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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod
Autoren: Andreas Winkelmann
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unbedingt festhalten. Es würde sie vielleicht mehr über das Wesen der Psychopathie lehren als alle Kurse, die sie bei Dr. Sternberg belegen konnte.
    »Dann bestellen Sie dem, der das getan hat, man sieht sich immer zweimal im Leben.«
    »Ich glaube, Sie verkennen Ihre Situation, Herr Sadowski. Sie werden für den Rest Ihres Lebens nur noch Ihre Mitinsassen im Gefängnis sehen.«
    Er lächelte. »Wenn Sie das meinen.«
    Dann zuckte sein Kopf plötzlich in Richtung des Fensters, und er riss die Augen auf.
    »Was war das?«, fragte er.
    »Gar nichts, Herr Sadowski. Beruhigen Sie sich.«
    Nele warf erneut einen schnellen Blick auf den Infusionsbeutel, den Sadowski aber nicht bemerkte.
    »Haben Sie Daniela Gerstein getötet?«, stellte Nele laut und deutlich die erste Frage.
    »Ja«, kam es wie aus der Pistole geschossen, während er noch zum Fenster sah.
    »Haben Sie die Polizistin Simone Lachnitt getötet, die Miriam Singer bewacht hat?«
    »Ja.«
    »Haben Sie Jördis Kettelhake getötet?«
    Er sah sie an und legte die Stirn in Falten. »Wer ist das?«
    »Die junge Frau draußen im Wolfsbruch in der Hütte.«
    »Ach die. Ja.«
    »Haben Sie Carla Westphal getötet?«
    »Häh?«
    Sein Kopf zuckte wieder in Richtung Fenster, und er duckte sich leicht.
    »Ebenfalls draußen in der Hütte.«
    »Was? Ach ja, klar.«
    Er antwortete auf eine Art und Weise, als hätte sie ihn gefragt, ob man zusammen etwas trinken gehen wolle. Nett, offen und sympathisch. Nele lief es kalt den Rücken hinunter. Damit hatte sie nun doch nicht gerechnet.
    »Können Sie mir erklären, wie der Leichnam von Jördis Kettelhake in das Haus von Horst Schön kam?«
    Thomas Sadowski sah nur noch zum Fenster und schien sich vor irgendetwas dort zu fürchten.
    »Machen Sie das Fenster zu, sie kommen sonst rein«, sagte er mit einem leicht hysterischen Anflug in der Stimme.
    »Beruhigen Sie sich, Herr Sadowski. Niemand kommt hier rein.«
    »Doch, sie kommen rein! Und sie haben Krallen. Bitte, schließen Sie das Fenster!«
    Weil Nele ahnte, was da gerade vor sich ging, stand sie auf, öffnete das Fenster kurz, schloss es wieder und zog auch noch den Vorhang zu.
    »Besser jetzt?«
    Sadowski entspannte sich etwas, schielte aber immer noch zum Fenster.
    »Ich wiederhole die Frage noch einmal: Können Sie mir erklären, wie die Leiche von Jördis Kettelhake in die Wohnung von Horst Schön in der Katzengasse gelangte?«
    »Ohne meine Frau hätten Sie mich nie gekriegt«, wich er aus.
    »Was macht das für einen Unterschied? Die Hauptsache ist doch, dass wir Sie haben.«
    »Das macht sehr wohl einen Unterschied. Es zeigt nämlich, wie dämlich ihr Bullen eigentlich seid. Ihr lauft so lange blind irgendeiner Spur hinterher, bis ihr wie die Lemminge über die Klippe stürzt. Gegen mich hattet und habt ihr nicht den Hauch einer Chance.«
    »Wie kam die Leiche von Jördis Kettelhake in das Haus von Horst Schön?«, wiederholte Nele die Frage abermals. Sie wusste, sie musste nur konsequent sein, dann würde sie heute alles von dem Mann erfahren. »War er Ihr Komplize?«
    Sadowski lachte kurz und laut auf. »Dieser Einfaltspinsel. Machen Sie sich nicht lächerlich.«
    »Dann trifft es also nicht zu, dass Sie Jördis Kettelhake im Auftrag von Horst Schön entführt und getötet haben?«
    »Wie kommen Sie denn auf den Blödsinn?«
    »Herr Schön behauptet das.«
    »Und dass Sie dem Mann glauben, zeigt abermals, wie dämlich Sie sind. Ihr seid alle dämlich.«
    Dr. Sternberg hatte Nele geraten, ihre Fragen zusätzlich so zu stellen, als glaube sie, Horst Schön sei der Initiator oder zumindest ein gleichberechtigter Partner gewesen. Bei einem soziopathischen Typus wie diesem, hatte sie gesagt, müsste eine solche Fragestellung dazu führen, dass er seinen Status als Alphamännchen um jeden Preis verteidigte. Vergessen Sie nicht, er will gewinnen! Auch jetzt noch. Jetzt will er der Serienkiller sein, der in Filmen heroisiert wird. Da kann er keinen Co-Star gebrauchen.
    »Herr Schön behauptet, Sie hätten in seinem Auftrag gehandelt.«
    »Er lügt!«, sagte Sadowski laut. »Er ist ein beschissener Lügner.«
    Nele runzelte die Stirn, so, als verstünde sie etwas nicht.
    »Aber wozu brauchten Sie ihn dann?«
    »Brauchen … Wer sagt, ich hätte ihn gebraucht? Das hat sich halt so ergeben. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich jemand, der vorausplant und nichts dem Zufall überlässt.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Können Sie auch nicht. Aber ich erkläre es Ihnen. Ich habe euch
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