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Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Titel: Bleib doch, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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aufzuzäumen. Bodo wieherte vergnügt, denn während der kalten Jahreszeit, wo er nicht draußen weiden konnte, war er immer besonders begierig auf einen Ausritt. Der sanfte Frühlingsregen störte weder ihn noch Monika oder Kaspar. Fast eine Stunde waren sie unterwegs, dann kamen sie durchnäßt, aber glücklich zurück. Monika rieb Bodo gründlich trocken, während Kaspar sich schüttelte, daß die Regentropfen nur so flogen. Sie nahm Kaspar mit ins Haus, weil er dort schneller trocken werden würde — in der Hoffnung, Amadeus würde sich zurückhalten. Denn wenn ein Tier die Nähe des Hausgespenstes spürte, sträubten sich ihm die Haare, und es wurde von Entsetzen gepackt.
    „Laß dich bloß nicht blicken, Amadeus!“ rief sie mit geballter Faust ins Nichts hinein. „Sieh dir an, wie pudelnaß Kaspar ist! Du willst doch nicht, daß er sich erkältet? Also laß ihn gefälligst in Ruhe!“
    „Mit wem sprichst du denn?“ fragte Frau Schmidt, die aus der Küche kam. Aber sofort überschaute sie die Situation. „Ach so. Ich verstehe. Nimm ein warmes Bad, Moni, und zieh frische Sachen an!“
    Monika tat, wie ihr geraten war. Vergnügt aalte sie sich im warmen Wasser — bis ihr einfiel, daß sie etwas vorhatte. Sie gönnte sich noch eine kalte Dusche, sprang dann rasch aus der Wanne und zog sich an. Dann schlüpfte sie in ihre gelben Gummistiefel, lieh sich, ohne viel zu fragen, Lianes Regenmantel aus und bat die Mutter, ihr ihren Regenhut zu leihen.
    „Was hast du vor?“ fragte Frau Schmidt.
    „Ich will Vati entgegengehen.“
    „Gibt’s was zu besprechen?“
    „Ja.“ Monika, die keineswegs die Geheimnisvolle spielen wollte, holte den Block aus der Schublade, auf dem Frau Schmidt ihre Einkaufsnotizen zu machen pflegte. „Wegen Amadeus!“ schrieb sie auf den Zettel.
    Frau Schmidt las die Mitteilung und riß sie dann rasch in kleine Fetzen — ganz sicher konnte man nicht sein, ob Amadeus am Ende auch noch lesen konnte. „Schon gut, mein Liebes“, sagte sie, „aber dann mußt du dich beeilen.“
    Monika pfiff Kaspar. Aber der erhob sich nur sehr zögernd. Er war froh, daß er ein warmes Plätzchen im Haus gefunden hatte, und hatte offensichtlich genug vom Regenwetter.
    „Pfui, wie unsportlich, Kaspar!“ tadelte Monika ihn. „Aber von mir aus. Bleib, wo du bist. Beklage dich nicht, wenn Amadeus dich vergrault. Das hast du dir dann selber zuzuschreiben.“ Rasch gab sie der Mutter einen Abschiedskuß und lief ins Freie. Immer noch strömte das Wasser vom Himmel. Es war einer jener Landregen, die tagelang anhalten können. Monika machte er nichts aus. Mit weit ausholenden Schritten wanderte sie zielbewußt die schmale, asphaltierte Straße entlang, die nach Heidholzen führte. Sie durchquerte einen kleinen Wald und pfiff dabei vor sich hin. Obwohl sie wußte, daß hier weit und breit keine Gefahr lauerte, war es ihr doch immer wieder ein wenig unheimlich, so ganz allein, ohne Kaspar und ohne Bodo, in freier Natur zu sein.
    Als sie sich plötzlich gepackt fühlte, erschrak sie fast zu Tode. Kein Geräusch und kein Schritt hatte sie vor diesem Überfall gewarnt.
    „Hilfe!“ schrie sie. „Lassen Sie mich los. Was fällt Ihnen ein!“ Sie trat nach hinten aus — aber da war kein Widerstand — , sie kämpfte mit aller Macht, um sich loszureißen. Starke Arme hielten sie unerbittlich umschlungen.

    Nach wenigen Minuten — vielleicht waren es aber auch nur Sekunden — legte sich ihre Panik, und sie konnte wieder klar denken. Sie gab allen Widerstand auf, machte sich ganz schlapp und fragte: „Was wollen Sie eigentlich von mir?“
    Darauf bekam sie keine Antwort, aber sie fühlte, wie sie zurückgezerrt wurde — nicht in den Wald, wie sie gefürchtet hatte, sondern in Richtung auf das Haus am Seerosenteich.
    Monika versuchte, ganz ruhig zu atmen. Sie sah an sich herab. Deutlich fühlte sie die Arme, die sie umschlangen. Aber zu sehen war nichts von ihnen.
    Plötzlich ging ihr ein Licht auf. „Amadeus! Du bist es!“ schrie sie. „Was soll der Unfug! Loslassen! Aber sofort!“
    Auf der Stelle war sie frei.
    Aufatmend rieb sie sich die Oberarme. „Amadeus, du solltest dich schämen!“ sagte sie streng. „Einem hilflosen jungen Mädchen im Freien aufzulauern! Das ist nun gar nicht mehr witzig. In Zukunft werde ich nie mehr ohne Kaspar Spazierengehen. Dann merke ich wenigstens rechtzeitig, wenn du in der Nähe bist.“ Entschlossen setzte sie ihren Weg fort.
    Genau am Ende des Wäldchens stieß sie
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