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Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst
Autoren: Chevy Stevens
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Polizei wieder öfter an meinem Haus vorbei, und Kevin schlief jede Nacht bei mir. Wir wussten nicht, ob es Joseph gewesen war – man hatte seine Leiche immer noch nicht identifiziert – oder Daniel oder sogar irgendein anderes Mitglied, das wütend auf mich war, aber irgendjemand beobachtete mich. Zu welchem Zweck, wussten wir nicht. Falls Joseph nicht im Feuer umgekommen war, musste er sich irgendwo verstecken. In einem Hotel hätte man ihn erkannt, also kam ich auf die Idee, dass Aaron irgendwo einen Unterschlupf haben musste. Zwischen dem Überfall auf Robbie und mich und dem Brand war ein Tag vergangen, an dem Joseph irgendwo gesteckt haben musste. Aber wo? Die Polizei hatte bereits mit Joy gesprochen, die jedoch nichts von anderen Grundstücken wusste.
    Ich dachte an Levi. Er war eines der ersten Mitglieder und auf dem alten Gelände einer der Wächter gewesen. Könnte er etwas wissen? Ich dachte wieder an meine Unterhaltung mit ihm in der Marina. Ich hatte seine Wut und Verbitterung Aaron gegenüber auf seinen Drogenkonsum und möglichen Rauswurf aus der Kommune geschoben, aber vielleicht steckte noch etwas anderes dahinter. Ganz offenkundig wusste er mehr, als er mir erzählt hatte.
    Ich teilte meinen Verdacht der Polizei mit. Man sagte mir, dass sie direkt nach dem Brand im Zuge der Ermittlungen mit Levi gesprochen hatten, die Vernehmung jedoch keine neuen Informationen zutage gefördert hätte. Ich beschloss, es selbst noch einmal zu versuchen.
    Kevin hielt es für unklug, wenn ich allein mit Levi sprechen würde, und wollte mitkommen. Ich hatte nichts dagegen, doch dann wurde er am nächsten Nachmittag bei der Arbeit aufgehalten. Grübelnd tigerte ich durchs Haus. Jeder Tag war ein verlorener Tag. Wenn Joseph oder Daniel sich tatsächlich irgendwo versteckten, schwebte ich in Gefahr. Ich wusste bereits, dass mich jemand beobachtete – aber was planten sie als Nächstes? Dann kam mir ein anderer Gedanke, den ich Kevin gegenüber nicht aussprechen konnte – den ich mir selbst kaum eingestehen konnte. Was, wenn sie Lisa irgendwo hingebracht hatten, bevor sie nach Shawnigan gefahren waren? Sie konnte immer noch dort sein.
    Ich hinterließ Kevin eine kurze Nachricht bei der Arbeit, erklärte ihm, dass ich mein Handy die ganze Zeit über eingeschaltet lassen würde, und brach nach Shawnigan auf.

    Als ich bei Robbie haltmachte, um ihm zu erzählen, was ich vorhatte, begrüßte mich Steve Phillips – Robbie und er wollten angeln gehen. Wir saßen draußen in der Sonne an einem alten, langen Picknicktisch, den Robbie gezimmert hatte. Eine feine Schicht aus Tannennadeln war das einzige Tischtuch, und ich erläuterte den Männern mein Vorhaben.
    »Ich weiß, dass Levi irgendetwas verschweigt.«
    »Gut möglich, dass er auch weiter schweigt«, sagte Robbie. »Er war schon immer ein bisschen feige.« Er schwieg, blickte einen Moment nach unten, und sagte dann: »Das spielt jetzt vermutlich keine Rolle mehr.« Er wandte sich an Steve. »Erinnerst du dich noch an den Streit, bei dem du dazwischengegangen bist?«
    Steve nickte. »Du hast dich wacker geschlagen. Ich habe mich immer gefragt, wer die anderen Kerle waren.«
    »Levi und sein Dealer. Er schuldete ihm Geld. Sie waren draußen an der Hintertür und haben sich geprügelt. Ich hab den Dealer von ihm weggerissen. Dann haben wir angefangen, uns zu prügeln, und Levi ist abgehauen. Als du ankamst, hat sich der Dealer auch verpisst.«
    Mir fiel etwas ein. »Hat Levi daher die Narbe am Arm?«
    »Nein, die hat er schon seit Jahren – eines der Pferde in der Kommune hat ihn mal gebissen. Er hat sich immer in den Stall geschlichen, da hatte er sich einen Vorrat Pot angelegt.«
    Steve fragte: »Warum hast du ihn gedeckt?«
    Robbie zuckte die Achseln. »Ich war jung und dumm und dachte noch, die Cops wären Feinde.« Er kippte den Rest seines Kaffees herunter. »Lass uns angeln fahren.«

    Nachdem ich mich von den Männern verabschiedet und versprochen hatte, mich zu melden, sobald ich mit Levi geredet hatte, fuhr ich um den See herum. Ich erwischte Levi, als er gerade seine Bürotür öffnete. Er schrak zusammen, als er meine Schritte hörte, dann entspannte er sich, als er mich erkannte. »Mann, hast du mir einen Schrecken eingejagt.«
    »Darf ich reinkommen?«
    Er musste den ernsten Unterton in meiner Stimme bemerkt haben, denn sein übliches dümmliches Grinsen verschwand, als er sagte: »Natürlich.« Er öffnete die Tür und führte mich hinein. »Setz
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