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Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Titel: Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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Als Oskar an diesem Morgen die Augen aufschlug, malte ein Sonnenstrahl ein helles Karo auf seine Bettdecke. Mitten darin lag eine kleine rote Schachtel mit einer gelben Schleife drumherum.
    Verdutzt setzte Oskar sich auf. Hatte er etwa Geburtstag?
    »Die Schachtel ist von Mathilda!«, ertönte Henriette Habermicks Stimme aus der Wohnküche.
    Oskar zuckte zusammen. Er würde wohl nie dahinterkommen, woran seine Mutter es merkte, dass er aufgewacht war. Offenbar konnte sie durch Wände schauen. Oder sie hatte Ohren wie ein Luchs und hörte an der Art, wie seine Bettdeckeraschelte, ob er sie zurückschlug oder sich nur im Schlaf wälzte.
    »Sie hat sie vor einer Viertelstunde gebracht, in der Hoffnung, dass du vielleicht schon wach wärst.«
    »Hm«, machte Oskar.
    Er hatte irgendwelchen komischen Murks geträumt, von Toiletten, die mit Unmengen von Klopapier verstopft waren, und fühlte sich noch immer ein wenig benommen. Außerdem hatte er einen Druck auf der Blase, dass es schon nicht mehr feierlich war.
    Hastig schob er die Schachtel ans Fußende, schlüpfte aus dem Bett und sprintete an seiner Mutter vorbei ins Bad. »Wie spät ist es denn?«
    »Viertel nach neun!«, rief Henriette Habermick.
    Das waren drei mal fünf Minuten nach neun geteilt durch drei gleich drei, überschlug Oskar blitzschnell, während er auf der Kloschüssel hockte. Eine gute Zeit für ihn, um aufzustehen. Punkt neun wäre allerdings noch einen Tick besser gewesen!
    Die kleine Rechenaufgabe hatte ihm gutgetan und das Entleeren der Blase ebenfalls. Nun war Oskar putzmunter, und ihm war inzwischen natürlich längst klar geworden, dass er heute keinen Geburtstag hatte. Mit der kleinen roten Schachtel musste es also etwas anderes auf sich haben.
    Oskar überlegte, ob er sie jetzt gleich öffnen oder sich erst mal die Zähne putzen sollte.
    »Sie hat gesagt, dass sie auf dich wartet«, rief Henriette Habermick. »Du wüsstest schon, wo.«
    Oskar richtete seinen Blick zur Decke und grinste. – Und wie er das wusste!
    Mathilda befand sich in diesem Augenblick nämlich ziemlich genau über ihm auf dem Dachboden des Gartenhäuschens, wo sie sich hinter einer stinkenden Wolldecke ein Geheimquartier eingerichtet hatte.
    Oskar spürte eine leichte Ungeduld in sich aufsteigen. Er seufzte leise und beschloss, mit den lästigen Dingen zu beginnen. Dazu gehörten: dreimal drei Ladungen eiskaltes Wasser ins Gesicht spritzen, drei Minuten Zähne putzen und Klamotten anziehen, in denen insgesamt drei Farben vorkamen. Heute waren es Grün, Jeansblau und ein leuchtendes Rot, das in Form eines schmalen Ringels den Rand seiner grasgrünen Socken schmückte.
    »Es ist doch viel zu warm für Strümpfe«, sagte seine Mutter, als er an ihr vorbei ins Schlafzimmer zurücklief. »Wir haben jetzt schon dreiundzwanzig Grad im Schatten.«
    Oskar fand nicht, dass es zu warm war. Er besaß tolle blaue Turnschuhe mit roten Schnürsenkeln, die das T-Shirt, die Jeans und die Socken perfekt ergänzten. Die Socken konnte er später immer noch ausziehen, ohne dadurch etwas an der Anzahl der Farben zu ändern.
    Er band sich die Schuhe zu, angelte die rote Schachtel von der Decke und hockte sich auf die Bettkante.
    »Was ist es denn?«, wollte Henriette Habermick wissen.
    »Keine Ahnung«, murmelte Oskar.
    Behutsam zog er das gelbe Schleifenband auf, rollte es über drei Fingern zusammen und legte es zur Seite. Bestimmt konnte seine Mutter es noch einmal verwenden.
    Dann hob er den Deckel ab und stutzte.
    Als wäre es ein besonders kostbares Kleinod, lag auf einem dicken, nach Veilchen duftenden Wattebausch ein einzelnes Rad, das Mathilda offensichtlich von einem Spielzeugauto abmontiert hatte. Vorsichtig nahm Oskar es heraus, drehte es hin und her und betrachtete es von allen Seiten.
    Mathilda war Oskars beste Freundin. Sie wusste genau, wie viel ihm an der Drei lag. Eine Zeit lang hatte Oskar sogar zusätzlich zu den Schuhen, in denen seine beiden Füße steckten, noch einen einzelnen Gummistiefel mit sich herumgetragen, weil er davon überzeugt gewesen war, dass ihm das irgendwie Glück brachte.
    Ein
einzelnes
Rad konnte also nur eines bedeuten: An irgendeiner anderen Stelle mussten noch zwei weitere davon sein! – Vielleicht ja bei Mathilda im Geheimquartier.
    Oskar legte das Rad in die Schachtel zurück. Als er sie wieder schließen wollte, bemerkte er, dass Mathilda etwas auf die Innenseite des Deckels gekritzelt hatte.
    Feierlich frage ich Dich, Oskar Habermick: Bist Du
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