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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz
Autoren: Jane Feather
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Besorgung, die sie für ihre Mutter erledigen sollte. Du warst gerade in ein Gespräch vertieft, und sie wollte dich nicht unterbrechen, deshalb habe ich mich angeboten, dir Bescheid zu sagen.«
    »Danke. Ich nehme an, Sebastian wird später alle ihre Fragen beantworten können.« Judith lächelte, aber die Anstrengung, die sie dieses Lächeln kostete, war deutlich sichtbar. Sally drückte ihr kurz die Hand und ging dann.
    Judith schaute sich im Zimmer um und erkannte, daß Agnes Barret sich ebenfalls diskret entfernt hatte. Aber Judith hatte auch nicht angenommen, sie würde sich von irgend jemandem verabschieden.
    Sobald der letzte Gast verschwunden war, ging Judith zu Fuß zur Albemarle Street. Sebastian hatte sie vom Wohnzimmerfenster aus beobachtet und kam selbst zur Tür, um sie hereinzulassen. »Ich habe mich versteckt«, gestand er. »Harry Middleton war heute morgen bei mir, aber ich habe Broughton angewiesen, mich bei allen anderen zu verleugnen.«
    »Klug von dir«, meinte sie. »Mein Wohnzimmer war seit heute morgen voller Leute, die ein paar zusätzliche Leckerbissen an Klatsch aus mir herauszukitzeln versuchten.« Sie zog die Nadeln aus ihrem Hut und streifte ihre Handschuhe ab.
    Sebastian schenkte Sherry ein. »Du siehst schrecklich elend aus«, sagte er ohne Umschweife. »Was ist gestern abend mit dir passiert? Als ich aufschaute, warst du plötzlich verschwunden.«
    »Marcus brachte mich weg, gerade in dem Moment, als du Gracemere bloßgestellt hattest.«
    Sebastian pfiff tonlos. »Er hat es gesehen.«
    Sie nickte. »Alles.«
    »Schlimm?«
    Wieder nickte Judith. »Sehr. So schlimm, wie wir es uns ausgemalt hatten, falls er dahinterkäme.«
    »Es tut mir leid, Liebes.« Sebastian nahm seine Schwester in die Arme, und sie weinte leise, während er ihr tröstend übers Haar strich. »Wenn er genügend Zeit gehabt hat, um sich zu beruhigen und sich die Sache durch den Kopf gehen zu lassen, wird er verstehen. Er weiß, daß du ihn liebst. Er müßte schon blind sein, um es nicht zu wissen.«
    »Ich hatte gehofft, er liebte mich«, erwiderte sie traurig. »Aber Liebe scheint nur zu leicht zu sterben. Er verabscheut mich.« Wieder hörte sie in Gedanken Marcus' Stimme, wie er ihr befahl, hinauszugehen... ihm aus den Augen zu gehen. So voller Wut, voller Verachtung.
    »Unsinn«, widersprach Sebastian. »Selbstverständlich verabscheut er dich nicht.«
    »Doch, das tut er. Aber laß uns jetzt nicht mehr davon reden. Agnes Barret hat mich heute morgen aufgesucht.«
    Sie berichtete, was Agnes gesagt hatte, und Sebastian hörte aufmerksam zu. »Es gibt nichts, was sie tun könnte«, sagte er schließlich. »Keiner von beiden hat irgendein Mittel gegen uns in der Hand, Ju. Gracemere wird London verlassen müssen. Nach dem, was Harry mir erzählte, hat man ihn bereits gezwungen, aus seinen Clubs auszutreten. Er kann sich auf dem Land niederlassen oder ins Ausland gehen. Aber in der Gesellschaft gibt es jetzt für ihn keinen Platz mehr... niemals mehr.«
    »Und Agnes?«
    »Auf sie fällt kein Makel. Sie kann so weitermachen wie bisher.«
    »Aber ohne ihren Liebhaber. Und wenn ihr Schicksal mit Gracemeres verbunden ist, dann trifft sein Ruin auch sie, auf die eine oder andere Weise.«
    »Entweder beendet sie ihre Beziehung zu Gracemere, oder sie gibt ihren Platz in der Gesellschaft auf und geht mit ihm ins Exil. Keine angenehme Wahl. So, und was unternehmen wir jetzt wegen Marcus?«
    Judith schüttelte müde den Kopf. »Ich glaube nicht, daß man da noch etwas ausrichten kann. Ich werde ihn verlassen, sobald ich es mit einigem Anstand tun kann, ohne Gerede heraufzubeschwören. Wir werden uns irgendeine Geschichte zurechtlegen, die mein Verschwinden erklärt, und Marcus wird es freigestellt sein, wieder zu heiraten oder das Leben fortzusetzen, das er geführt hat, bevor er mich traf.«
    Sebastian fiel nichts ein, was er angesichts dieser deprimierenden Zukunft hätte sagen können. Jeder Vorschlag, den er anzubieten hätte, wäre nur ebenso kläglich verglichen mit dem, was hätte sein können.
    Judith griff nach ihrem Hut und den Handschuhen. »Ich gehe jetzt besser wieder nach Hause. Vielleicht ist Marcus inzwischen zurück.«
    Sie ging zum Berkeley Square und fand Harriets Kammerzofe vor der Haustür vor. »Entschuldigen Sie, Mylady, aber Lady Moreton hat mich geschickt.« Das Mädchen knickste höflich. »Sie bittet Sie, Miss Harriet so bald wie möglich nach Hause zu schicken.«
    »Nach Hause schicken?« Judith
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