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Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Titel: Blinde Flecken: Schwarz ermittelt
Autoren: Peter Probst
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herkommen.«
    »Wir haben alle zwei Wochen ein ausverkauftes Fußballspiel. Das kann man doch regeln.«
    »Könnte man. Aber es gibt eine Anweisung von oben.«
    Schwarz schaute ihn verblüfft an. »Das hat der Jankl gesagt?«
    Der ehemalige Kollege nickte. »Dort ist man der Überzeugung, dass von Medingen nur blufft und sich die Demonstranten vom Hals halten will.«
    »Blödsinn! Auch wenn ich mit meiner Hypothese falsch liege, freut der sich doch über die Demonstration. Anders würde er nie so viel Aufmerksamkeit bekommen – für seine beschissene Partei.«
    »Reg dich doch nicht so auf, Anton.« Kolbinger legteSchwarz die Hand auf die Schulter. »Es mag ja sein, dass der Burger was vorhat. Aber ich schwör dir, sobald der die Menschenmassen sieht, gibt er auf.«
    »Du bist nicht der Einzige, der das glaubt. Aber ihr kennt ihn nicht.« Schwarz starrte mit finsterer Miene vor sich hin.

66.
    Es war ein Frühlingstag wie aus dem Bilderbuch, der Himmel weißblau, die Luft so angenehm warm, dass Kolbinger mit offenem Fenster fuhr. Schon einen Kilometer vor der Laimer Röhre tauchten die ersten Gruppen auf. Lachende Schüler, junge Familien mit Kinderwagen, die Kleinen auf den Schultern der Väter, die älteren Geschwister an der Hand der Mütter. Männer in Businessanzügen überholten Rentnerinnen mit Rollatoren.
    Im Tunnel staute sich der Strom zum ersten Mal, weil scharenweise neue Demonstranten mit S-Bahnen am Bahnhof Laim ankamen.
    Kaum zu fassen, dachte Schwarz, dass das kleine Organisationsteam um Eva Hahn und Mirjam Loewi in so kurzer Zeit so viele Menschen auf die Straße geholt hat. Die jungen Leute waren offenbar nach dem Schneeballprinzip vorgegangen und hatten jeden Freund darauf verpflichtet, mit mindestens zehn Bekannten zu kommen und diese Aufforderung genauso weiterzugeben. Außerdem hatten sie sich geschickt des Internets und der Presse bedient. Am Morgen waren in allen Münchner Zeitungen Anzeigen der beliebtesten Prominenten zu lesen gewesen, die erklärten, sie würden auf jeden Fall zur Kundgebung gehen.
    Schwarz sah eine Gruppe Leute in seinem Alter. Siehatten Plakate mit ihren Botschaften dabei und wirkten dabei so glücklich, als hätten sie ewig auf eine Gelegenheit gewartet, den rechten Volksverhetzern die Meinung zu sagen.
    Eine Reihe junger Leute trugen weiße T-Shirts mit der Aufschrift »München sagt Nein.«
    »Das sind Ordner«, erklärte Schwarz Kolbinger. Er selbst hatte sein T-Shirt in der Eile zu Hause liegen gelassen. Aber zumindest steckte die Binde noch in seiner Hosentasche. Er zog sie über den Oberarm.
    »Da schau her«, sagte Kolbinger.
    Dann standen sie im Stau. Die Autos kamen aus allen Richtungen und hatten die kleine Straße zu den Parkplätzen am Hirschgarten hoffnungslos verstopft. Kolbinger stellte das Blaulicht aufs Dach, aber es war sinnlos, die Fahrzeuge vor ihm hätten sich in Luft auflösen müssen.
    Schwarz schaute auf die Uhr. Es war halb elf. »Danke fürs Mitnehmen, Kolbinger.«
    Der ehemalige Kollege rief ihm noch etwas hinterher, aber Schwarz war bereits außer Hörweite.
    Auf dem Gehweg unterhalb des Bahndamms herrschte ein Gedränge wie zur Oktoberfestzeit rund um die Wiesn. Schwarz trat auf die Straße, um schneller voranzukommen. Hinter ihm hupte ein Auto. Er schaute sich nicht um und beschleunigte nur den Schritt.
    »Anton«, kreischte eine Frauenstimme. Im nächsten Moment hängte Cindy sich bei ihm ein. »Also, dich hätte ich hier am allerwenigsten erwartet«, sagte sie.
    »Hast du gedacht, ich bin ein Rechter?«
    »Ein Einzelgänger.« Da entdeckte sie die Ordnerbinde an seinem Arm. »Ach so, du machst es für Kohle.«
    »Nein. Ehrenamtlich.«
    »Du hast dich doch nie für Politik interessiert.«
    »Du vielleicht?«
    »Aber, klar. Ich war schon mit vierzehn bei den Jusos.«
    »Beruflich?«
    »Arsch.« Sie kniff Schwarz in seinen Hüftspeck. »Ich habe meine Trillerpfeife dabei. In Duisburg war ich bei allen Demos gegen Nazis. Und ich verrate dir was. Wenn ich merke, dass ich so einen Typen in meinem Wohnmobil habe, werfe ich ihn hochkant raus. Konsequent. Obwohl die total unangenehm werden können.«
    »Ich muss weiter, Cindy.«
    »Was, ich dachte, wir mischen die gemeinsam auf?«
    Er tippte auf seine Ordnerbinde. Cindy sah ihm enttäuscht nach.
    Schwarz drängelte sich durch einen Pulk Grundschüler, die mit ihrer Lehrerin unterwegs waren.
    Auf den letzten paar Hundert Metern vor der Villa der
Manzonia
war fast kein Durchkommen mehr. Das
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