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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen
Autoren: Hilary Norman
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machen?«
    Sie zögerte. »Gib mir noch ein klein wenig Zeit, Andrew. Ich kann zu einer so großen und zeitaufwändigen Sache nicht einfach Ja sagen, ohne mit der ganzen Familie gesprochen zu haben.« Sie schwieg kurz. »Könntest du ein paar mehr Einzelheiten erfragen? Zum Beispiel, wann die Sache startet, wie lange sie läuft, und in welchen Ländern?«
    »Ja, sicher«, sagte Andrew. »Aber über diese Dinge lässt sich ohnehin noch reden. Niemand erwartet von dir, alles stehen und liegen zu lassen, um ins Flugzeug zu springen, Lizzie.«
    »Das kann ich auch nicht«, sagte sie.
    »Ich weiß«, sagte Andrew. »Und Howard weiß es auch.«

    Lizzie wusste, dass Andrew Recht hatte, was ihren Verleger Howard Dunn betraf, aber sie war nicht sicher, ob die Leute vom Fernsehen ebenso verständnisvoll und entgegenkommend sein würden.
    »Du hast vollkommen Recht, vorsichtig zu sein, Liebling«, sagte Christopher später an diesem Abend, als er aus London zurückgekehrt war und sie im Wohnzimmer einen
    Schlummertrunk nahmen. »Obwohl ich davon ausgehe, dass sie flexibel sind. Schließlich wollen sie ja ganz offensichtlich, dass 25
    du zufrieden bist.«
    Die Kinder lagen schon im Bett. Lizzie war ziemlich sicher, dass sowohl Edward als auch Sophie fest schliefen; es war allerdings eher unwahrscheinlich, dass dies auch für Jack galt.
    Er schlief häufig schlecht, kam aber mit seiner Schlaflosigkeit ziemlich gut zurecht, indem er sich abends immer zwei Walkmen neben sein Bett legte – den einen mit einer Musikkassette, den anderen mit einem Hörbuch –, sodass er nichts weiter tun musste, als die Kopfhörer aufsetzen und einen Knopf drücken.
    Was Jack aber gar nicht schätzte, waren zu viele nächtliche Besuche seiner Eltern, wenn sie nach ihm sehen wollten.
    »Wenn ich ein Problem habe«, erklärte er ihnen, »lasse ich es euch schon wissen.«
    »Vicuna will sicher, dass ich zufrieden bin«, beantwortete Lizzie Christophers Frage. »Aber Fernsehleute haben strenge Zeitpläne und Gewerkschaftsvorschriften und müssen Wetterbedingungen und anderes berücksichtigen. Ich bin sicher, dass sie von mir erwarten, mich in alles einzufinden.«
    »Was du mit Sicherheit schaffen wirst, wie du immer alles schaffst – mit Bravour.«

    Christopher war sehr charmant. Das war er schon immer gewesen, und er hatte Lizzie und ihre Talente stets unterstützt, wofür sie ihm fast immer dankbar gewesen war.
    Dankbarkeit hatte sogar eine entscheidende Rolle gespielt, als sie ihm zum ersten Mal begegnete und sich in ihn verliebte.
    Nach einem Autounfall mit Anfang dreißig waren Angela Pipers linke Brust und ihr Bauch von einer hässlichen Narbe verunstaltet gewesen. Nach dem Unfall war es erst einmal darauf angekommen, Angela das Leben zu retten; später hatte offenbar niemand richtig begriffen, wie verzweifelt die hübsche Brünette über ihre Entstellung war – nicht einmal Maurice 26
    Piper, ihr Mann, dem es viel wichtiger gewesen war, dass seine Frau ihm und der neunjährigen Lizzie erhalten geblieben war.
    Angela jedoch hatte mit ihrer – wie sie es empfand –
    abgrundtiefen Hässlichkeit nicht umgehen können; gleichzeitig hatte sie sich für ihre Undankbarkeit und Oberflächlichkeit zutiefst geschämt, und so war sie in eine schwere klinische Depression gestolpert, aus der sie lange nicht herauskommen sollte. Lizzie entwickelte sich in dieser Zeit zu einem in sich gekehrten Teenager, der es kaum erwarten konnte, zur Universität zu entfliehen.
    Zehn Jahre später erlitt Maurice einen tödlichen Herzinfarkt.
    Angela stürzte im freien Fall in den Abgrund, und Lizzie, die in Sussex Englisch studierte und ihre Freiheit genoss, sah sich gezwungen, nach Hause zurückzukehren. Wie ein dichter Nebel lag die Trostlosigkeit ihres Zuhauses vor ihr – das Ende, so empfand sie es, des Lernens und ihrer Freundschaften. Doch Stuart Bride, Angelas Psychologe, war der Ansicht, dass menschliche Nähe die Wunden, unter denen seine Patientin offenbar immer noch litt, vermutlich besser heilen würde als eine jahrelange Therapie.
    Und dann fegte Christopher Wade – eine große,
    eindrucksvolle Erscheinung mit struppigem blondem Haar und stechenden grauen Augen hinter einer runden Metallbrille – wie ein freundlicher Windstoß in das Leben der Pipers und sorgte im Laufe der Zeit zumindest für ein gewisses Maß an Heilung.
    Lizzie, die dreizehn Jahre jünger war als er, erlebte das alles aus nächster Nähe mit: seine Sanftheit, seinen gesunden
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