Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Titel: Blinde Flecken: Schwarz ermittelt
Autoren: Peter Probst
Vom Netzwerk:
Rücken zur Bühne stand. Er trug ein schwarzes Kapuzenshirt und hatte genau die Größe und Statur von Burger.
    Schwarz war wie elektrisiert. Er hielt sofort nach Jankl Ausschau, konnte ihn aber nicht entdecken. Er überlegte noch, wie er am unauffälligsten die Bühne verlassen konnte, da bemerkte er Kolbinger ganz in der Nähe des Verdächtigen.
    Der ehemalige Kollege lauschte Monikas Rede. Schwarz griff zum Handy, rief Kolbinger an und sah erleichtert, dass der sein Telefon ans Ohr hielt. »Ich stehe ganz rechts auf der Bühne, siehst du mich?«
    »Bist du es, Anton?«
    Ein Zwischenapplaus machte die Kommunikation für eine halbe Minute unmöglich. Schwarz sah, dass der Mann im Kapuzenshirt sich ein Stück von ihm wegbewegte.
    Als der Beifall abebbte, schrie Schwarz ins Handy. »Er ist da!« Er zeigte in die Richtung, wo der Mann mit der Kapuze noch immer stand.
    Aber es dauerte noch eine Weile, bis Kolbinger endlich begriff, was Schwarz von ihm wollte, und sich mit einem Kollegen in Bewegung setzte.
    Schwarz dirigierte ihn über Handy. »Ja, genau, die Richtung passt. Sechs Meter noch, mehr nach links.« Er sah atemlos zu, wie die beiden Polizisten sich den Weg durch die Menge bahnten und dem Mann immer näher kamen.
    »Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit«, sagte Monika, winkte strahlend ins Publikum und ging ab. Der Applaus war überwältigend.
    Da griffen Kolbinger und sein Kollege zu. Schwarz hielt den Atem an. Er sah, wie sie den Mann im Kapuzenshirt herumrissen – er war gut zehn Jahre älter als Tim Burger.
    »Scheiße.«
    »Soll das ein Kompliment sein, Anton?« Monika kam lächelnd auf ihn zu. »Was schaust du mich denn an wie eine Erscheinung?«
    »Entschuldige, du warst toll, wirklich«, stammelte Schwarz.
    Monika nahm ihn kurz in den Arm und flüsterte ihm ins Ohr, dass sie ihn liebe. Dann löste sie sich von ihm, um die Glückwünsche von Justus entgegenzunehmen.
    Die nächste Rednerin war Eva Hahn. Zwei Helfer hoben sie im Rollstuhl auf die Bühne. Eva fuhr zum Mikrophon und versuchte, es zu sich herunterzuziehen. Als es ihr nicht gleich gelang, eilte Schwarz herbei, um ihr zu helfen.
    Sie schaute ihm in die Augen. »Danke.«
    »Alles Gute«, sagte Schwarz und zog sich wieder auf seinen Beobachterposten bei den Lautsprecherboxen zurück.
    Plötzlich wurde es ganz still. Schwarz bemühte sich verzweifelt, die Gesichter in der Menschenmenge einzeln zu erfassen, aber nach einer Weile verschwammen sie immer vor seinen Augen. Wenn es irgendwo eine auffällige Bewegung oder Gedrängel gab, zuckte er zusammen und stellte sofort seinen Blick scharf. Tim Burger entdeckte er dabei nie. Wo war er?
    Eva begann sehr leise. »Das ist meine erste Demonstration und an der bin ich auch noch schuld. Ich sitze hier und rede zu euch, obwohl ich eigentlich nicht sehr mutig bin.«
    Stimmt nicht, dachte Schwarz.
    »Aber ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Politiker sagen ja oft intelligente und manchmal auch dumme Sachen. Darüber kann man sich ärgern, man kann Leserbriefe schreiben oder sie abwählen. Aber zwischen dummem Gerede und dem Versuch, das Klima in unserer Stadt systematisch zu vergiften, besteht ein großer Unterschied. Das, Herr von Medingen, werden wir nicht zulassen. Alle hier   …«
    Sie wurde von tosendem Beifall unterbrochen.
    »Alle diese Menschen hier, die zu einer friedlichen Demonstration vor dem Büro Ihrer rassistischen Partei zusammengekommen sind, haben vor zwei Tagen noch nicht gewusst, dass sie heute hier stehen würden. Aber sie halten es für ihre Bürgerpflicht, auf die Straße zu gehen und Farbe zu bekennen. Keine Toleranz gegenüber den Intoleranten, das ist unser Leitspruch.«
    Wieder wurde begeistert applaudiert. Schwarz, der gebannt und voller Bewunderung für Evas Mut und Energie zuhörte, verlor dabei keine Sekunde die Masse der Demonstranten aus den Augen. Sein Blick ging ständig hin und her. Sein Pulsschlag war spürbar erhöht, Schweiß stand ihm auf der Stirn.
    Rainer Bandmann näherte sich Eva von der Seite und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    »Ich höre gerade, dass die Polizei die Teilnehmerzahl auf achttausend schätzt. Darauf bin ich unglaublich stolz, weil wir, wie ihr alle wisst, kaum Zeit zur Vorbereitung hatten. Und ich verspreche euch, beim nächsten Mal werden wir doppelt so viele sein. Wir kommen nämlich wieder und wieder und wieder, bis dieser Spuk vorbei ist.«
    In dem Moment registrierte Schwarz an den Absperrgittern vor dem Grundstück
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher