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Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst
Autoren: Chevy Stevens
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raus. Sie wollte es Aaron sagen, aber dann zeigte ich ihr das hier.« Sie hielt die Hand mit dem fehlenden Finger hoch. »Danach hat sie sich bei deinem Dad gemeldet.«
    Ich dachte daran, wie mein Vater aufgetaucht war, an die Wut in seinem Gesicht und das Gewehr in seiner Hand. Es gab noch etwas, das ich fragen musste.
    »Wusste sie, dass Aaron mich sexuell missbraucht hat?« Ich verkrampfte mich am ganzen Körper und wartete auf den Schlag.
    Mary hielt meinem Blick stand. »Damals nicht. Aber nachdem du hier gewesen warst und mit ihr gesprochen hattest, wunderte sie sich, warum du so viel vergessen hattest. Sie begann, genauer darüber nachzudenken, wie Aaron allein mit dir zum Schwimmen ging, dass er dich ziemlich oft besitzergreifend angefasst hatte und wie du dich nach jenem Sommer verändert hattest …«
    Ich weinte schon wieder. Ich wollte die Worte, die aus Marys Mund kamen, aufhalten, aber ich musste sie hören.
    »Sie kam zu dem Schluss, dass er wahrscheinlich irgendetwas mit dir angestellt hatte. Sie war wütend – auf ihn und auf sich selbst, weil sie dich nicht beschützt hatte. Sie wollte mit dir über ihren Verdacht reden, um dir zu helfen, deine Erinnerungen wiederzufinden.«
    »Sie ist also wirklich nur zu schnell gefahren?«
    »Sie hat den ganzen Abend gekifft und dazu noch eine Menge getrunken, zusätzlich zu diesen Tabletten, die sie immer nahm. Ich sagte ihr, sie solle über Nacht hierbleiben, sich ordentlich ausschlafen und am nächsten Morgen fahren. Ich machte ihr gerade das Bett fertig, als ich sie davonfahren hörte.«
    Sie schaute hinunter auf ihre Stiefel, zog sie aus dem Dreck und wischte einen Fleck weg, als versuchte sie, etwas auszulöschen. »Am nächsten Tag hörte ich, dass sie einen Unfall gehabt hatte. Ich konnte nicht zur Polizei gehen, weil Aaron Daniel hatte.«
    Ich nickte und schaute zu ihrem Haus. Einen Moment lang bildete ich mir ein, meine Mutter auf Marys Veranda zu sehen, wie sie die Vordertreppe hinunterstieg, bereit, ihre Tochter zu beschützen. Sie drehte sich um und warf mir einen Luftkuss zu. Dann war sie verschwunden.

41. Kapitel
    Obwohl wir immer noch nicht wussten, ob jemand dort draußen herumlief, der beabsichtigte, mir etwas anzutun, weigerte ich mich, das Leben einer Gefangenen zu führen. Am nächsten Tag kniete ich in meinem Garten und jätete in einem der Beete Unkraut, das Handy in Reichweite, als ich rechts von mir ein leises, dumpfes Geräusch hörte. Ich wirbelte herum, die Schaufel wie eine Waffe erhoben.
    Es war die Katze. Ich hatte sie seit Monaten nicht mehr gesehen, doch jetzt beobachtete sie mich träge von der anderen Seite des Gartens aus und blinzelte in der Sonne. Ich tat, als würde ich sie ignorieren, und setzte meine Arbeit fort. Sie kam herübergeschlendert, rieb den Kopf an meiner Seite, stupste gegen meinen Ellenbogen. Ich stand ganz langsam auf, doch sie hüpfte trotzdem ein paar Schritte weg, bereit, jederzeit davonzujagen. Argwöhnisch sah sie zu, wie ich mir den Schmutz von den Knien klopfte. »Hast du Hunger?«, fragte ich und ging zum Haus.
    Ich schaute kurz zurück. Sie folgte mir, aber vorsichtig, trottete ein paar Schritte vor und blieb wieder stehen. Im Haus füllte ich etwas Thunfisch auf einen Teller und ging zurück zur Veranda. Sie saß auf einer der Stufen. Als sie den Thunfisch roch, miaute sie klagend, strich um meine Beine herum und starrte zum Teller hinauf.
    »Nun, kleine Miss – du musst schon hereinkommen, um es dir zu holen.«
    Ich ging zurück ins Haus, ließ die Tür offen und stellte den Teller mitten in der Küche auf den Fußboden. Dann ging ich weiter ins Haus hinein und setzte mich mit einer Zeitung an den Esszimmertisch, von wo aus ich sie aus dem Augenwinkel beobachten konnte. Lauthals miauend stand die Katze an meiner Hintertür. Ich ignorierte sie und blätterte eine Seite um.
    Sie kroch herein, den Bauch tief am Boden, der Blick huschte hin und her. Als sie den Teller erreicht hatte, stürzte sie sich auf das Fressen und schnurrte so laut, dass ich es auf meinem Platz hören konnte.
    Als sie fertig war, putzte sie sich die Pfoten. Sie blieb sitzen, wo sie war, und nahm mein Haus in Augenschein. Ich blätterte noch eine Seite um, las ein paar Wörter ohne Bedeutung für mich. Mein Atem wurde ruhiger, als ich die Katze beobachtete. Sie stand auf und streckte sich. Ich erwartete, dass sie zur Tür hinauslaufen würde, doch stattdessen schlenderte sie an mir vorbei und sprang auf den Sessel neben dem
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