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Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Titel: Bleib doch, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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gegen eine unsichtbare Mauer. Sie versuchte, nach rechts, sie versuchte, nach links auszuweichen. Aber die Wand vor ihr wollte nicht weichen. Sie war nicht hart, nicht so hart, daß sie sich an ihr hätte stoßen können. Aber sie war einfach da, und sie war unüberwindlich.
    „Ich weiß, daß du es bist, Amadeus!“ rief Monika. „Wahrscheinlich meinst du es gar nicht böse, es soll wohl ein Spiel sein... aber ich habe die Nase voll davon. Hör auf damit!“ Doch die unsichtbare Mauer blieb vor ihr stehen.
    Monika versuchte es mit einer List. „Ah, jetzt verstehe ich, Amadeus. Hier ist die Grenze deines Reiches, wie? Über dieses Wäldchen kommst du nicht hinaus. Gib’s schon zu! Sonst würdest du dir nicht soviel Mühe geben, mich zurückzuhalten. Wahrscheinlich willst du nicht, daß ich allein mit Vati rede. Warum kommst du nicht einfach mit, wenn du kannst? Aber der springende Punkt ist... du kannst nicht!“
    Von einer Sekunde zur anderen löste die unsichtbare Wand sich auf, und vor Monika war nichts mehr als der sanft strömende Regen, durch den sie ungehindert hindurchschritt.
    Sie begann zu laufen, denn durch die Kämpfe mit Amadeus hatte sie Zeit verloren. Dabei überlegte sie. Es war natürlich möglich, daß Amadeus sie begleitete. Aber sie war sich ziemlich sicher, daß er es nicht tat. Ihr gegenüber pflegte er zwar vorzugeben, gänzlich frei zu sein. Aber sie hatte immer schon den Eindruck gehabt, daß er an das Haus am Seerosenteich und das Gebiet, das es umgab, gebannt war. Sein Reich hörte jenseits der großen Wiese an der Kreuzung auf, an der sie und Ingrid sich auf dem Schulweg morgens trafen und mittags wieder trennten, und auf der anderen Seite hinter der Schloßruine, die das Haus auf einem Hügel hinter dem Teich überragte. Jetzt hatte sie also noch einen dritten Grenzstrich gefunden: den Waldrand, von dem man schon den Weiler Heidholzen sehen konnte, fünf weiß gekalkte Bauernhäuser mit entsprechenden sogenannten „Beihäusern“, in denen die älteren Leute lebten und die auch an Sommergäste vermietet wurden.
    Von hier aus lief die Straße durch Wiesen und Wälder geradewegs auf Heidholzen zu. In fünf Minuten hatte Monika den Ort erreicht, wanderte vorbei an dem natürlichen Brunnen, dessen Wasser auch im Frühlingsregen in den ausgehöhlten Baumstamm plätscherte. Flüchtig dachte sie an Ingrid, als sie am letzten Haus vorbeikam, in dem die Freundin mit ihren Eltern lebte.
    Am Ortsausgang stellte sie sich auf. Sie hatte das Gefühl, reichlich Zeit verloren zu haben, aber gleichzeitig wußte sie, daß es dumm war, sich deswegen Sorgen zu machen. Es gab für ein Auto nur diese einzige Straße zum Haus am Seerosenteich, auf der sie gekommen war. Also konnte sie ihren Vater nicht verpaßt haben.
    Erst wenige Minuten stand sie am Straßenrand, als ein kleiner roter Flitzer ein paar Meter vor ihr hielt.
    Ein junger Mann streckte den Kopf aus dem heruntergekurbelten Wagenfenster und fragte: „Kann ich dich ein Stück mitnehmen?“ Er lächelte freundlich.
    „Nein, danke“, erwiderte Monika mit Würde.
    „Du willst nicht mitgenommen werden!? Warum stehst du denn dann im Regen herum?“
    „Das geht Sie nichts an! Aber wenn Sie einen Rat von mir haben wollen „Einen Rat!? Das wird ja immer schöner!“
    „Sie sollten sich hüten, so ohne weiteres junge Leute von der Straße aufzulesen! Ich könnte ja eine Ausreißerin sein.“
    Der junge Mann war erst verblüfft, dann lachte er noch breiter. „Vielleicht sollte ich dich bei der Polizei abgeben!“
    „Danke. Das können Sie sich sparen.“
    „Na dann. Wenn es dir Spaß macht, bis auf die Haut naß zu werden
    Monika hielt es nicht der Mühe wert, darauf noch einmal zu reagieren. Der junge Mann kurbelte das Fenster wieder hoch und fuhr davon. Eigentlich war er ganz nett, dachte sie. Trotzdem mochte sie es nicht, von einem wildfremden Menschen aufgelesen zu werden. Nie im Leben würde sie zu einem Unbekannten ins Auto steigen. Was der sich nur eingebildet hatte!
    Dann tauchte das wohlbekannte Auto ihres Vaters aus dem Regen auf.
    Monika trat einen Schritt vor und winkte heftig. Das Auto hielt, Monika lief hinterher, Herr Schmidt öffnete die Tür von innen, und sie stieg ein.
    „Hallo, Kleines!“ begrüßte er sie.
    „Abend, Vati!“ Sie gab ihm einen Kuß auf die Wange.
    „Herrje, bist du naß!“
    „Nur äußerlich, Vati! Ich hab mir Lianes Mantel gemopst, wie du siehst. Im Anorak werden die Knie immer so naß.“
    „Soll das
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