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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch
Autoren: Dia Reeves
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konnte.
    Wyatt wedelte den herumwirbelnden Staub aus seinem Gesicht. »Auf Nimmerwiedersehen.«
    Ich nickte zustimmend. Auch mir tat es kein bisschen leid, dass Runyon fort war. Ich dachte, Rosalee ginge es genauso, aber ich wusste es nicht genau, denn seit Runyon ihren Körper verlassen hatte, hatte sie noch nicht von ihren Knien aufgesehen. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, Runyons Staub aus ihren Haaren und Kleidern zu schütteln, aber als ich ihn von ihren Schultern strich, wich sie zurück.
    »Können wir gehen?«, fragte Wyatt und stand auf.
    »Was ist mit Bonnie?« Das Licht bewegte sich immer noch in der Hütte. »Glaubst du nicht, sie würde gerne mitkommen?«
    »Hanna.« Wyatt sah mich erstaunt an. »Bonnie verschwand vor mehr als hundert Jahren . Sie ist schon lange tot. Runyon war total bekloppt, wenn er dachte, dass er sie nach so vielen Jahren noch finden würde.«
    »Oh«, sagte ich und kam mir blöd vor. »Aber … wer ist dann in der Hütte?«
    Wyatts wissenschaftliches Interesse war stärker. »Wir sehen nach.«
    »Ich kann Rosalee nicht allein lassen. Sie …«
    Rosalee hob den Kopf und blitzte mich an. »Verdammt noch mal, geh schon. Ich brauche keinen Aufpasser.«
    Also ging ich mit Wyatt zu dem Fenster der Hütte, auch wenn ich viel lieber meinen Kopf im Sand vergraben hätte. Offensichtlich waren Rosalee und ich wieder ganz am Anfang.
    Wyatt und ich sahen durch das Fenster. Wir entdeckten, dass das goldene Licht von einem vielflügeligen Insekt mit einem glühenden Körper kam – ein baseballgroßes Glühwürmchen. Es machte genug Licht, um zu erkennen, dass die primitiv eingerichtete Hütte mit Kerben bedeckt war, die jemand gemacht hatte, der die Tage zählte. Oder die Jahre.
    Dieser Jemand befand sich auf der blanken, hölzernen Liege in der Ecke. Vielmehr waren es ihre Knochen, ordentlich und weiß und unberührt.
    »Sie muss alleine gestorben sein«, sagte Wyatt und starrte mit großen Augen in den Raum.
    Ich war seltsamerweise eifersüchtig auf Bonnie. Wenigstens hatte Runyon die Suche nach ihr nicht aufgegeben, auch wenn er tief in seinem Herzen gewusst haben musste, dass seine Suche sinnlos war. Wer würde nach mir suchen, wenn ich verschwand? Nicht Rosalee. Nicht, wenn sie so war wie jetzt.
    Wir gingen zurück an den Strand.
    Rosalee war weg.
    Ich war noch nicht einmal besonders überrascht. Wyatt rannte den dunklen Strand nach ihr ab und rief ihren Namen, aber ich hatte mich mit dem Gedanken abgefunden, dass sie mich nicht wollte, dass die Freundlichkeit der letzten Wochen mehr mit Runyons Gefühlen für Bonnie zu tun gehabt hatte als mit Rosalees Gefühlen für mich.
    Und dann sah ich, wie sie bis zu den Knien in der sternglänzenden Brandung stand, und musste einsehen, dass ich mich noch lange nicht mit irgendwas abgefunden hatte.
    Ich watete in das warme Ozeanwasser und schnappte sie mir. »Was machst du?«
    Sie riss sich los. »Lass mich.«
    »Komm erst aus dem Wasser raus.«
    »Sag mir nicht, was ich zu tun hab!« Sie griff mit den Fäusten in ihr wildes, lockiges Haar und zog es sich ins Gesicht. »Gott, er hatte recht. Er hatte so recht. Liebe ist eine Falle.«
    »Hör auf mit dem Scheiß! Wenn Liebe eine Falle ist, dann ist Angst auch eine. Lieber würdest du mich wegschicken oder gemein zu mir sein, als dich um mich zu kümmern. Lieber würdest du mich schlagen und Dienstmädchen für einen viertklassigen Dämon spielen, als meine Mutter zu sein.«
    »Ja!«, regte sich Rosalee auf. »Genau so ist es. Ich wäre lieber tot als deine Mutter.«
    »Lügnerin! Warum kannst du nicht einfach zur Wahrheit stehen? Du hast Angst ! Du hast Angst, mich zu lieben!«
    Rosalee plumpste ins Wasser, als hätte die Strömung ihr die Kraft aus den Beinen gespült. Ich konnte kaum hören, was sie sagte. »Er hat mir versprochen, ich müsste nie wieder Angst haben.«
    »Und du hast ihm geglaubt?« Ich hasste es, ihr genau die Worte ins Gesicht zu schleudern, die die Bürgermeisterin zu mir gesagt hatte, aber in diesem Fall hatte die Bürgermeisterin recht gehabt.
    Rosalee und ich waren die Betrogenen in diesem Spiel.
    »Er hätte alles gesagt, um seine Tochter zurückzubekommen.«
    Eine Welle rollte über Rosalees Kopf, aber als sie abebbte, tauchte Rosalee nicht wieder auf.
    »Rosalee?« Ich fasste ins Wasser und zog sie an ein paar Strähnen ihres fließenden Haars hoch.
    Sie stieß mich weg. »Lass das.«
    »Nein, ich werde nicht zulassen, dass du dich ertränkst!«
    »Dann bring
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