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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch
Autoren: Dia Reeves
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beobachtete die Mortmaine, wie sie sich auf dem feuchten Rasen wieder aufrappelten. »Deshalb mögen Sie seine ›nicht standardisierten‹ Waffen nicht. Weil er dadurch mächtiger ist als Sie.«
    »Wie das?«, schrie die Bürgermeisterin frustriert.
    »Magie«, sagte ich wieder, weil ich wusste, dass es sie nerven würde. »Sie benutzen sie. Warum nicht auch wir?«
    »Ich bin eine Göttin!«, kreischte sie wie ein verzogenes Gör, das zum ersten Mal nicht bekam, was es wollte. »Und das ist meine Stadt!«
    »Die Göttin der Kleinstädte? Wie albern! Abgesehen davon haben Götter nur dann Macht, wenn man an sie glaubt, und ich bin mir nicht sicher, ob ich an Sie glaube.«

    Die Bürgermeisterin schrie, weil Schwänchen ihr die Haut mit erhöhtem Tempo zerfetzte. Als mehr und mehr von ihrem Gesicht verschwand, sah sie dem Sensenmann, für den ich sie anfangs gehalten hatte, immer ähnlicher. Die Mortmaine wichen geschlossen vor dem Anblick ihres Schädels zurück.
    Vielleicht wichen sie auch vor mir zurück.
    »Ach, jetzt seid doch nicht so«, sagte ich ihnen. »Wir sind schließlich auf der Dunkelseite, wo der ganze seltsame Scheiß passiert.« Ich dachte darüber nach. »Aber ich vermute mal, dann würde ich auch zu dem seltsamen Scheiß zählen, richtig? Das finde ich weniger cool.«
    »Wie machst du das?« Die bezwungene Stimme der Bürgermeisterin ermutigte mich. »Ich habe dein Blut geschmeckt. Du bist nichts Besonderes.«
    »Vielleicht haben Sie das Falsche probiert. Vielleicht bin ich wie Wyatt – vielleicht ist das Besondere in meinen Knochen.«
    »Das kannst du mir nicht antun!«
    »Warum nicht? Sie sind nicht meine Göttin.« Die alte Bitterkeit stieg in mir auf, das Gefühl, nicht dazuzugehören, ein Außenseiter zu sein. »Ich bin nicht mal von hier. Ich bin nur eine dumme, fürchterliche, schreckliche Frem, richtig?«
    Aber ihr Geschrei machte langsam keinen Spaß mehr.
    »Das reicht, Schwänchen«, rief ich. »Genug gespielt.«
    Schwänchen pellte eine letzte Schicht goldener Haut von der Wange der Bürgermeisterin und ließ sie ins Gras fallen, als es zu mir zurückflog und auf meiner Hand landete. Sein silberner Körper loderte heiß wie eine offene Flamme, aber ich hielt es trotzdem fest und verbrannte mir den Mund, als ich es küsste. Der intensive Geschmack des Metalls blieb auf meinen Lippen, als ich es in meine Manteltasche steckte.
    Alle schienen verblüfft, als sie feststellten, dass die Bürgermeisterin von einer Halskette angegriffen worden war.
    »Schwänchen?«, fragte Wyatt ungläubig.
    »Ich hatte früher immer Halluzinationen, dass Schwänin mich retten würde, wenn ich Probleme hatte«, sagte ich ihm leise. »Dann zog ich hierher, und jetzt ist es wirklich so. Verdammt praktisch, findest du nicht?«
    »Ja, zum Teufel«, stimmte er zu.
    Ich wandte mich zur Bürgermeisterin und schenkte ihr mein nettestes Lächeln. »Sehen Sie, ich bin ein einfaches Mädchen. Ich zerstöre dann doch lieber nicht eine Göttin oder was auch immer Sie sind. Nur um zu beweisen, dass ich es kann. Warum machen wir keinen Deal?«
    Sogar der Sturm hatte sich gelegt, um meine Ankündigung zu hören.
    »Wenn Sie mir einen Schlüssel geben und Rosalee und Wyatt verzeihen, dass Sie Ihnen nicht gehorcht haben, verfüttere ich Sie nicht an Schwänchen zum Frühstück. Wie klingt das?«
    Die Bürgermeisterin schwieg lange, als traute sie sich nicht, etwas zu sagen. Sie zog die Robe über ihr Gesicht / ihren Schädel, um das, was ihr Schwänchen angetan hatte, zu verstecken. Aber sie stand weiter aufrecht, als wüsste sie nicht, wie man anders stehen konnte. »Nur Runyon kannte das Geheimnis, wie man SCHLÜSSEL macht.«
    »Nicht die Sorte Schlüssel«, erklärte ich. »Einen von diesen kleinen Silberschlüsseln, die Sie den Leuten geben, die hier wirklich hergehören. Das ist ja wohl nicht zu viel verlangt.«
    Nach einer langen, atemlosen Pause fasste die Bürgermeisterin in ihre schwarze Robe und zog einen Schlüssel heraus. Sie ging langsam zur Treppe und gab ihn mir zögerlich. Ihre Spiegelaugen glühten seltsam im Schatten ihrer Kapuze.
    »Vielleicht lässt du jetzt, da du deinen eigenen Schlüssel hast, die der anderen Leute in Ruhe«, sagte sie, um ihre Würde zurückzugewinnen, auch wenn gerade die Mortmaine Stückchen ihres Gesichts vom Boden aufsammelten. Was überflüssig war, weil sich ihr Gesicht schon von selbst wiederherstellte.
    Nicht einmal Poppa hatte das gekonnt.
    Vielleicht war sie ja eine
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