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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen
Autoren: Hilary Norman
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Valerie Golding (ihrer Nachbarin) Lynne regelmäßig tyrannisiert, angeschrien und fast mit Sicherheit auch geschlagen worden war, und zwar von John Bolsover, ihrem Mann; und dass es – diese Information kam von ihrer Schwester Pam – ebenfalls John gewesen war, der auf dem Schwangerschaftsabbruch bestanden hatte, der wiederum Auslöser für Lynnes Depressionen gewesen war.
    Bolsover würde mehrere Male verhört, dann verhaftet und wegen des Mordes an seiner Frau angeklagt werden.
    Allerdings würde er nie ein Geständnis ablegen.
    Weil er unschuldig war.

    7
    2.
    ie meisten Leute sahen sich zu der Feststellung veranlasst, D dass Lizzie Piper Wade eine beneidenswert glückliche Frau war.
    »Außer der Sache mit dem armen Jack natürlich«, fügten diejenigen hinzu, die von der Muskeldystrophie ihres mittleren Kindes wussten. »Obwohl selbst das leichter für sie sein muss als für andere Frauen.«
    »Andere Frauen« waren diejenigen, die das Pech hatten, nicht mit dem Arzt und Chirurgen Christopher Wade verheiratet zu sein.
    Das Leben hatte Lizzie gelehrt, ihr Glück zu schätzen und trotz Jacks schrecklicher Krankheit für viele Dinge dankbar zu sein. Sie war dankbar für Jacks Mut und seinen Humor, seine Intelligenz und Selbstachtung und – vielleicht das Wichtigste –
    für sein unerschütterliches Vertrauen in die bedingungslose Liebe seiner Familie. Sie war dankbar, dass der zwölfjährige Edward so gesund war wie Sophie, die im März sieben würde; allerdings würden die Zukunft – und verschiedene medizinische Untersuchungen im Teenageralter – erst noch zeigen, ob Sophie ebenfalls den genetischen Defekt aufwies, der für die Krankheit des zehnjährigen Jack verantwortlich war.
    Dennoch, Lizzie war dankbar für ihr Leben.
    Und für ihre Arbeit.
    »Welchen Stellenwert«, hatte ein Journalist, der sie für eine Samstagsbeilage interviewte, sie vor einem Jahr gefragt,
    »räumen Sie Ihrer Karriere in Ihrem Leben ein?«
    »Ich freue mich darüber«, hatte Lizzie geantwortet.
    »Ich habe das Glück, kochen, essen und trinken zu dürfen, darüber zu schreiben und noch dafür bezahlt zu werden.«

    8
    Doch die Antwort, die in ihren Gedanken ganz oben stand –
    die ehrlichste Antwort –, hatte sie dem Journalisten nicht gegeben.

    Meine Arbeit bewahrt mich davor, den Verstand zu verlieren.
    Der Journalist wusste von Jacks Krankheit und hätte wahrscheinlich angenommen, dass Lizzie sich darauf bezog.
    Doch sie sprach die Wahrheit nicht aus – weder dem Journalisten noch irgendeinem anderen Menschen gegenüber.
    Sie sagte es nicht einmal ihrer Mutter, Angela Piper, und auch nicht Gilly Spence, die ihr bei der Hausarbeit half (weshalb Gilly der Liste der Glücksfälle in ihrem Leben hinzuzufügen war).
    Meine Arbeit bewahrt mich davor, den Verstand zu verlieren.
    Niemand hätte wirklich verstanden, was sie meinte. Alle hätten gedacht, falls Lizzies emotionale Stärke hier und da ein wenig ins Schwanken geriete, müsse es wegen Jack sein – und wegen der ständigen Herausforderung, ihre Prioritäten ins Gleichgewicht zu bringen. Doch selbst unter Berücksichtigung ihrer Probleme wären viele Menschen der Meinung, dass Lizzie es trotzdem leichter hatte als die meisten anderen.
    Weil ihre ganze Familie, ihre Freunde und Kollegen und jeder, der in Frauenzeitschriften oder in der Boulevardpresse über sie gelesen hatte, sich einig waren, was den wichtigsten Aspekt in Lizzies Lebens betraf: Ihr größtes Glück bestand darin, Christopher zum Ehemann zu haben.
    Vor allem, dachten manche insgeheim, weil die Blondine mit den blauen Augen zwar recht hübsch, aber keinesfalls eine Schönheit war.
    Dafür aber war sie mit Christopher Edward Julian Wade verheiratet, dem berühmten und attraktiven
    Schönheitschirurgen, der seine Fähigkeiten regelmäßig in die Dienste bedürftiger Menschen in verschiedenen Ländern 9
    Europas und der Dritten Welt stellte und darüber hinaus Gründer und Rückgrat von HANDS war, einer karitativen Organisation, die sich der ärztlichen und psychologischen Hilfe für entstellte Männer, Frauen und Kinder widmete.
    Diverse Boulevardzeitungen titulierten Wade regelmäßig als
    »heiligen Christophorus«.
    Das Familienleben der Wades war zwischen einer großen, frühviktorianischen Villa an der Themse, unweit von Marlow in Buckinghamshire, sowie einer Gartenwohnung im Londoner Holland Park aufgeteilt; sie hatten beide Domizile vor einigen Jahren praktisch komplett ausweiden und neu bauen
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