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Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Titel: Bleib doch, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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„wie naß ich werde! Seht euch nur meine Knie an... und deine auch, Norbert! Bei diesem Wetter solltest du dir den Umweg sparen!“
    „Und wer würde euch dann beschützen?“ fragte Norbert großspurig.
    „Pudle dich nicht auf!“ gab Ingrid zurück. „Wir sind zuvor ganz gut ohne dich auskommen. Da feit si nix.“
    „Was soll denn nun das schon wieder heißen?“ fragte Norbert verwirrt.
    „Das nichts daran fehlt... daß es eben so ist“, erklärte Monika.
    Sie hatten die Kreuzung erreicht, wo sich ihre Wege trennten. Vor ihnen, jenseits einer großen Wiese, lag das Haus am Seerosenteich, breit hingelagert. Auf den ersten Blick wirkte es wie ein oberbayerisches Bauernhaus. Es hatte ein tiefgezogenes Dach, dicke Mauern und kleine Fenster. Ein Balkon mit einem hölzernen, kunstvoll geschnitzten Gitter zog sich die ganze Front des ersten Stocks entlang. Aber daß es sich nicht um ein gewöhnliches Bauernhaus handelte, war schon daran zu sehen, daß die Stallungen nicht mit dem Haus verbunden waren, sondern sich, ein niedriges, langgestrecktes Gebäude, seitwärts daneben erstreckten. Sie waren teils als Garage, teils als Unterkunft für Monikas Pferd, den guten alten Bodo, ausgebaut. In der Scheune, die zwischen dem Stall und Haus lag, hatte Frau Schmidt, Monikas Mutter, sich eine Töpferei eingerichtet.
    Das große Haus sah gemütlich und friedlich genug aus, wie es da im strömenden Regen vor Monika und ihren Freunden lag. Niemand, der es nicht wußte, hätte vermutet, daß ein Geheimnis über ihm schwebte.

    „Also dann... bis morgen!“ Monika betrat den Weg, der um die große Wiese führte, die durch einen hölzernen Zaun in vier Abschnitte eingeteilt war, auf denen Bodo abwechselnd grasen konnte.
    „Pfüat di!“ rief Ingrid ihr auf gut bayerisch nach.
    „Auf Wiedersehen!“ rief Norbert.
    Die beiden blieben noch einen Augenblick stehen und blickten Monika nach. Gerade wollten sie sich zum Gehen wenden, als sie etwas sahen, das ihnen die Augen fast aus dem Kopf fallen ließ: Über Monika hatte sich etwas wie ein unsichtbarer Schirm gebildet, der das Regenwasser zu beiden Seiten dichter herabfließen ließ. Monika wandelte trockenen Fußes wie durch eine Kuppel.
    Jetzt merkte sie es selber. Sie blickte nach oben: Doch, es regnete noch, aber nicht auf ihr Haupt. Die Regentropfen platschten auf einen unsichtbaren Schild, teilten sich und strömten nach rechts und links.
    Monika mußte lachen und drehte sich um sich selber. Sie sah, daß Ingrid und Norbert stehengeblieben waren und ihr nachstarrten.
    „Bärig, was?“ rief sie ihnen zu.
    Aber den anderen hatte es die Sprache verschlagen.
    Erst als Monika das Haus schon fast erreicht hatte, brachte Ingrid einen Ton heraus. „Amadeus!“
    „Höchste Zeit, daß gegen diesen Burschen was unternommen wird“, erklärte Norbert im Manneston.
    „Bei so etwas kann selbst der vernünftigste Mensch verrückt werden!“ stimmte Ingrid ihm zu.
    „Ich spreche heute noch mit meinem Vater.“
    „Lieber nicht, Norbert. Warte ab, bis Moni grünes Licht gibt. Sie könnte sonst verdammt sauer werden.“
    „Auch wieder wahr.“
    Mit einem Abschiedswort trennten sich Ingrid und Norbert, Ingrid, um weiter nach Heidholzen und Norbert, um nach Geretsried zurückzugehen. Nur ungern rissen sie sich von Monikas Anblick los, obwohl von ihrem Beobachtungspunkt aus schon nicht mehr zu sehen war, daß Monika trocken durch den Regen schritt.

Amadeus ahnt nichts Gutes

    Monika erzählte zu Hause von ihrem Erlebnis im Regen. Andere Leute hätten es vielleicht unheimlich gefunden, aber die Schmidts — Hilde, die Mutter, Liane und Peter, Monikas ältere Geschwister — waren so an die Streiche des Hausgespenstes gewöhnt, daß sie darüber lachen konnten.
    Amadeus ließ zum Zeichen, daß er anwesend war, die Teller auf dem gedeckten Tisch in der Wohndiele, dem Mittelpunkt des Hauses, tanzen. Monika bedankte sich freundlich bei ihm. Dann aber, als er die Suppenschüssel hochhob und durch den ganzen Raum fliegen ließ, entschloß sie sich, ein Machtwort zu sprechen.
    „Genug für heute, Amadeus!“ rief sie. „Gib Ruhe! Wir wollen jetzt endlich essen, verstanden! Wenn du nicht sofort mit dem Unsinn aufhörst, passiert was!“

    Sie hatte zwar selber keine Ahnung, was sie hätte unternehmen können, wenn Amadeus sich nicht hätte einschüchtern lassen. Aber zum Glück ließ er es nicht darauf ankommen, sondern verzichtete darauf, sich weiter bemerkbar zu machen und stellte die
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