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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod
Autoren: Andreas Winkelmann
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beobachtet, da draußen bei den Mastställen. Und dann habe ich das Haus der Gersteins beobachtet. Ich wollte doch wissen, wann ihr dort auftaucht. Hat ja auch nicht allzu lang gedauert. Der Bulle hat mich dann von dort direkt zu diesem Schreiberling in die Katzengasse geführt. Und als ich gemerkt habe, dass dieser Penner euer Hauptverdächtiger ist, hab ich mir gedacht: Komm, unterstütz die Bullen ein bisschen, liefere ihnen den Täter, dann hast du Ruhe.«
    Nele nickte.
    Plötzlich erinnerte sie sich an die Gestalt, die sie draußen bei den Mastställen in einiger Entfernung am Fuße eines Windrades gesehen hatte. So nah war ihr der Täter gewesen, ohne dass sie es auch nur gespürt hätte.
    Sadowski wusste nicht, dass der Mann, den er eben als Bullen bezeichnet hatte, Alexander Seitz gewesen war. Seitz hatte durch seine Ermittlungsarbeit gegen Horst Schön den eigentlichen Täter auf sich aufmerksam gemacht und ihm dadurch seine Freundin Jördis auf dem Silbertablett präsentiert.
    Das war an makabrer Grausamkeit nicht zu überbieten.
    »Und wie kam Jördis Kettelhake in das Haus von Horst Schön?«, versuchte Nele es noch einmal.
    »Die hat geglaubt, sie könne ein Spiel mit mir spielen«, sagte Sadowski und grinste überlegen. »Aber ich hab gewonnen. Wie immer. Ich hab sie aus der beschissenen Hütte da draußen geholt und zu Schön gebracht.«
    »Mit dessen Wagen?«
    »Klar.«
    »Wie sind Sie an den Wagen gekommen?«
    Sadowski rollte mit den Augen. »Mein Gott, sind Sie dämlich. Ich hab ihn mir von Schön geliehen, während er hübsch verpackt auf dem Dachboden gewartet hat.«
    »Also haben Sie das alles allein geplant und ausgeführt?«
    »Sag ich doch.«
    »Warum Daniela Gerstein und Miriam Singer? Warum sind ausgerechnet diese beiden Frauen Ihre Opfer geworden?«
    Jetzt veränderte sich etwas an Thomas Sadowski. Sein Blick, der bisher unruhig gewesen war, blieb an Nele haften. Er fixierte sie, und da war etwas in seinen Augen, das Nele nicht einschätzen konnte.
    War es vielleicht Abscheu?
    »Weil sie genauso waren«, sagte Sadowski.
    »Wie waren sie denn?«
    »Wie meine Frau. Sie haben miteinander getuschelt, ich hab sie doch beobachtet, dort in der Praxis. Die haben sich gegen mich verschworen, damit ich meinen Sohn nicht bekomme. Aber nicht mit mir. Nicht mit Thomas Sadowski. Ich bekomme immer, was ich will. Ich gewinne immer!«
    Nele bekam langsam eine Ahnung davon, was im Kopf dieses Mannes vorging. Sie beugte sich vor, um die letzte Frage zu stellen, deren Antwort sie am allermeisten interessierte.
    »Was hat Sie dazu veranlasst, Ihre Opfer mit Wasserstoffperoxid zu übergießen?«
    Sein Blick huschte erneut zum Fenster hinüber, aber nur kurz, dann konzentrierte er sich wieder auf sie.
    »Das werden Sie nie verstehen.«
    »Dann erklären Sie es mir.«
    »Sie sind geistig viel zu eingeschränkt, um mich verstehen zu können, Frau Kommissarin, finden Sie sich damit ab. Unterhalten Sie sich mit Schön, der ist auf Ihrem Niveau.«
    Plötzlich duckte er sich in seinem Rollstuhl, als flöge etwas über seinen Kopf hinweg. Seine an die Lehnen des Stuhls gefesselten Hände zuckten.
    »Ich würde mich gern mit Herrn Schön unterhalten, aber der ist leider tot.«
    »Was?« Er starrte sie an.
    »Warum Wasserstoffperoxid?«, wiederholte Nele ihre Frage.
    »Sie haben mich angelogen!«, schimpfte Sadowski.
    Nele spürte, dass er ihr entglitt. »Warum? Sagen Sie es mir.«
    Seine Pupillen weiteten sich immer mehr und zuckten rastlos hin und her. Aber der Ausdruck darin war nicht mehr eiskalt und berechnend, sondern furchtsam. Das rechte obere Lid zuckte wild.
    »Das wissen Sie nicht? Dabei sind Sie doch genauso. Alle Frauen sind so. Ihr seid so schmutzig, dass ihr nicht mal mehr Kinder bekommen könnt. Oder haben Sie Kinder? Haben Sie nicht. Habe ich recht? Sie sind genauso wie all die anderen. Ihr müsst alle gereinigt werden.«
    Nele sah ihn schweigend an. Sie spürte, dass ihr eigener Verstand hier an seine Grenzen geriet. Und das war auch gut so. Schließlich wollte sie nicht die Gedanken eines Psychopathen in ihrem Kopf haben.
    Sie stand auf und ging zur Tür. Hier war sie fertig.
    »Hey, was soll das … Nein, nicht die Tür! Machen Sie die Tür nicht auf, sonst kommen sie rein. Sie kommen alle rein!«
    Er duckte sich ganz tief in den Rollstuhl und zerrte an seinen Fesseln.
    Nele sah noch einmal zurück. Diese jämmerliche Gestalt hatte so viel Angst und Schrecken verbreitet, so viel Leid über andere
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