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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz
Autoren: Jane Feather
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nicht vorstellen, wie Sebastian sich an ein Leben mit einer Frau gewöhnen wird, die mitten in einem Abenteuer in Ohnmacht fällt«, bemerkte Marcus, als er zurückkehrte. »Nach einem Leben mit dir, meine Liebe, scheint es eine unmögliche Vorstellung.«
    »Ich nehme an, er wird es als angenehme Abwechslung betrachten«, meinte Judith. »Woher wußtest du, daß Gracemere hier sein würde?«
    »Das ist eine Geschichte für später... viel später.«
    Marcus kam auf sie zu und nahm ihre Hände in seine. Seine schwarzen Augen blickten sie intensiv an. »Wie fühlst du dich nach all dem?«
    »Ich war zuerst schockiert, aber jetzt scheint es eigenartig unwichtig. Sie bedeutet mir nichts.« Sie zuckte die Achseln. »Es ist seltsam, aber ich fühle überhaupt keine Verbindung zu ihr. Jetzt, nachdem ich weiß, wer sie ist - was sie ist -, ist mir eine große Last von der Seele genommen worden. Sie hat mich irritiert und verstört, seit ich ihr zum ersten Mal begegnet bin. Es ist eine Erleichterung zu wissen, warum.«
    Marcus nickte. »Sie bedeutet dir nichts. Jetzt können wir alles das hinter uns lassen und noch einmal neu beginnen.«
    Judith biß sich auf die Lippen. »Ja, sicher, da ist nur noch eine Sache...«
    »O nein«, stöhnte Marcus und ließ abrupt ihre Hände los. »Nicht noch etwas, Judith, bitte.«
    »Ich wollte es dir nicht sagen...«
    »Judith, bitte tu mir das nicht an!«
    »Ich muß es dir aber sagen«, jammerte sie. »Wenn du nicht hinter dieses ganze Durcheinander und hinter die Sache mit Gracemere gekommen wärst, hätte ich Stillschweigen darüber bewahrt. Sebastian meinte, es wäre nicht wichtig, weil wir uns unsere eigene Wahrheit schaffen würden, aber es ist wichtig, und da du den Rest kennst, solltest du das hier auch besser erfahren. Vermutlich wärst du an einem bestimmten Punkt ohnehin von allein darauf gekommen, wenn du genügend Zeit zum Nachdenken gehabt hättest.«
    Marcus schloß kurz die Augen und sagte mit einem resignierten Seufzer: »Sprich weiter. Was ist das für eine
    Wahrheit, die du meinst?« Er ging zum Kamin und blieb dort abwartend stehen.
    »Also, es... es ist so, wir sind nicht verheiratet«, platzte Judith heraus.
    »Was?«
    »Judith Davenport ist keine legale Person, ebensowenig wie Sebastian Davenport. In der Kirche habe ich nicht darüber nachgedacht, wie sollte ich auch? Erst danach, als ich mir das Heiratsregister angesehen habe. Aber wir sind Devereuxs... ich kann mich noch nicht mal mehr erinnern, Charlotte genannt worden zu sein, aber...« Sie sah Verständnis in seinen Augen dämmern und brach ab, in der Annahme, sie hätte genug gesagt.
    Marcus eilte durch den Raum. Seine Finger schlossen sich um Judiths Handgelenk, spannten sich um die zerbrechlichen Knochen, als er sie zur Tür zog. Sie stolperte über eine unebene Steinplatte auf der Türschwelle, doch Marcus' Schritt verlangsamte sich nicht, während er Judith mit sich zog, die wacklige Treppe hinunter. Sie stolperte hinter ihm her, ihr gefesseltes Handgelenk lang ausgestreckt, und sie traten in den von Sonnenschein überfluteten Stallhof hinaus. Nach dem Halbdunkel in den oberen Räumen mußte Judith gegen das helle Licht blinzeln.
    »Marcus, was hast du vor? Wo gehen wir hin?« fragte sie atemlos.
    »Ich sage dir, wo wir hingehen werden«, erwiderte er brüsk. »Wir werden einen Geistlichen finden und uns eine spezielle Lizenz verschaffen, und dann werden wir diese Ehe legalisieren, endgültig und über jeden Zweifel erhaben. Und danach beabsichtige ich, alle meine ehelichen Rechte auszuüben - einschließlich desjenigen, das eine Rute, nicht dicker als mein Finger, einschließt. Bleibt nur noch die Frage, in welcher Reihenfolge ich diese Rechte ausüben werde.« Er faßte Judith um die Taille und warf sie höchst unzeremoniell in seinen Zweispänner.
    »Darf ich auch etwas dazu sagen?« fragte Judith. Sie rappelte sich auf und setzte sich auf den Sitz.
    »Nein, das darfst du nicht!« Er schwang sich auf den Kutschbock neben sie. »Wenn du auch nur einen Funken gesunden Menschenverstand hast, was ich bezweifle, wirst du ganz ruhig dasitzen und den Mund halten.«
    Judith lehnte sich zurück, strich ihre Röcke glatt und holte tief Luft, als die Peitschenschnur den Hals des Leitpferdes berührte und das Gespann vorwärts schoß. Sie fuhren in halsbrecherischer Geschwindigkeit, holperten über die Heide und bogen bei dem Galgen mit Schwung in die verlassene Poststraße ein. Judith betrachtete das Profil ihres
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