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Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst
Autoren: Chevy Stevens
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er nicht merkte, dass ich noch im Keller war. Ich hatte solche Angst. Ich wusste nicht, was los war. Dann hörte ich diesen gewaltigen Knall, Mom. Ich kletterte die Leiter hinauf. Der ganze Flur war voller Rauch, und ich hörte diese furchtbaren Schreie. Ich versuchte herauszufinden, wo die Leute waren, aber alles stand in Flammen. Es war so heiß.«
    Ich sah entsetzliche Bilder vor mir, von Menschen, die um Hilfe schrien, Flammen, die aus dem Gebäude schlugen und Lisa, die in der Falle saß. »Es tut mir leid, Schatz. Ich weiß, dass du es versucht hast.«
    »Ich musste sie dort zurücklassen …« Sie verstummte schluchzend, und ich wusste, dass dieser Schmerz sie noch lange Zeit begleiten würde, die Schuldgefühle der Überlebenden. Sie riss sich zusammen und begann von neuem. »Ich kroch durch den Rauch und schlug eines der hinteren Fenster ein. Draußen sah ich, wie schlimm das Feuer war, und wusste, dass …« Sie verstummte erneut, die Qual stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie wischte sich über die Augen und holte ein paarmal Luft. »An dem Tag sind Menschen gestorben, viele Menschen. Aber ich lebte, und ich …« Sie schüttelte den Kopf und schaute hinunter auf ihren Toast. »Ich begriff einfach nicht, warum Gott mich am Leben gelassen hat, nach allem, was ich getan hatte.« Frische Tränen liefen ihr übers Gesicht.
    Ich wollte sie trösten, aber ich spürte, dass ich jetzt schweigen musste. Ich legte eine Hand auf ihr Knie und drückte leicht. Sie legte ihre Hand auf meine.
    Nach einer Weile fuhr sie fort: »Ich rannte los und trampte zurück in die Stadt. Dann fuhr ich aufs Festland, besorgte mir Drogen und versuchte, alles zu vergessen. Eines Tages wachte ich neben irgendeinem Typen auf. Ich war bei ihm aus den Latschen gekippt, und ich begriff einfach nicht, warum ich immer noch lebte. Mir kam der Gedanke, dass ich vielleicht aus einem ganz bestimmten Grund gerettet worden war, dass ich vielleicht dafür vorgesehen war, etwas aus meinem Leben zu machen.« Sie spielte mit ihrem Toast herum. »Ich kam zurück und suchte mir einen Therapieplatz.« Sie lächelte mich durch die Tränen an. »Ich bin jetzt seit über einem Monat clean.« Ich lächelte zurück. »Es ist hart, echt hart. Ich wollte dich anrufen, aber ich musste wissen, dass ich das durchstehen würde, dass ich ganz sicher mit den Drogen fertig war.«
    Ich nickte, traurig, weil sie so dachte, aber ich verstand sie.
    »Außerdem hatte ich Angst, du würdest mich nie wieder sehen wollen, dass du mich hasst für die Dinge, die ich beim letzten Mal zu dir gesagt habe.«
    »Nein, ich könnte niemals …«
    »Warte, Mom. Bitte. Ich muss noch etwas gutmachen.« Sie räusperte sich und begann noch einmal. »Was ich dir angetan habe, all die Jahre. Ich habe dir das Leben zur Hölle gemacht und dir so viel zugemutet – das tut mir so leid. Ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst. Aber ich versuche, mich zu ändern. Und ich brauche Hilfe.«
    Ich umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und sah ihr in die Augen, so dass sie die Wahrheit und die Liebe in meinen Worten erkennen konnte. »Natürlich helfe ich dir. Du bekommst, was auch immer du brauchst.«
    Sie begann erneut zu weinen. »Ich bin manchmal hier vorbeigekommen und habe versucht, genug Mut zu sammeln, um mit dir zu reden. Aber ich hatte Angst, du würdest mich davonjagen.«
    Ich zählte eins und eins zusammen. »Warst du in meinem Schuppen?«
    Sie wurde rot. »Ich habe mir deine Bäumchen angeschaut. Ich wollte ein Stückchen von einem haben, damit ich etwas von dir mitnehmen konnte. Einmal bin ich hergekommen und habe einfach nur zwischen deinen Sachen gesessen.«
    »Dann hat Kevin also dich verjagt?«
    »Ja, er war ziemlich schnell. Ich hatte mir den Wagen von einem Freund geliehen.«
    »Das ist egal, das ist alles egal.« Ich umarmte sie und zog sie an mich. »Ich bin nur froh, dass du hier bist.«
    Sie entspannte sich in meiner Umarmung. »Darf ich nach Hause kommen?«
    Ich schloss die Augen, kostete die Worte aus und sog den Duft ein, den die Haare meiner Tochter verströmten.
    »Du kannst immer nach Hause kommen.«

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Danksagung
    Ich möchte meinen Lesern und Leserinnen auf der ganzen Welt danken. Ich freue mich wirklich immer sehr über all Eure Nachrichten und den Kontakt mit Euch auf Facebook und Twitter. Als Autor ist man viele Stunden allein an der Tastatur, und es ist schön für mich, nicht nur mit den Figuren meiner Geschichten verbunden zu sein,
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