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Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Titel: Blinde Flecken: Schwarz ermittelt
Autoren: Peter Probst
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ihre Ausgangsposition zurücksinken.
    »Er ist es«, flüsterte Schwarz. »Marco Kessler.« Dann verließ er schnell den Betonbau und rannte ein Stück weg von diesem Alptraum.
    Kolbinger folgte ihm. »Woran hast du ihn erkannt? An dem Tattoo am Hals?«
    Schwarz blieb stehen. »An seinem linken Auge. Er hat mich schon bei unserer ersten Begegnung so angesehen. Er hat gewusst, dass er keine Chance hat.«
    Einer der Spurensicherer holte sie ein. »Wir haben im Gebüsch eine Tasche gefunden.«
    Kolbinger ließ sich Handschuhe geben und zog den Reißverschluss auf. Er holte eine Jeans hervor, einen Waschbeutel, einen schwarzen Trainingsanzug und einige Hefte. Sie waren mit Druckbuchstaben beschriftet.
Mathematik , Englisch, Deutsch .
    »Burger wollte Abitur machen«, sagte Schwarz.
    »Der Jäger, dessen Hund die Leiche gefunden hat, würde jetzt gern gehen«, sagte der junge Polizist. »Haben Sie noch Fragen?«
    Schwarz schüttelte den Kopf. »Kann mich einer von deinen Leuten in die Stadt zurückbringen, Kolbinger?«
    »Ich fahre dich.«
     
    Sie sprachen erst wieder, als sie die Aubinger Lohe ein ganzes Stück hinter sich gelassen hatten und der Wagen in die Bodenseestraße einbog.
    »Warum hat Burger seine Tasche weggeworfen?«, sagte Kolbinger.
    »Er braucht sie nicht mehr. Die Fingerabdrücke auf der Mordwaffe stammen sicher auch von ihm. Er hat es für überflüssig gehalten, sie abzuwischen und seine Tat zu vertuschen.«
    »Aber warum?«
    »Weil er auf dem Weg zum Finale ist. Siehst du irgendeine Möglichkeit, dass diese verdammte Demonstration noch abgesagt wird?«
    Kolbinger schaute ihn irritiert an. »Du meinst die Kundgebung gegen die neue Partei?«
    »Von Medingen hat Tim Burger jahrelang indoktriniert und dafür gesorgt, dass er vorzeitig aus dem Knast kommt.«
    »Und?«
    »Du kannst dir sicher sein, dass Burger alle, die gegen seinen Meister auf die Straße gehen, hasst. Und er ist höchstwahrscheinlich im Besitz einer Handgranate.«
    Kolbinger schaute ihn ungläubig an. »Woher weißt du das?«
    »Frag nicht, sag diese Demo ab!«
    »Ich? Wie denn?«
    »Rede mit dem KVR, schalte den OB ein, die Staatsregierung, was weiß ich.«
    Kolbinger überlegte kurz und wählte dann eine Nummer. Während er wartete, klopfte er nervös mit seinem für einen Beamten etwas zu breiten goldenen Ring auf das Lenkrad.
    »Jankl, hör zu. Neben mir sitzt der Anton. Er macht sich große Sorgen wegen der Demonstration. Am liebsten   …«
    Er wurde unterbrochen.
    »Jörg von Medingen? Eine Anzeige?«
    »Was sagt er? Lass mich mithören!«, rief Schwarz.
    Kolbinger machte ihm Zeichen, sich zu gedulden. »Und warum geht das nicht?« Er schaute auf die Uhr. »Zehn nach zehn, klar. Ja, sag ich ihm.«
    Kolbinger ließ das Handy sinken.
    »Was ist los?«
    »Von Medingen fordert genau dasselbe wie du.«
    »Was?«
    »Ein Verbot der Demonstration.«
    »Aber aus völlig anderen Gründen. Er würde wahrscheinlich am liebsten jede öffentliche Meinungsäußerung abschaffen.«
    Kolbinger schüttelte den Kopf. »Irrtum.«
    Schwarz sah ihn verständnislos an.
    »Er hat einen Anruf von Tim Burger bekommen und jetzt befürchtet er das Schlimmste.«
    Schwarz brauchte eine Weile, um diese Information zu verdauen. Sie fuhren über den Pasinger Marienplatz mit dem Kopfmiller-Haus und der unglücklich in einen Steinphallus eingesperrten goldenen Madonna. Links tauchte das repräsentative gelbe Rathaus aus der Nazizeit auf.
    »Es sieht so aus«, sagte Schwarz nachdenklich, »als hätte von Medingen erkannt, dass sein Zögling außer Kontrolle geraten ist.«
    »Und wir dürfen mal wieder die Drecksarbeit machen.«
    »Es sieht so aus«, wiederholte Schwarz nachdrücklich.
    »Aber?«
    »Ich habe keine Beweise, und es klingt verrückt.«
    Kolbinger nickte ihm aufmunternd zu.
    »Von Medingen hat doch behauptet, mit einer starken rechten Partei würde die Gewaltbereitschaft in der Neonaziszene deutlich abnehmen.«
    »Behaupten kann man viel.«
    »Eben. Darum käme ihm ein Anschlag doch sehr gelegen. Als Beleg dafür, wie dringend seine Partei gebraucht wird.«
    »Anton, so zynisch kann nicht mal
er
sein.«
    »Der Mann geht über Leichen, glaub’s mir. Also, gibt es eine Chance, das Ganze noch zu stoppen?«
    »Nein.«
    »Wie, nein?«
    »Jankl sagt, die Straße vor dem Parteibüro ist jetzt schon dicht. Wenn man die Demonstranten nach Hause schickt, könnte das ein Chaos geben durch all die Leute, die in Massen von der S-Bahn und den Parkplätzen
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