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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen
Autoren: Hilary Norman
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wäre ziemlich unhöflich von mir, jetzt noch abzulehnen, nicht wahr?«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Hm.« Lizzie beobachtete ein Spatzenpaar, das einige Meter entfernt in Sophies Vogeltränke badete.
    »Aber mal abgesehen von HANDS«, sagte Christopher, »hätte es noch einen weiteren großen Vorteil, wenn du zustimmst.«
    »Der da wäre?«
    »Wir«, sagte er.
    Lizzie sagte nichts, doch die Bedeutung hinter diesem einzelnen Wort ließ sie erschaudern. Denn so aufrichtig Christophers bekundete Motive sicherlich waren – eine Gelegenheit für eine Reise mit der ganzen Familie, von der auch HANDS profitieren würde: Sie fühlte sich dennoch betrogen. Es Dalia zu sagen, bevor er mit ihr gesprochen hatte, ihr jeden Fluchtweg abzuschneiden …
    Denn wahrscheinlich hätte sie sich genau dafür entschieden: Sie hätte Andrew gebeten, sie bei Howard Dunn und den Essen-und-Trinken -Fernsehleuten zu entschuldigen und ihnen zu sagen, dass sie es einfach nicht schaffte.
    Doch dafür war es jetzt zu spät. Lizzie wäre nicht einmal überrascht gewesen, hätte Christopher Dalia bereits erlaubt, das Vorhaben der Presse gegenüber bekannt zu geben; das war genau sein Stil, wenn er etwas unbedingt wollte. Auf diese Weise war er zu einem so unglaublich erfolgreichen Menschen geworden, voller Entschlossenheit und – verborgen unter Charme und Höflichkeit – einem gewissen Maß an Rücksichtslosigkeit.
    Jetzt würden nicht nur Dalia, sondern auch die Vicuna Press und die Leute vom Fernsehen besonders erfreut sein, dass sie, Lizzie, einen Teil ihrer Honorare spendete, denn das bedeutete mehr positive Presse und zusätzliche Medienaufmerksamkeit.
    Und bald würden auch die Kinder und Gilly Luftsprünge machen, und vielleicht würde Angela – seit kurzem verlobt mit William Archer, einem Börsenmakler im Ruhestand – an irgendeinem Punkt der Reise zu ihnen stoßen wollen, und Andrew würde wahrscheinlich versuchen, ihnen einen Tisch im The Ivy oder The Caprice zu besorgen, um die Neuigkeit zu feiern.
    Doch statt sich auf die Reise und die kreative Herausforderung zu freuen und das Kompliment zu genießen, das ihr sowohl Vicuna als auch der Essen-und-Trinken -Fernsehkanal gemacht hatten, konnte Lizzie an nichts anderes denken als an die Aussicht, mit ihrem Ehemann in allen möglichen Hotelzimmern zu sitzen wie eine Gefangene, umgeben von ihrer Familie und unter den Blicken von Kollegen.
    Ja, das ließ sie erschaudern.
    Es war lange her, dass sie sich so sehr in der Falle gefühlt hatte.

6.
    An einem sonnigen Aprilnachmittag Ende der Neunziger holten Joanne Patston, bis vor kurzem Kundendienstmitarbeiterin der Chingforder Filiale einer Baugenossenschaft, und ihr Ehemann Tony – Mechaniker mit eigener Einmannwerkstatt in der Nähe von Walthamstow – zum ersten Mal ihr Baby nach Hause, in ihr Reihenhaus in Chingford Hatch.
    Das Kind hieß Irina, eine drei Monate alte rumänische Waise, und ihre Heimkehr wurde von ihren verzückten Adoptiveltern, den Nachbarn Paul und Nicola Georgiou und Irinas überglücklicher, frischgebackener Großmutter Sandra Finch gefeiert.
    »Ist sie nicht das schönste Baby, das du je gesehen hast?«, gurrte Sandra über die Schulter ihrer Tochter, während Joanne das kleine Mädchen in den Armen hielt. »Ihre Augen sehen aus wie schwarze Kirschen!«
    »Sie sind sogar noch dunkler als meine«, sagte Paul Georgiou zu seiner Frau.
    »Es sind kluge Augen«, sagte Tony.
    »Und ihre Hände sind so winzig«, staunte Joanne.
    »So zarte Finger«, sagte Tony.
    Irina strampelte mit ihren bestiefelten Füßchen.
    »Vielleicht wird sie mal Ballerina«, sagte ihr neuer Vater.
    »Oder Fußballerin!« Paul lachte.
    Tony warf seinem Nachbarn einen leicht mürrischen Blick zu, kippte den Rest seines Champagners herunter und ging sich eine Dose Foster’s von der Ikea-Anrichte holen.
    »Mir ist es egal, was Irina später einmal tut«, sagte Joanne, »solange sie nur gesund und glücklich ist.«
    »Genau«, stimmte Nicola zu.
    »Ich kann es noch gar nicht glauben«, sagte Sandra. »Mein erstes Enkelkind.« Sie beugte sich vor, um Irinas dunkle Haare zu streicheln. »Ich freue mich so sehr für dich, Joanne.«
    »Und was ist mit mir?«, fragte Tony. »Ich meine, ich hatte schließlich auch damit zu tun.«
    »Natürlich«, sagte seine Schwiegermutter. »Ich freue mich für euch beide.«
    »Wie wäre es mit einem Trinkspruch?«, schlug Paul vor und hob sein Lagerbier.
    »Tony?« Joanne sah ihren Mann an.
    »Gib sie mir.« Tony
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