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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass
Autoren: John Sandford
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Hügel ist, hat er Hunderte Meilen von Maisfeldern in jeder Richtung vor sich. Wir würden ihn zwar trotzdem früher oder später erwischen, aber vorher würde er noch ein paar Farmer wegen ihrer Autos umbringen. Larry, wir brauchen jeden Cop, den Sie finden können. Die sollen sich rund um den Hügel postieren. Dann wird er eine Weile brauchen, um hier wegzukommen.«
    »Wie wär’s mit Hunden?«, sagte Big Curly.
    Virgil schnippte mit den Fingern. »Tun Sie das, und zwar sofort. Wenn Sie ein paar Hunde besorgen können, sagen Sie den Hundeführern, sie sollen sie unten am Hügel bellen lassen. Er soll glauben, dass die Hunde kommen.«
    »Das werden sie doch auch«, sagte Big Curly.
    »Nein, nein. Wenn er Leute kommen sieht und glaubt, er sitzt in der Falle, wird er zu schießen anfangen«, sagte Virgil. »Und wenn ein Hund auf ihn zukommt, wird er den Hundeführer erschießen. Das wollen wir doch nicht. Wir wollen, dass die Hunde bellen, aber wir wollen nicht, dass sie im Dunkeln seine Spur verfolgen. Ich gehe jetzt. Beobachten Sie die Lichtkegel der Scheinwerfer. Wenn Sie ihn sehen …«
    »Seien Sie vorsichtig«, sagte Jensen. »Seien Sie bloß vorsichtig.«
    »Wenn er dort unten liegt, fangen Sie einfach an zu hupen«, sagte Virgil. »Ich komm dann zurück.«
     
    In der guten alten Zeit, in der fünften, sechsten, siebten und vielleicht auch noch in der achten Klasse, bevor das Thema Frauen sie beschäftigte, hatte Virgil mit seinen Freuden gelegentlich Krieg gespielt, stets an warmen Sommerabenden, wenn es langsam dunkel wurde. Die Munition holten sie sich von den Apfelbäumen in der Gegend. Ein grüner Apfel von der Größe eines Golfballs, aus kurzer Distanz geworfen, konnte einem genauso einen Bluterguss einbringen wie ein guter linker Haken. Baumreihen, Zäune, Hecken und überwucherte Sträucher boten ihnen Deckung.
    Eines lernte man dabei sehr schnell, dass man nämlich im Dunkeln, selbst wenn der Mond schien - und als Virgil durch das Gras den Hügel hinaufkroch, leuchtete über ihm der Vollmond -, nie sicher sein konnte, was ein Mensch und was nur Schatten war. Man lernte, nie jemanden direkt anzusehen, weil er einen im Dunkeln spüren könnte. Und man lernte, sich so langsam im Freien zu bewegen wie die Schatten des Mondlichts. Wenn man das nicht lernte, bekam man einen Treffer hinters Ohr, so wahr Gott kleine grüne Äpfel geschaffen hat.
     
    Die Kriegsspiele steckten Virgil immer noch im Blut, mit den Jahren verfeinert durch seine Leidenschaft für die Jagd. Zunächst bewegte er sich geduckt durch das gut kniehohe Präriegras, dann im Entengang und schließlich kriechend, zu Anfang schnell, um vom Scheinwerferlicht der Trucks wegzukommen, dann immer langsamer. Er tastete sich an harten Felskanten entlang, gelegentlichem Buschwerk und stachligen Wildrosen.
    Williamson hatte im Grunde den Wagen genauso den Hügel hinunterrollen und in den Abgrund stürzen lassen, wie das bei seiner Mutter passiert war. Wenn er herausgesprungen war, bevor das Auto über die Felskante ging, hatte er drei Möglichkeiten, wo er hingehen konnte: seitlich über den Hang und im Westen hinunter, den Hang hinauf und in Richtung Norden den Hügel überqueren oder seitlich über den Hang und im Osten hinunter. Nach Süden konnte er nicht, weil dort das Kliff war.
    Virgil glaubte nicht, dass er im Westen hinuntergehen würde, weil er dort den Cops direkt in die Arme laufen würde und außerdem gezwungen wäre, die Zufahrtsstraße zu überqueren. Er könnte nach Norden gegangen sein, doch dann wäre er in das Scheinwerferlicht von Jensen und Big Curly geraten, als die den Hügel hinauffuhren.
    Am wahrscheinlichsten erschien es ihm, dass Williamson nach Osten ging, parallel zum Kliff, oder leicht nordöstlich, um sich allmählich von dem Abgrund zu entfernen. Auf diese Weise würde er die Straße meiden, die an den Überresten von Judds Haus endete. Er würde den Hang unterhalb von Judds Grundstück entlanggehen, sich dann weiter nach Norden wenden und den Hügel überqueren. Wenn er auf der anderen Seite hinunterkam, würde ein Meer von Maisfeldern vor ihm liegen.
    Die Maispflanzen waren hoch genug, dass er durch die Reihen laufen könnte, ohne gesehen zu werden. Irgendwann würde er in eine Farm eindringen und sich nach einem Fahrzeug umsehen.
     
    Wenn Virgil recht hatte, sollte er oberhalb von Judds Grundstück auf Williamson stoßen.
    Wenn er unrecht hatte und Williamson direkt nach Norden gelaufen war und es unbemerkt über
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