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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen
Autoren: Hilary Norman
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Tracht Prügel, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Als er später bei einem Drink seine Wunden versorgte, beschloss er, den aalglatten, charmanten Robin Allbeury darauf aufmerksam zu machen, mit welcher Sorte Menschen er es zu tun hatte. Novak rief ihn an. Ein paar Stunden später stand der Anwalt vor seiner Tür.
    »Du lieber Himmel!«, sagte Allbeury, entsetzt über den Anblick von Novaks Gesicht.
    »Sie hätten ja nicht zu kommen brauchen.«
    Der andere Mann ignorierte die Unhöflichkeit. »Darf ich hereinkommen?« In der linken Hand hielt er eine Flasche Jameson’s. »Besser als Aspirin.«
    Nach kurzem Zögern ließ Novak ihn herein und holte Gläser.
    »Ich komme gleich zur Sache«, sagte Allbeury und schenkte ihnen beiden ein. »Okay?«
    »Warum nicht?«
    »Ich gebe Ihnen mein Wort«, sagte Allbeury, »dass meine Kanzlei von morgen an jegliche Verbindung zu besagtem Klienten abbrechen wird. Und ich hoffe, zu gegebener Zeit werden Sie sehen, dass mein Wort etwas wert ist.«
    »Nach seinen Kumpels zu urteilen«, Novak betastete vorsichtig seine Rippen, »dürfte ihm das nicht gefallen.«
    »Pech«, sagte Allbeury.
    »Was ist mit Allen Keith?«
    »Wenn Mr Keith mit meiner Entscheidung ein Problem hat, kann er sich nach einer anderen Kanzlei umsehen.«
    Novak runzelte die Stirn. »Sie meinen es offenbar ernst.«
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    »Ich sage niemals etwas, das ich nicht auch so meine«, sagte Allbeury.

    Die Schläger hatten ungewollt dazu beigetragen, den Beginn einer langfristigen Zusammenarbeit Novaks mit Robin Allbeury herbeizuführen; außerdem hatte Mike Novak bei dieser Gelegenheit die Liebe seines Lebens kennen gelernt.
    Die Krankenschwester Clare Killin hatte Dienst in der Notaufnahme, als Novak am Nachmittag der Schlägerei dort hineinhumpelte, um die schlimmste seiner Platzwunden auf der Stirn nähen zu lassen. Es sei eine Sache, gestand Novak ihr, sich gelegentlich einer Faust oder sogar einem Stiefel zu stellen, aber Nadeln seien eine völlig andere Geschichte.
    »Ich tue mein Bestes«, versicherte sie ihm. Ihre Stimme war sanft, und sie sprach mit leichtem Edinburgher Akzent.
    »Wollen Sie sich denn nicht über mich lustig machen?«, fragte er.
    »Würde Ihnen das helfen?«
    »Kein bisschen.«
    »Das dachte ich mir.« Sie drehte sich um. »Möchten Sie die Augen schließen?«
    Novak betrachtete ihr hübsches Gesicht, die ruhigen braunen Augen, den schönen Mund und das rote lockige Haar, das sie zu einem Zopf zusammengebunden trug, aus dem ein paar einzelne Strähnen entkommen waren. »Ich glaube, ich lasse die Augen lieber auf«, sagte er. »Wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Zwei Wochen nach ihrem ersten gemeinsamen Abendessen zog Clare in seine Wohnung, und drei Monate später heirateten sie in aller Stille. Keiner von beiden hatte Verwandte in der Nähe; Novak hatte seinen tschechischstämmigen Vater und seine englische Mutter vor sieben Jahren bei einem Flugzeugabsturz verloren, und Clares verwitweter Vater, 18
    Malcolm Killin, lebte in Schottland.
    Aber beide hatten ohnehin keinerlei Bedürfnis nach Familie oder jemand anderem verspürt.
    In diesen glücklichen Anfangstagen war ein gelegentlicher schwieriger Klient oder die ständige Herausforderung, mit der Detektei den Lebensunterhalt zu bestreiten, die einzige Belastung in Novaks Leben. Clare hingegen erlebte eine ganz andere Dimension von Stress, da sie fast jeden Tag mit so viel Schmerz und Kummer konfrontiert wurde, wie Novak es sich nicht einmal ausmalen wollte. Als sie schließlich völlig ausgebrannt war – nach Einschätzung einer Kollegin war Clare einfach zu mitfühlend, um den Arbeitsalltag in der Notaufnahme über Jahre hinweg ertragen zu können –, fürchtete er, sie auf irgendeine Weise im Stich gelassen zu haben.
    Fest entschlossen, Clare wieder zu ihrer früheren Stärke zu verhelfen, verbannte Novak die Detektei auf Platz zwei in seinem Leben – und das Geschäft litt entsprechend darunter.
    Clare kehrte allerdings nie mehr in die Notaufnahme zurück, und Novak unterstützte ihre Entscheidung. Das Krankenhaus war sehr hilfsbereit und schlug den Wechsel in eine andere Abteilung vor, während Novak den Vorschlag machte, sie solle sich als private Pflegerin versuchen, doch Clare lehnte beides ab.
    »Für mich gibt es nur den Job in der Notaufnahme, sonst nichts«, sagte sie. »Was mir dort zu schaffen gemacht hat, ist gleichzeitig genau das, was ich an der Arbeit dort liebe.« Sie blickte Novak an – mit einem seltsamen, forschenden
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