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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz
Autoren: Jane Feather
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Stadt spricht von nichts anderem. Ich bin sicher, die Leute werden Ihnen die Tür einrennen, Lady Carrington, um sich mit Ihnen über Ihren Bruder zu unterhalten.«
    »Ich frage mich nur, wie lange der Earl schon betrogen hat«, bemerkte Sally. Sie ließ sich in einem Sessel am Kamin nieder. »Es kann doch nicht sein, daß er erst gestern abend damit angefangen hat, oder?«
    »Unwahrscheinlich«, erwiderte Judith in dem Versuch, normal zu reagieren. Wenn Agnes Barret so tun konnte, als wäre nichts Außergewöhnliches passiert und als seien die Dinge, die in diesem Zimmer gesagt wurden, nie ausgesprochen worden, dann konnte sie es auch. Sie erinnerte sich wieder an ihre lebenslängliche Erfahrung im Verstellen und setzte ihre eigene Maske der Sorglosigkeit auf.
    »Aber woher wußte Sebastian davon?«
    »Er hat in den letzten beiden Monaten häufig mit dem Earl Karten gespielt«, sagte Judith achselzuckend, Agnes' starrem Blick ausweichend. »Ich nehme an, er hat vorher schon erkannt, daß etwas nicht stimmte.«
    »Miss Moreton, Mylady.« Wieder öffnete sich die Tür, und eine aufgeregte Harriet eilte ins Zimmer.
    »Oh, Judith, ich konnte kaum an mich halten... was für eine außergewöhnliche Neuigkeit! Ist es wahr, daß Sebastian den Earl von Gracemere beim Betrügen ertappt hat? Oh, wie gern wäre ich dabeigewesen.« Dann sah Harriet Agnes Barret und verstummte augenblicklich, während eine heftige Röte in ihre Wangen kroch.
    »Sie haben sich natürlich nie etwas aus Gracemere gemacht, nicht wahr, meine Liebe?« bemerkte Agnes. »Trotzdem, man sollte sich nicht am Unglück anderer weiden.«
    »Unglück kann man es wohl kaum nennen, Madam«, warf Isobel ein, während sie einen Teller mit süßem Gebäck auf dem Kaffeetablett begutachtete. »Wenn ein Mann es absichtlich darauf anlegt, einen anderen Mann zu verletzen, und dann entlarvt wird, scheint >Unglück< eine unzutreffende Bezeichnung.« Sie entschied sich für einen Keks.
    Agnes verbeugte sich kühl und begann, eine Zeitschrift auf einem Seitentisch durchzublättern. Cornelia stieß Isobel mit einem beklagenswerten Mangel an Feingefühl gegen den Knöchel, und einen Moment lang breitete sich verlegenes Schweigen aus. Dann sprach Sally mit gewohnter Gutmütigkeit. »Es ist natürlich eine unwahrscheinlich schockierende Neuigkeit. Aber man kann nur annehmen, daß der Earl einen zwingenden Grund hatte, auf diese Weise zu spielen. Schulden von unerträglicher Höhe... welche andere Erklärung könnte es dafür geben?«
    »Du hast recht«, stimmte Cornelia zu. »Wir sollten nicht den ersten Stein werfen.«
    »Nein«, meinte Sally, die an die viertausend Pfund für die verpfändeten Rubine dachte.
    Während der nächsten halben Stunde schien tatsächlich halb London an Judiths Tür zu klopfen, vor Neugier brennend, um Einzelheiten zu erfahren, die vielleicht noch nicht allgemein bekannt waren. Judith gewährte Gastfreundschaft, versicherte allen, sie habe leider nichts hinzuzufügen, da sie ihren Bruder seit dem vergangenen Abend noch nicht wiedergesehen hätte, und während der ganzen Zeit schwirrte ihr der Kopf von Vermutungen. Welche Rache konnten Agnes und Gracemere möglicherweise im Sinn haben? Die Spekulationen lenkten ihre Gedanken von dem Kummer mit Marcus bis zu einem gewissen Grad ab, halfen ihr jedoch nicht, ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden. Sie wartete ungeduldig darauf, daß ihre Gäste sich verabschiedeten, damit sie zu Sebastian gehen konnte.
    »Judith, ich muß jetzt nach Hause, Annie hat Krupp.« Sally tauchte neben Judith auf. »Nurse ist sehr tüchtig, aber das arme kleine Ding wird unruhig, wenn ich zu lange fortbleibe.«
    »Das tut mir leid.« Judith nahm diese Mitteilung mit einem Bruchteil ihrer gewohnten Aufmerksamkeit auf. »Ich hoffe doch, es ist nichts Ernstes.«
    »Nein... Judith, stimmt irgendwas nicht?« Sally musterte ihre Schwägerin und Freundin besorgt. »Du wirkst so abgelenkt und nachdenklich.«
    Judith versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Das ist ja auch nicht weiter überraschend«, sagte sie und wies auf den überfüllten Raum. »Nach der gestrigen Nacht...«
    »Nein, das ist es wohl nicht. Was hatte Marcus denn dazu zu sagen?« Es war eine kluge Vermutung, aber Sally war gut im Raten, wenn es die Devlins betraf.
    Judith schüttelte den Kopf. »Nicht jetzt, Sally.«
    Sally akzeptierte es mit einem Nicken und einem mitfühlenden Kuß. »Oh, das habe ich ganz vergessen. Harriet mußte gehen... irgendeine
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