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Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Titel: Bleib doch, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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das noch in verbrämter Form... durch die Blume sozusagen.“
    Ingrid stimmte ihm zu. „Ich finde auch, Moni, wenn du wirklich so besorgt um Amadeus bist, dann solltest du unbedingt Norberts Vater mal einladen. Der versteht was von“...Sie machte eine kleine Pause.
    „Übernatürlichen Erscheinungen!“ ergänzte Norbert.
    „Der könnte dir bestimmt helfen!“
    „Und bestimmt wird er auch versprechen, daß er nichts darüber schreibt... jedenfalls nicht so, daß man das Haus am Seerosenteich erkennt.“
    Monika war schon halb überzeugt. „Meint ihr wirklich?“
    „Ja“, sagten Ingrid und Norbert gleichzeitig.
    Sie lachten, verhakten die kleinen Finger, schwenkten schwungvoll die Arme und riefen gleichzeitig miteinander: „Goethe!“ — „Schiller!“
    „Schade.“ Nachdenklich wickelte Monika eine Strähne ihres glatten roten Haares um den Finger. „Es hat nicht geklappt.“ Ingrid wehrte ab. „Aber das ist doch nur ein dummer Aberglaube... daß man, wenn man auch das zweite Wort gleichzeitig richtig sagt, sich was wünschen kann. Das heißt: Wünschen kann man sich immer was. Es ist nur die Frage, ob es auch eintrifft. Laßt uns lieber was Vernünftiges reden.“
    „Ich schlage vor, wir gehen dabei in Richtung Heimat“, sagte Norbert.
    Sie zogen sich an. Ingrid schlüpfte in ihren schicken Regenmantel mit Südwester, Monika und Norbert in ihre Anoraks. Alle drei wechselten sie die Hausschuhe gegen Regenschuhe um.
    „Wartet! Ich muß noch meine Sachen packen!“ Monika lief noch einmal in das Klassenzimmer und kam mit ihrer Tasche zurück.
    Als sie das Schulgebäude verließen, waren einige der Busse, die die Kinder aus der weiteren Umgebung von Geretsried nach Hause brachten, schon abgefahren. Das ärgste Gewühl war vorbei. Aber immer noch stiegen Kinder, sich schubsend, lachend, schimpfend und grölend, in die wartenden Busse.
    Ein kleines Mädchen stand abseits und schluchzte bitterlich.
    Norbert gab ihr einen freundschaftlichen Schubs. „Na, was ist mit dir? Willst du nicht einsteigen?“
    „Ich hab meinen Bus verpaßt... er ist schon weg!“ heulte die Kleine.
    „Pech!“ meinte Monika mitfühlend. „Fährt nicht einer von den anderen ungefähr in die Richtung?“
    „Nein! Ich weiß nicht! Ich glaub nicht!“
    „Danach solltest du dich aber mal erkundigen!“ meinte Ingrid.
    Norbert griff in seine Hosentasche. „Weißt du was, hier hast du ein...“Er brachte ein silberglänzendes Fünfzigpfennigstück auf der flachen Hand zutage und sah Monika und Ingrid fragend an. „Wie nennt ihr das noch mal?“
    „Ein Fuffzigerl!“ antwortete Monika prompt.
    „Ein Fuffzigerl!“ ahmte Norbert sie nach. „Dort drüben ist eine Telefonkabine...“
    „Telefonhäuserl“, dolmetschte Monika.
    „Ruf zu Hause an, daß irgend jemand dich abholt!“
    „Ihr habt doch ein Telefon?“ fragte Ingrid.
    Das Schluchzen der Kleinen war versiegt; sie nickte. „Der Nachbar!“
    „Und ein Auto?“
    „Naa“, sagte die Kleine breit, „der Nachbar!“
    „Na, hoffentlich holt er dich! Wenn er nicht kann, wartest du eben bis zum Nachmittagsbus. Hauptsache, die Deinen wissen Bescheid.“
    „Ja, vergelt’s Gott. Ich dank euch auch recht schön!“ Erleichtert lief die Kleine zur Telefonzelle.
    „Wie kommst du mir vor, Norbert?“ fragte Ingrid neckend, während sie sich auf den Weg machten. „Du bist ja so großmütig wie Amadeus in seinen besten Augenblicken.“
    Norbert zuckte die Achseln. „Die Kleine hat mir einfach leid getan. Jemand mußte sich ja um sie kümmern.“
    „Das war sehr nett von dir, Norbert!“ Monika schenkte ihm ein Lächeln. „Aber, Himmel, bin ich froh, daß ich mich nicht Tag für Tag in so einem blöden Bus durch die Gegend schaukeln lassen muß. Hundertmal lieber gehe ich zu Fuß... selbst wenn’s regnet!“
    Ingrid und Monika wohnten beide in Heidholzen, Ingrid im eigentlichen Weiler, Monika in einem Haus, das auswärts lag. Aber sie hatten ein gutes Stück Wegs gemeinsam. Norbert lebte mit seinen Eltern am entgegengesetzten Ende von Geretsried. Aber es hatte sich eingebürgert, daß er die beiden Mädchen bis zu eben jener Kreuzung, wo sie sich zu trennen pflegten, begleitete.
    „Das ist doch heute ein ganz famoser Regen!“ stellte er fest, legte den Kopf in den Nacken und versuchte, Regentropfen mit dem Mund aufzufangen. „Man spürt doch richtig, wie er alles zum Grünen und Blühen bringt!“
    Monika lachte. „Ich s-püre nur“, ahmte sie den Freund gutmütig nach,
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