, alle in mehrfacher Ausfertigung, und die waren mit einer Schreibmaschine ausgefüllt.«
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße.« Erneutes Schweigen. »Als Williamson auftauchte und auf den Dummy in deinem Auto geschossen hat, hast du da erwartet, dass es Williamson sein würde? Oder Big Curly? Oder Jim oder ich?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hab nicht geglaubt, dass du es bist. Dagegen sprach die Sache mit Roman Schmidts Pimmel.«
    Das musste er ihr erklären.
     
    »Wie hast du ihn ausfindig gemacht?«, fragte Virgil schließlich.
    »Und wie hast du festgestellt, dass er verrückt war?«
    »Dass er verrückt war, hab ich nicht gewusst.« Sie setzte sich auf, zog die Beine an ihren Oberkörper und schlang die Arme darum. »Ich wusste, dass Junior in finanziellen Schwierigkeiten steckte und dass Senior große gesundheitliche Probleme hatte. Als ich über meine Mutter von dieser Äthanol-Sache erfahren hab … nun ja, da haben wir beide geglaubt, das sei wieder so ein Beschiss, die ganze Jerusalem-Artischockengeschichte noch einmal von
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